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120. Jahrestag seit der Geburt der Volksliedsägerin Gjurga Pindschurowa

Foto: Archiv
Gjurga Pindschurowa war nicht nur eine begabte und berühmte Volksliedsängerin – sie war als Mensch ungemein beliebt und geachtet. Wie viele bulgarische Musikkünstler, ist auch sie in einer musikalischen Familie aufgewachsen – ihr Vater spielte Geige und ihre Mutter und ihre Schwester sangen. Als Kind sang sie am liebsten nicht nur allein vor sich hin, wie es für gewöhnlich Kinder tun, sondern auch vor Publikum – die Nachbarn waren willkommene Zuhörer. Bei einem dieser improvisierten Konzerte wurde sie von der damaligen bulgarischen Opernprima Christina Morphowa entdeckt, die in Trăn, der Geburtsstadt von Gjurga Pindschurowa, ein Konzert gab. Der laue Abend hatte die Primadonna zu einem Spaziergang verleitet und da hatte sie eine klare Kinderstimmestimme vernommen, war ihr gefolgt und hatte dann dem Gesang aus nächster Nähe gelauscht. Am Tag darauf kam die Sängerin wieder, um mit den Eltern des jungen Mädchens zu sprechen.


Oft hat Gjurga Pindschurowa über ihre Treffen mit der Opernsängerin Christina Morphowa erzählt, denn sie hat ihren Lebensweg maßgeblich beeinflusst. Sie hatte das Kind nach Sofia mitgenommen, es bei sich untergebracht und ihm geholfen, die hauptstädtische Musikschule zu besuchen. Danach setzte Gjurga, wieder auf Betreiben von Morphowa, ihre Ausbildung am Prager Konservatorium fort, wo sie ihr Studium mit einer Goldmedaille abschloss. In Prag selbst erhielt Gjurga Pindschurowa verlockende Angebote, in Opernaufführungen zu singen – sie kehrte jedoch nach Hause, in ihre Heimat zurück, obwohl sie genau wusste, dass dort ein schwierigeres Leben auf sie wartete. An der Sofioter Oper erhielt sie keine Einstellung, da es keine freien Stellen gab. Kurzerhand ging Gjurga Pindschurowa in ihre Heimatstadt Trăn und wurde Musiklehrrein. Ihr Drang, den Kindern eine musikalische Ausbildung zu geben, ließ sie auch in die umliegenden Dörfer gehen, wo sie Gesang unterrichtete.

Mittlerweile hatte sie geheiratet, hatte zwei Söhne, sorgte sich aber auch um zwei Waisenkinder, die sie aufgenommen hatte. Ende der 30er Jahre machte sie erste Aufnahmen, sang im Radio und schließlich zog die Familie nach Sofia um. In all den Jahren hatte sie die Liebe zum Volkslied nicht verloren. Und da in jenen Jahren das Radio Volksliedsängerinnen dringend brauchte, entschloss sich Gjurga Pindschurowa, sich vollends diesem Genre zu widmen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Gjurga Pindschurowa eine umfangreiche Konzerttätigkeit. Sie war eine gefragte Sängerin und die staatliche Konzertdirektion organisierte ihr im ganzen Land Auftritte. Charakteristisch für die Interpretationen von Gjurga Pindschurowa ist der emotionelle Vortrag. Sie hatte Humor und sang auch mit Vorliebe die Scherzlieder ihrer Heimatregion.

Gjurga Pindschurowa verstarb im Jahre 1971 im Alter von 76 Jahren. In Anerkennung ihrer Verdienste wurde das Kulturhaus in ihrer Geburtsstadt Trăn nach ihr benannt. 1994 wurde dort auch die erste Ausgabe eines Wettbewerbs für junge Talente durchgeführt, der ebenfalls ihren Namen trägt. Anlässlich der diesjährigen 120-Jahrfeier seit ihrer Geburt organisiert die Stadt Trăn eine Konzertreihe; der Jahresfolklorepreis 2015 ist seinerseits ebenfalls der Sängerin geweiht.

Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow



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