Mit dem Besen hängen auch viele Wahrsagungen, aber auch schlechte Omen zusammen. So hieß es etwa früher, dass der Besen an einer gescheiterten Heirat schuld sein kann. Ein junges Mädchen durfte deshalb keinesfalls vor eine kehrende Frau auftreten, denn dann werde es nie unter die Haube kommen. Und noch ein Aberglaube aus alten Zeiten: sollte man mit dem Besen in der Hand hinter jemanden her den Schmutz kehren, wird er über kurz oder lang von der Dorfgemeinde verstoßen.
Der Besen ist aber nicht nur mit schlechten Wahrsagungen verbunden, sondern soll auch Wunderkräfte haben. Alte Kräuterfrauen sollen die Kraft besessen haben, manche Krankheiten und sogar Panikzustände mit der Hilfe eines frisch zusammengebundenen Besens zu heilen und auszutreiben. Ein neu geborenes Baby, das noch nicht getauft ist, durfte etwa nie allein gelassen werden, damit die bösen Kräfte, die sich im Besen verstecken, es nicht ergreifen. Aber es gibt auch andere Überlieferungen, die besagen, dass Neugeborene und junge Mütter Schutz vom Besen bekommen, der die Kraft habe, die bösen Geister zu vertreiben und weg zu kehren.
Der Besen spielte am Ignatiustag eine wichtige Rolle. Der Ignatiustag am 20. Dezember läutet die Weihnachtsfeiertage ein und ist einer der wichtigsten Festtage im altertümlichen Kalender der Bulgaren. Mit verschiedenen Ritualen ließ man ein gutes neues Jahr herbeirufen. Vom ersten Gast am Ignatiustag hänge ab, wie das neue Jahr wird. Deshalb bat man ihn höflichst, bevor er das Haus betritt, kurz auf einem Besen zu treten, um seine bösen Gedanken – solange er sie hat – somit abzuschütteln.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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