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Musikarchive erzählen… und singen

Foto: Archiv

Am 27. Januar wird im Gebäude der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften das Buch „Musikfolklore-Dialekte von Elena Stoin in Tondokumenten“ vorgestellt. Herausgeber ist das Institut für Kunstforschungen der Akademie; das Redaktionsteam leitete Dr. Goritza Najdenowa. Dem Buch liegt eine CD bei, die den wohl interessantesten Teil enthält, nämlich unveröffentlichte Originalaufnahmen von Musikfolklore, die unter der Leitung der namhaften Wissenschaftlerin in den 50-er bis 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgenommen wurden. Insgesamt sind es 222 Lieder und Instrumentalstücke, die lediglich einen Bruchteil des gesamten Archivs ausmachen, den die vor drei Jahren verstorbene Elena Stoin im Laufe ihres Lebens ungemein bereichert hat.

Die Aufnahmen versetzten uns in eine andere Welt, in der die Lieder und Tänze zum Alltag gehörten und nicht für die Bühnenpraxis verarbeitet wurden, wie sie uns heute geboten werden. Die Interpreten sind ihrerseits ganz gewöhnliche Menschen, die keine Berufssänger und Musiker sind und die Lieder und Stücke von ihren Eltern oder anderen alten Menschen des Dorfes gelernt haben. Sie singen zusammen, Jung und Alt, in einer unbeschwerten Harmonie – die Gesänge ergießen sich aus Seele und Herz.

Die wissenschaftlichen Arbeiten von Elena Stoin gehören zu den Standartwerken der Folkloristik. Sie hat nicht nur die verschiedensten Bräuche und die sie begleitenden Lieder und Instrumentalstücke auf Tonband aufgezeichnet, sondern diese auch in Notenschrift festgehalten. Leider ist das reiche Archiv nur Experten zugänglich. Das neueste Buch mit einigen Arbeiten von Stoin stellt ein erster Schritt zur Popularisierung ihres Werkes und des von ihr bereicherten Archivs dar. Zur besseren Verdeutlichung ihrer Aufzeichnungen wurden auch Aufnahmen gewählt, die ihre Kollegen angefertigt haben. Insgesamt mussten über 3.000 Aufnahmen aus der Sammlung von Elena Stoin, die dem Institut für Kunstforschungen der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften übereignet wurde, ausgewertet werden.

Das Archiv besteht seit langem“, erzählte uns Dr. Goritza Najdenowa, unter deren Federführung die Aufzeichnungen von Elena Stoin veröffentlicht werden. „Es war lange Zeit unzugänglich, weil sich die Aufnahmen auf alten Tonträgern befanden, die digitalisiert werden mussten. Dieser ganze Prozess braucht natürlich Zeit und wir haben auch nicht ausreichend Personal dafür, so dass die Arbeiten nur schrittweise vorangehen. Die Herausgabe des Buches und der Musikbeispiele spiegelt unsere Anerkennung wider, die wir Elena Stoin und ihrer unermüdlichen Arbeit entgegenbringen. Anlass für die Veröffentlichung des Buches ist der 100. Geburtstag der unvergessenen Wissenschaftlerin, den wir im vergangenen Jahr vermerkten. Ihre theoretischen Arbeiten sind der Fachwelt bekannt – das Wertvollste sind jedoch die Tondokumente. Sie stammen nicht nur von ihr, denn sie arbeitete häufig im Team zusammen. Wir hoffen, dass wir mit diesem Buch zur Popularisierung unseres reichen Archivs beitragen, das einzigartige Beispiele alter Musizier- und Gesangsweisen enthält. Die Bearbeitung der Archivaufnahmen war ein Erlebnis für sich – jedes Mal machten wir neue Entdeckungen. Diese Freude werden nun die Leser und Hörer unseres Buches haben.“

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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