Auch der diesjährige Grabungssommer sorgte für Überraschungen und die Archäologen können nun an die wissenschaftliche Auswertung der Funde gehen. Eines der bedeutendsten Ausgrabungsfelder liegt in der Nähe des mittelbulgarischen Dorfes Starosel. Dort hatte bereits vor Jahren der 2008 unerwartet verstorbene Archäologe Georgi Kitow das bisher größte thrakische Heiligtum entdeckt, bestehend aus einem Tempel mit einer Kuppelhalle und einem Mausoleum. In diesem Sommer stieß das Ausgrabungsteam unter der Leitung von Dr. Iwan Christow, stellvertretender Direktor des Nationalen Geschichtsmuseums, auf die Überreste einer thrakischen Siedlung in unmittelbarer Nähe zum Heiligtum. Doch das ist noch nicht alles! Ans Tageslicht kamen die Fundamente der großen Basilika. Dr. Christow teilte uns Einzelheiten über die Ausgrabungsarbeiten mit:
„In den vergangenen Jahren wurden eine einschiffige kleine Kirche auf dem Berggipfel „Kosi Gramadi“ ausgegraben, die aus spätantiker Zeit stammt“, erzählt der Archäologe. „Im Gebiet von Starosel wurden jedoch auch zwei Basiliken entdeckt. Die Existenz zweier weiterer Basiliken in den nahen Dörfern Matenitza und Krassowo war uns bereits bekannt. An den Südhängen des Sredna-Gora-Gebirges hat es also etliche frühchristliche Kultbauten gegeben. Für uns war es jedoch eine Überraschung, eine derart große Basilika in unmittelbarer Nähe zum einstigen thrakischen Heiligtum zu entdecken. Auch besitzt die Basilika nicht die gewohnte Ost-West-Ausrichtung; die Hauptachse ist deutlich verschoben und liegt in Richtung Nordost-Südwest.“
Die antike Siedlung ihrerseits liegt in unmittelbarer Nähe und dehnt sich auf anderthalb Hektar aus. Solche dicht besiedelten Orte besitzen eine lange und meist kontinuierliche Siedlungsgeschichte. Die Größe der Baudenkmäler bezeugt es:
„Die Basilika ist dreischiffig mit einer Länge von 25,8 Metern und einer Breite von 13 Metern“, erzählt weiter der Archäologe. „Die Anbauten mit eingerechnet nahm das Bauwerk eine Fläche von rund 350 Quadratmetern ein. Einige Mauerzüge sind zuweilen bis zu einer Höhe von 80 Zentimetern erhalten. Das Gebäude wurde in den Jahrhunderten mehrmals stark beschädigt, bis es schließlich Ende des 6. Jahrhunderts aufgegeben wurde. In den Jahren unmittelbar vor unseren Ausgrabungsarbeiten haben ihrerseits Schatzsucher auch etliche Schäden angerichtet. Das Fundament ist jedoch durchweg ausgezeichnet erhalten. Die Altarapsis wurde aus gut behauenen Steinblocken errichtet; die Zwischenräume waren mit Mörtel ausgefüllt. Auch der Narthex, sprich Kirchenvorraum, ist gut erhalten. Wir haben auch etliche Eisenklammern gefunden, mit denen die Säulen verankert waren. All das macht eine Restaurierung bzw. partielle Rekonstruktion dieses Architekturdenkmals möglich, so dass es für Besucher der Altertümer von Starosel sehenswert sein wird.“
Das Kulturministerium wird mit dem Archäologenteam über das künftige Schicksal der ausgegrabenen Kulturdenkmäler und ihre Aufbereitung für eine weitere Nutzung diskutieren. Zuerst müssen jedoch die nötigen Konservierungsarbeiten erfolgen, für die zusätzlich Mittel bereitgestellt werden müssen. Die Ausgrabungsarbeiten selbst wurden vom örtlichen Weinkeller finanziert, der auch bei der Errichtung eines Schutzdaches und einer Umzäunung helfen will, damit das Denkmal für kommende Generationen erhalten bleibt.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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