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Psychologe Elenko Angelow: Bulgaren fühlen sich als Opferlamm sehr wohl

Foto: Privat

Sind die Bulgaren überhaupt in der Lage, optimistisch in die Zukunft zu schauen? Warum nehmen sie in der Wertung der Glückswahrnehmung einen der letzten Plätze ein? Mit diesen und ähnlichen Fragen wandten wir uns an den Psychologen Elenko Angelow:

Seit Jahren weisen Umfragen dieser Art in etwa gleiche Ergebnisse aus“, sagt er. „Über 14 Jahre arbeite ich als Psychotherapeut und führe Seminare über die Psychologie des Erfolgs und der Persönlichkeitsentwicklung durch und muss feststellen, dass sich die Bulgaren in ihrer Rolle als Opferlamm sehr gut eingelebt haben. Daher nehmen wir immer einen der letzten Plätze in der Bewertung der Glückswahrnehmung ein.“

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Wie sieht das Glücksrezept aus? Manchmal haben wir allen Grund, glücklich zu sein und sind es schließlich doch nicht. Es ist, als ob uns etwas daran hindert. Wie kann man das überwinden?

Also wenn wir, wie sie sagen „allen Grund haben, glücklich zu sein“, dann müssen wir uns fragen, ob es wirklich alle Gründe sind“, erwidert der Psychologe. „Das Problem ist, dass wir häufig nicht wissen, was wir eigentlich wollen. Als erstes muss jeder für sich selbst die Dinge analysieren: inwieweit versauen wir die Stimmung und vergeuden die Zeit unserer Mitmenschen und welche Menschen wiederum machen das täglich mit uns? Goethe hat es gesagt: „Unter allem Diebsgesindel sind die Narren die schlimmsten: sie rauben euch beides, Zeit und Stimmung... Willst du glücklich leben, hasse niemanden und überlasse die Zukunft Gott... Der Anblick eines wahrhaft Glücklichen macht glücklich.“ Auch der Volksmund hat es sehr schön gesagt: „Der Mensch ist so wie seine Freunde sind“. Wenn man also erfahren will, was man für ein Mensch ist, dann betrachte man sich die fünf oder sechs Freunde, mit denen man im letzten Jahr am meisten zusammen war. Man ist der Durchschnitt von ihnen. Wenn man ständig negative Energie verspürt, muss man die Gründe bei sich selbst suchen.

Für einige Menschen sind Glück und Erfolg mit bestimmten Ritualen verknüpft. Ist das aber nicht schon ein Fall für die Psychiatrie?

In der Psychiatrie spricht man von einer sogenannten Zwangsstörung, die man umgangssprachlich als rituelle Gedanken und Handlungen bezeichnet. Sie haben in der Folklore, in den Traditionen Eingang gefunden. Aus ganz persönlicher Sicht werden aus den Traditionen bindende Rituale, die dem Alltag des Menschen schaden. Zum Beispiel: Man bildet sich ein, dass man von der Arbeit nach Hause immer auf ein und demselben bestimmten Weg gehen muss, der mit dem normalen Weg nichts zutun hat. Andere störende Rituale hängen mit dem Aberglauben zusammen.“

Für die meisten Menschen sind die Nachkommen am teuersten. Was kann man tun, um sein Kinder glücklich zu machen?

Die Kinder gehören schon lange nicht mehr zu den wertvollsten Dingen im Leben des Menschen“, sagt der Experte. „In meiner Praxis beobachte ich zunehmend mehr Egoismus und „familiären Kannibalismus“. Das ist jedoch ein ganz anderes Thema. Konkret auf ihre Frage – ich kann zwei Ratschläge geben: wir dürfen den Menschen, die wir lieben, nicht die Zeit stehlen und wir dürfen ihnen nichts aufzwingen, wie unsere Meinung beispielsweise. Wir dürfen unsere Augen nicht vor der Realität verschließen. Auch dürfen wir uns keinen Illusionen hingeben und müssen genau analysieren, was für Menschen uns umgeben. Man muss aber mit der Person im Spiegel beginnen. Es spielt keine Rolle, wer man gewesen ist, was man einst besessen hat und wie man ausgesehen hat – das ist vorbei! Man muss sehen, was man heute darstellt und was man künftig sein will. Auf dem Umschlag meines Buches „Glücksrezepte“ habe ich gleich einige „Zutaten“ genannt. Das sind eine starke Prise Klarheit, viel Liebe und jeweils eine große Dosis Absichten und Beständigkeit“, rät abschließend der Psychologe Elenko Angelow.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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