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Heilig Abend – ein Fest der Demut, der Dankbarkeit und der Hoffnung

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In Bulgarien ist Heilig Abend ein Fest der Demut, der Dankbarkeit und der Hoffnung. Zu Weihnachten finden viele Menschen Zeit zum Nachdenken – über sich und die Familie, wie auch über das Fest selbst und seine Botschaften. Einige sehen vor allem die aus heidnischer Zeit stammenden Traditionen, andere wiederum schätzen die Wärme und Gemütlichkeit, die das Fest ausstrahlt. In den Zeiten des Sozialismus hatte das atheistische Regime versucht, das christliche Weihnachten durch das Neujahrsfest zu ersetzen. Und so war Weihnachten zu einem intimen stillen Familienfest geworden. Seit der Wende zur Demokratie sind wieder all die alten Weihnachtstraditionen aufgelebt und es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass sie in jedem Kulturhaus und Museum, in jeder Schule und Bibliothek gebührend gepflegt werden.

Als im 9. Jahrhundert die christliche Religion in Bulgarien in den Rang einer Staatsreligion erhoben wurde, fanden die Volksbräuche und der Kirchenkalender viele Berührungspunkte, vor allem was die großen Feste betrifft. Die christlichen Heiligen fanden Eingang in die Folksgesänge und vermischten sich mit alten heidnischen Vorstellungen und Bräuchen. Ein altes Volkslied aus dem Repertoire der Bisserow-Schwestern erzählt über einen „hohen Baum – ein Baum Gottes“ in dessen Schatten sich die Gottesmutter mit dem Jesuskind im Schoß gesetzt hat. Sie wartet auf die Heiligen, die das Kind taufen sollen.





Ein „hoher Baum Gottes“ wird auch in dem folgenden Lied der Vokalgruppe „Swetoglas“ besungen und erneut hat es sich die Jungfrau Maria mit dem Jesusknaben unter ihm bequem gemacht.





Auf Heilig Abend freut sich die ganze Familie, die sich an der Festtafel versammelt. Selbst jenen, die nichts vom Fasten und vegetarischer Kost halten, ist die Tradition heilig – aufgetischt werden ausnahmslos Fastengerichte, aber gleich eine Vielzahl davon – stets jedoch eine ungerade Anzahl. Aufgetischt wird all das, was der Boden zeugt – Weizen, Mais, Bohnen und Reis, Zwiebeln, Nüsse, getrocknetes und frisches Obst und nicht an letzter Stelle das runde Ritualbrot, in das eine Münze als Glücksbringer mit eingebacken ist. Das älteste Familienmitglied beweihräuchert die Tafel, während im Ofen ein spezielles Stückholz brennt, das unbedingt aus Eiche sein muss. Das ist aber wieder ein Ritual für sich und stammt ebenfalls aus heidnischer Zeit. Früher wurde an der Art und Weise, wie dieses Holz brennt, orakelt.

Die vielen alten Weihnachtsbräuche wurden unmittelbar vor den Festtagen in der Stadtbibliothek von Blagoewgrad in Südwestbulgarien vorgestellt und zwar von 10 bis 11jährigen Kindern. Traditionell wird auch im Geschichtsmuseum der nordbulgarischen Stadt Targowischte ein althergebrachter „Heilig Abend an der Feuerstelle“ nachgestellt, so wie ihn unsere Vorfahren in der Vergangenheit begangen haben. Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder „Brauchtum und Folklore“ der nordbulgarischen Stadt Plewen ihrerseits zieht jedes Jahr mit ihren Weihnachtssängern das Interesse auf sich. Kinder und Jugendliche werden von Gleichaltrigen auf unterhaltende Weise an die alten Traditionen herangeführt. In der südbulgarischen Stadt Plowdiw, die 2019 europäische Kulturhauptstadt sein wird, werden neben alten Bräuchen auch Krippenspiele aufgeführt, die von den oberen Klassen des Nationalen Gymnasiums für Bühnen- und Filmkunst gestaltet werden.

Das Zentrum alter Traditionen sind jedoch nach wie vor die Dörfer Bulgariens. Selbst in den Gemeinden in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt Sofia, wie Bistritza, Wladaja, German und Losen brauchen die Bräuche nicht „nachgestellt“ zu werden – sie sind dort lebendig. Aus dem Dorf Buchowo nahe Sofia stammt das folgende Lied, mit dem wir Allen ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen wollen.





Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Archiv



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