Viele von ihnen werden dieser Tage von unserem Programm vermutlich verwirrt sein. Nachdem man im Abendland das Osterfest fast schon vergessen hat, dreht sich plötzlich alles im Programm von Radio Bulgarien um Osterbräuche. Das kommt daher, dass die orthodoxen Christen das Auferstehungsfest am kommenden Sonntag feiern. Zugegeben, er fällt dieses Jahr recht spät. Aber um die aufkommenden Fragen, warum die Christen in der Welt an unterschiedlichen Tagen Ostern feiern, erst nicht aufkommen zu lassen, wollen wir in den folgenden Minuten darauf eingehen, wie das Datum des Auferstehungsfestes eigentlich berechnet wird. Dann wissen Sie auch, warum zwischen dem Osterfest bei Ihnen und bei uns manchmal ganze fünf Wochen liegen.
Nachdem der Winter in diesem Jahr kaum stattgefunden hat, kam am 21. März auch der astronomische Frühling. Ende März, wenn der Lenz offiziell da ist, kommt auch so eine einmalige Aufbruchstimmung auf. Nicht zufällig feiert man das Auferstehungsfest im Frühling, wenn die Natur zu neuem Leben erwacht. In diesem Jahr fällt aber Ostern für die katholische und die orthodoxe Kirche ganze fünf Wochen auseinander. Ohne vorab in den Kirchenkalender zu schauen, hat man es eigentlich nie im Kopf, wann Ostern ist. Nur so viel steht fest – Ostern ist immer an einem Sonntag. Ostern gehört nämlich zu den beweglichen Festen, deren Datum jedes Jahr anders ist. Alle beweglichen christlichen Feiertage werden vom Ostersonntag aus berechnet. Das genaue Datum wird kompliziert errechnet und ist für uns, einfache Menschen, schwer ermittelbar.
Das Fest der Auferstehung Jesu Christi leitet sich von dem jüdischen Pessachfest ab und fällt daher zeitlich in seine Nähe. Das Auferstehungsfest enthält daher auch heute noch Elemente des jüdischen Festes, mit dem die jüdischen Gemeinden die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft begehen. Das genaue Datum des Osterfestes hängt aber auch noch vom Mondkalender ab. Der Ostersonntag fällt auf den Sonntag nach dem 14. Tag des jüdischen Frühlingsmonats. Als erster Tag des Mondmonats gilt der Tag, an dem der neue Mond wieder zu sehen ist. Dadurch fällt dieser 14. Tag in die Zeit um den Vollmond. Eine einfachere Rechensweise wäre vielleicht, dass sowohl die katholische, als auch die orthodoxe Kirche den Ostersonntag am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche feiern. Und genau hier liegt der Hund begraben, wenn man der Frage Antwort geben soll, warum die orthodoxen Christen Ostern meistens eine Woche später feiern, als im Abendland.
Bis Ende des 13. Jahrhunderts war einiges einfacher und es gab keinen Unterschied im Festkalender beider Kirchen. Bis dahin galt nur der Julianische Kalender. Dann aber löste der Gregorianische Kalender die bis dahin übliche Datumsermittlung ab und seitdem werden manche Feste in West und Ost anders berechnet. Die Vorgeschichte dazu begann bereits im Jahre 325, als das erste Konzil von Nicäa stattfand. Das Konzil bestimmte nämlich, dass das Osterfest immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang gefeiert werden sollte. Das astronomische Ereignis der Tagundnachtgleiche fand im Konzilsjahr 325 just am 21. März statt. Mit der Zeit häufte sich jedoch ein Fehler auf – der damals noch gültige Julianische Kalender ging von einem mittleren Sonnenjahr aus, das um etwa 6 Stunden länger als die heute gültigen 365 Tage war. Diese Differenz musste alle vier Jahre durch die Einfügung eines Schalttags ausgeglichen werden. Gegenüber dem vom tatsächlichen astronomisch vorgegebenen Sonnenjahr, war das Jahr des Julianischen Kalenders etwas mehr als 11 Minuten zu lang. Bis ins 16. Jahrhundert, zur Zeit von Papst Gregor XIII, hatte sich dieser Fehler so ausgewirkt, dass die Frühlings-Tagundnachtgleiche im für die Kalenderreform bedeutenden Jahr 1582 schon am 11. März stattfand, und damit also viel zu früh. Diese Verschiebung des Kalenders war jedoch schon längere Zeit vorher offenkundig geworden. Seit dem 14. Jahrhundert wurden immer wieder Vorschläge für eine Kalenderreform unterbreitet, aber erst Papst Gregor XIII. entschloss sich zur bisher bedeutendsten Kalenderreform in unserer Geschichte – um die Frühlings-Tagundnachtgleiche wieder mit dem 21. März in Übereinstimmung zu bringen und Ostern wieder am richtigen Tage feiern zu können, bestimmte der Papst, dass im Jahre 1582 zehn Tage übersprungen werden sollten. Damit fand die Tagundnachtgleiche im Frühling des Folgejahres wieder am 21. März statt.
Weniger bekannt ist jedoch, dass zusammen mit dem neuen gregorianischen Sonnenkalender auch ein neuer Mondkalender eingeführt wurde, der weitaus genauer ist als die Berechnungen zuvor. In der Praxis wird dieser Mondkalender zur Berechnung des Osterdatums genutzt. Der Kalenderwechsel hatte jedoch eine wichtige Folge in diesem Zusammenhang: die Zeitrechnung innerhalb des Christentums war nicht mehr einheitlich, obwohl die Ausgangslage, wie sie zur Zeit des Konzils bestand, wieder ungefähr hergestellt war. Die eigentliche Schwierigkeit, die hinter der heutigen Situation des unterschiedlichen Osterdatums steht, entstand dadurch, dass die orthodoxen Kirchen den Julianischen Kalender zur Berechnung der Frühjahrstagundnachtgleiche und des darauf folgenden Vollmonds benutzen. So kommt es folgerichtig zu einem unterschiedlichen Datum. Die Tagundnachtgleiche findet für die orthodoxe Kirche am 2. April statt, also 13 Tage später, als im Abendland.
