Die Frauen spielen eine immer wichtigere Rolle in der bulgarischen Politik. Es reicht aus, die Namen einflussreicher Politikerinnen zu nennen, um sich davon zu überzeugen: UNESCO-Generaldirektorin ist Irina Bokowa, EU-Kommissionsvize ist Kristalina Georgiewa, Vizepräsidentin des Landes ist Margarita Popowa, Parlamentspräsidentin ist Zezka Zatschewa, Vizeregierungschefin in Sofia ist die ehemalige EU-Kommissarin Meglena Kunewa, Vizeregierungschefin und Innenministerin ist Rumjana Batschwarowa, Sofioter Oberbürgermeisterin ist Jordanka Fandakowa. Die Liste könnte noch lang werden. Darüber hinaus hat das Meinungsforschungsinstitut Gallup International im Auftrag einer auflagenstarken Frauenzeitschrift in Bulgarien die Stimmung im Land erforscht, wie die Politikerinnen in der Bevölkerung ankommen.
„Die derzeitige UNESCO-Chefin Irina Bokowa hat alle Chancen, die nächste UNO-Generalsekretärin zu werden“, kommentiert der Soziologe Parwan Simeonow von Gallup International. „Die erste Hürde, die sie nehmen muss, ist ihre Nominierung durch die bulgarische Regierung. Fast jeder Dritte in Bulgarien glaubt, dass sie die richtige Wahl des Ministerpräsidenten wäre. Und noch eine beeindruckende Unterstützung für eine aktive Politikerin: die Hälfte der Befragten schließt nicht aus, dass die Sofioter Oberbürgermeisterin Jordanka Fandakowa in absehbarer Zukunft Regierungschefin wird“, sagt der Soziologe.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die derzeitige Innenministerin Rumjana Batschwarowa von der Regierungspartei GERB zur Spitzenkandidatin bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr nominiert wird, wird von 13 Prozent der Befragten nicht ausgeschlossen. Die Meinungsforscher führen das auf ihre Beliebtheit als Innenministerin und rechte Hand von Ministerpräsident Borissow zurück. In diesem Amt hat sie auch einen sehr hohen Beliebtheitswert. Parwan Simeonow zufolge haben die Bulgaren dennoch immer noch ein Problem damit, eine Frau als Staatsoberhaupt zu akzeptieren. Dies sei auf die noch konservative Auffassung von der Rollenverteilung in unserer Gesellschaft zurückzuführen. Das Meinungsforschungsinstitut untersuchte auch diese Stimmungslage in der bulgarischen Gesellschaft. Die Umfrage zeigte, dass die wilde Ehe von immer mehr Menschen befürwortet wird.
„80 Prozent der Befragten haben kein Problem damit, wenn Paare ohne Trauschein zusammenleben und Kinder haben“, sagt Parwan Simeonow. „Erwartungsgemäß haben ältere Menschen Bedenken, wie gut es für die Kinder ist, Eltern ohne Trauschein zu haben. Sie machen jene 15 Prozent aus, die gegen die wilde Ehe sind. Die Eheschließung ist also längst kein Muss mehr in der bulgarischen Gesellschaft, dafür aber gilt ein Leben ohne eigene Kinder in Bulgarien nach wie vor als sinnlos. 86 Prozent der Befragten gaben an, dass die Kinder der größte Schatz auf der Welt sind und dementsprechend nehmen sie den ersten Platz im Wertesystem der Bulgaren ein“, sagte abschließend Parwan Simeonow vom Meinungsforschungsinstitut Gallup International.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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