Die Flüchtlingskrise spielt sich bei weitem nicht nur in Bulgarien ab. Allein in Europa sind sie inzwischen mehr als eine halbe Million. Während 2012 nur 1400 Menschen Schutz in Bulgarien gesucht haben, sind es im vergangenen Jahr mehr als 11.000 gewesen. Und es kommen noch mehr – im ersten Halbjahr 2015 waren es bereits 9000. Die Flüchtlingswelle stellt uns vor neuen Herausforderungen, aber das Bulgarische Rote Kreuz hat die Möglichkeit, zu helfen. Das behauptet der Vorsitzende der Organisation, Hristo Grigorow.
„Als die erste Flüchtlingswelle über uns hereinbrach, mussten wir auf unsere Lebensmittelvorräte zurückgreifen und konnten so 1500 Menschen helfen“, erinnert sich Hristo Grigorow. „Das Bulgarische Rote Kreuz hat Ressourcen, wir haben natürlich weitere Vorräte und sind bereit, 12.000 Menschen zu helfen. Darüber hinaus verfügt das Bulgarische Rote Kreuz über ein eigenes Radiokommunikationssystem und eigene Logistik. Wir können jede Ecke des Landes erreichen. Insbesondere zu Beginn der Flüchtlingskrise in Bulgarien vor knapp drei Jahren waren wir die ersten vor Ort. Erst später konnten die staatlichen Stellen reagieren, denn wir wurden überrascht und im ersten Moment überfordert“, sagt Grigorow.
Die meisten Flüchtlinge, die nach Bulgarien einreisen, haben in der Regel nichts dabei. Für die Helfer des Bulgarischen Roten Kreuzes geht es in erster Linie um humanitäre Hilfe. Angaben der Bulgarischen Flüchtlingsagentur zufolge befinden sich derzeit rund 800 Flüchtlinge in den Aufnahmezentren, die bereits Asyl bekommen haben und deshalb nicht mehr dort leben dürfen. Die Angaben zeigen aber, dass jeder Vierte in den Flüchtlingszentren bleibt, weil die Unterkunft und die Verpflegung dort kostenlos zur Verfügung gestellt sind. Das bereitet aber der Flüchtlingsagentur Probleme, denn so werden die Plätze für Neuankömmlinge knapp. Das Bulgarische Rote Kreuz will sich nun einschalten, und dieses Problem lösen helfen. Die Organisation will 1000 Asylanten die Miete ein Jahr lang zahlen.
„Wir haben einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen und das Geld dafür ist sicher gestellt“, sagt Hristo Grigorow. „Die Flüchtlingsagentur wird für uns die Asylanten aussuchen und unsere freiwilligen Helfer werden ihnen beim Umzug helfen. Sie kommen in Sofia und in südbulgarischen Großstädten unter, wie Harmanli, Haskowo, Jambol und Stara Zagora. Ich muss betonen, dass wir noch auf keine Ablehnung seitens der Einheimischen gestoßen sind. Man muss bedenken, die Bulgaren leben in der Regel sehr arm. Wenn der Staat plötzlich Flüchtlingen mehr Aufmerksamkeit widmet, als den eigenen Bürgern, sind feindliche Reaktionen zu erwarten und zum Teil auch verständlich. Trotzdem weiß ich aus meiner eigenen Erfahrung, dass die Bulgaren sehr tolerant und hilfsbereit sind. So ist es auch heute, wenn wir diesen Menschen helfen müssen“, sagte abschließend der Vorsitzende des Bulgarischen Roten Kreuzes.
Deutsche Fassung: Vessela Vladkova
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