Damit nicht genug, nun kommt eine weitere Schwierigkeit beim Berechnen des Osterdatums hinzu, denn es wäre ja zu erwarten, dass das orthodoxe Osterfest zwei Wochen nach dem katholischen gefeiert wird. Der Abstand zwischen den beiden Osterdaten ist aber jedes Jahr verschieden. Meistens wird Ostern in Bulgarien eine Woche nach dem katholischen Fest begangen, der Abstand kann aber bis zu 5 Wochen betragen, wie in diesem Jahr. Außer der Tatsache, dass die Daten für die Tagundnachtgleiche um 13 Tage verschoben liegen, muss eben noch berücksichtigt werden, wann der Vollmond eintritt. Liegt der Vollmond nämlich innerhalb der 13 Tage zwischen Julianischem und Gregorianischem Datum der Tagundnachtgleiche, dann liegt das orthodoxe Osterdatum später, in der Regel eine Woche später. Und damit es richtig kompliziert wird, hat die Regel von Nicäa noch eine Bestimmung, die den orthodoxen Christen sehr wichtig ist. Dort steht, man solle Ostern nicht mit den Juden feiern. Und so steht bis heute noch fest, dass das orthodoxe Osterfest nicht mit dem Datum des Passahfestes zusammenfallen darf. Falls dies eintritt, wird Ostern um eine Woche verschoben.
Haben wir Ihnen den Kopf ganz verdreht? Die Angelegenheiten der Kirche sind eben nicht immer leicht zu durchschauen. Aber auch das noch hätten wir anzumerken. Die Osterdaten fallen in der katholischen und der orthodoxen Kirche dann zusammen, wenn der Vollmond, der auf die Tagundnachtgleiche folgt, so spät liegt, dass er auch für den Julianischen Kalender der erste Vollmond nach dem 21. März ist. Dies ist in unregelmäßigen Abständen der Fall und wir können heute schon verraten, dass es nächstes Jahr wieder soweit sein wird.
Bei so komplizierter Berechnung des Osterdatums und vor allem bei einem nicht immer klar definierbaren Unterschied zwischen den Osterdaten in der katholischen Kirche und bei den orthodoxen Christen, stellt man sich berechtigt die Frage, ob ein einheitliches Osterfest für alle Christen nicht möglich wäre. Solche Bemühungen gab es und gibt es immer wieder. Vor allem zu Beginn des 20. Jh. wurde die Frage aus verschiedenen Gründen aufgenommen. 1902 wurde von Patriarch Joachim III. von Konstantinopel eine Diskussion innerhalb der orthodoxen Kirchen initiiert, um zu einer größeren Einheit unter den Christen zu gelangen. Gleichzeitig begann die Diskussion auf weltlichem Gebiet. In der Geschäftswelt wurde nach einer einfacheren Berechnung gesucht. 1928 verabschiedete das britische Parlament die so genannte Oster-Akte, die darauf abzielte, Ostern auf einen festgelegten Sonntag zu legen, nämlich den Sonntag, der auf den zweiten Samstag im April folgt. Allerdings sollte dies nur nach einstimmiger Zustimmung der christlichen Kirchen eingeführt werden. Und auch der Völkerbund hatte die Frage bereits 1923 hatte aufgenommen. Die Idee war, einen weltweiten neuen Kalender einführen, der das Jahr in Monate gleicher Länge einteilt. Bezüglich des Ostertermins schlug man die britische Lösung vor. Man befragte die Kirchen nach ihrer Meinung. Das Ergebnis dieser Umfrage war, dass die meisten protestantischen Kirchen einem festen Osterdatum zustimmten. Die Antwort des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel lautete, dass die orthodoxe Kirche für ein fixes Osterdatum offen sei, vorausgesetzt dass es sich um einen Sonntag handle und dass alle christlichen Kirchen dem zustimmten. Die römisch-katholische Kirche antwortete zunächst, dass nur ein ökumenisches Konzil diese Frage klären könne. Einige Jahre später folgte eine definitiv ablehnende Antwort.
Auf ihrer panorthodoxen Konferenz 1976 hoben die orthodoxen Kirchen das pastorale Problem hervor, dass es zu Spaltungen kommen würde, wenn man die Regel von Nicäa aufgeben würde. Die Diskussion wurde danach erst wieder 1997 aufgenommen, dafür aber mit einem konkreten Vorschlag: die Regel von Nicäa soll beibehalten werden, aber zur Berechnung von Tagundnachtgleiche und Vollmond sollte man schon auf die exakten astronomischen Daten zurückgreifen, die man heutzutage im Gegensatz zu früher berechnen kann. Das Problem liegt darin, dass die Benutzung der astronomischen Berechnung kaum eine Änderung für diejenigen Kirchen bedeutet, die den Gregorianischen Kalender benutzen. Da die orthodoxe Kirche in der Geschichte bereits sehr schmerzhafte Erfahrungen mit Schismen gemacht hat, die durch Kalenderreformen entstanden, ist man an dieser Stelle nun sehr vorsichtig. Der Vorschlag allerdings, dass die westlichen Kirchen sich auf das orthodoxe Osterdatum einigen, wurde auf westlicher Seite ebenso wenig aufgenommen.
Wie es aussieht, werden wir noch lange mit dem unterschiedlichen Osterdatum leben müssen. Wir haben wenigstens versucht, zu erklären, warum das so ist.
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