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Festival „Ihr gehört zu uns“ integriert Kinder mit besonderen Bedürfnissen

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Am vergangenen Wochenende bot der Stadtpark Borisowa Gradina eine bunte Show mit viel Stimmengewirr, Majoretten und einem Zauberer, mit Wettläufen und einem Zumba-Marathon für Groß und Klein. Für noch mehr Sonnenschein sorgten die Schauspieler von der Vereinigung „Kunst für Leben“ – Joana Bukowska, Leo Bianchi, Mariana Jotowa, Ralitza Beschan und Filip Awramow. Und all das im Namen einer wohltätigen Sache – zur Eingliederung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen durch Sport und Kunst.

Initiatoren des internationalen integrierten Kinderfestivals „Ihr gehört zu uns“ sind der Verband für adaptierte körperliche Aktivität „Balkan und Schwarzmeerraum“, dem der Zumba-Lehrer Slaw Petkow vorsteht, und seine bezaubernde Gattin Desi. Slaw flitzt ständig zwischen den Teilnehmergruppen hin und her, gibt Anweisungen und trägt Sorge, dass alles glatt läuft. Ohne freiwillige Helfer wie Sänger, Schauspieler u.a. wäre das Fest so nicht auf die Beine zu stellen, meint Slaw. Eine dieser Freiwilligen ist Wili Alexandrowa, Hauptassistent für adaptierte körperliche Aktivität am Lehrstuhl für Wassersportarten an der bulgarischen Sportakademie. Seit Jahren trainiert sie Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Für sie ist Sport ein einzigartiges Mittel, das die Kids komplett verändert:

СнимкаZu uns in die Sportakademie kommen Kinder mit besonderen Bildungsbedürfnissen, um zu schwimmen“, erzählt Dozentin Wili Alexandrowa. „In Kombination mit Tanzen und anderen Sportarten werden die Psyche des Kindes und alle seine Organe und Systeme beeinflusst. Das Wichtigste für diese Kinder ist, dass sie sich dem Umfeld sehr gut anpassen“, verweist Wili Alexandrowa, bedauert aber auch, dass der Nachwuchs mit derartigen Problemen nicht flächendeckend in solche sportliche Aktivitäten eingebunden sei und weiter:

Es gibt keine gesonderten Zentren, in denen die Kinder mit besonderen Erziehungsbedürfnissen Sport treiben können“, bedauert Wili Alexandrowa. „Wir arbeiten seit 2005 mit diesen Kindern. In Nessebar organisieren wir integrierte Lager für behinderte und gesunde Kinder. Auf diese Weise versuchen wir, die fehlenden Sportmöglichkeiten für behinderte Kinder zu kompensieren“, erklärt Dozentin Alexandrowa und betont, auf diesem Weg würden auch gesunde Kids lernen, behinderte Kinder als gleichwertig wahrzunehmen.

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Unter dem Festivalpublikum ist Waleri Marinow, Vater eines behinderten Kindes. Sein 19-jähriger Sohn ist Autist. Waleri Marinow ist von der förderlichen Wirkung des Sports auf Kinder überzeugt. Seine Familie hat einen schweren Weg hinter sich. Bevor sein Sohn diagnostiziert wurde, war er gezwungen, mehrere Kindergärten zu wechseln.

Mein Sohn hatte Probleme“, erinnert sich der Vater. „Sie hielten ihr für taub, da er nicht auf fremde Kommandos hörte. Diagnostiziert wurde er im Alter von vier Jahren. Bei ihm handelte es sich offenbar um eine schwerere Form, da er, obwohl er nun spricht, sich nur schwer verständlich machen kann. Im vergangenen Jahr hat er die Hilfsschule abgeschlossen. Mit diesen Hilfsschulen wäscht der Staat bloß seine Hände in Unschuld. Vermeintlich umsorgen sie die Kinder und bringen ihnen etwas bei. Mein Sohn kann weder schreiben, noch einen Kuli halten, ganz einfach, weil er nicht mal eine Gabel richtig in der Hand halten kann. Trotzdem hat er die 8. Klasse mit ‚sehr gut‘ abgeschlossen, da für diese Kinder ein Grundschulabschluss obligatorisch ist. Vor fünf Jahren kam er zu Wili Alexandrowa“, erzählt Waleri Marinow weiter über seinen Sohn. „Der Sport hat ihn sehr verändert. In seiner Orientierung und Bewegungskoordination ist er deutlich sicherer geworden. Zuvor konnte er nichts damit anfangen, wenn ihm jemand sagte, er soll da rüber springen oder in die Hocke gehen. Wenn ich ihm sage, er soll bis ans Ende der Bahn schwimmen, dann weiß er heute genau, wo die Bahn zu Ende ist. Auch psychisch entwickelt er sich weiter. Er ist kontaktfreudiger. Er hat weniger Angst vor Unbekanntem und Fremdem. Zudem spielt und spricht er nunmehr mit anderen Kindern, obwohl seine Bewegungen deutlich langsamer sind.“

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СнимкаNeben Sport, so Slaw Petkow, sei für Kinder mit besonderen Erziehungsbedürfnissen auch die Musik sehr förderlich, da Rhythmus überall in unserem Umfeld ist. Deshalb sei auch die Zumba, die beides verkörpere, ein sehr erfolgreicher Ansatz für die Arbeit mit diesen Kindern.

Meiner Ansicht nach ist das die beste Methode, um diese Kinder zu integrieren“, betont der Zumba-Tanzlehrer. „Wir trainieren gesunde und Kinder mit besonderen Bedürfnissen gemeinsam. Für sie ist es sehr wichtig, dass sie unter Gleichaltrigen sind und gemeinsam spielen und Sport treiben. So bringen wir unseren Kindern Toleranz bei. Die Integration passiert vor unseren Augen. Diese Kinder brauchen Verständnis, Freundschaft. Das sind wir ihnen schuldig. Ich möchte allen freiwilligen Helfern danken, die uns geholfen haben. Die Kinder spielen und turnen gemeinsam herum und sind glücklich. Genau das ist der richtige Weg“, betont Slaw Petkow.

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: Miglena Iwanowa



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