Nach Christi Geburt und Neujahr gehören die Theophanie, bzw. die Taufe des Herrn am 6. Januar und am Tag darauf die sogenannte Synaxis (sprich Versammlung) des heiligen ruhmreichen Propheten, Vorläufers und Täufers Johannes zu den größten Winterfesten in Bulgarien. Die Theophanie ist ein Fest der Manifestierung Gottes in der Menschenwelt – also ein Erscheinungsfest. In enger Verbindung dazu steht die Taufe von Jesus Christus im Jordan. Der Täufer selbst wird am darauffolgenden Tag geehrt. Beide Feste bedingen eine Läuterung von der materiellen Welt, um das Bewusstsein an die wahren christlichen Werte menschlichen Seins heranzuführen – Liebe und Erlösung.
Bereits am Vorabend des Erscheinungsfests finden Wasserweihen und am Tag der Taufe des Herrn selbst eine Große Wasserweihe statt. Dabei wird nicht das Wasser selbst, sondern mittels des Wassers die gesamte Schöpfung Gottes geweiht. Dabei wird ein Kreuz als Symbol des Sieges von Jesus Christus über den Tod ins Wasser getaucht. Die Zeremonie findet jeweils im Zentrum der orthodoxen Kirchen statt, wobei die anwesenden Priester ein spezielles Gebet der Wasserweihe sprechen. Im Segnungsgebet selbst wird der hilfreiche Beistand des Heiligen Geistes herbeigerufen. In Bulgarien findet nach dem Gottesdienst nach alter Tradition eine Wasserweihe der Kampffahnen und der Militärs statt. Dieser Brauch geht auf das Jahr 917 zurück, als der bulgarische Zar Simeon der Große vor der Schlacht von Anchialos am 20. August die Kampfbanner und Krieger mit Weihwasser segnete, das vom Theophanie-Fest stammte. Das Weihwasser des Erscheinungsfest wird bis heute von der orthodoxen Kirche zur Reinigung von Körper und Geist verwendet; die Gläubigen heben sich daher ein Fläschchen für das Jahr auf und verwenden das Wasser, um körperliche und seelische Leiden zu lindern.
Die Benutzung von Weihwasser hat uralte Traditionen, die noch im Heidentum wurzeln, doch das ist ein anderes Thema. Bereits der heilige Augustinus von Hippo, der in der zweiten Hälfte des 4. und Anfang des 5. Jahrhunderts lebte und zu den bedeutendsten Kirchenvätern zählt, spricht von einer breiten Anwendung von Weihwasser, das bereits Anfang des 2. Jahrhunderts in Gebrauch war. Man habe es schon damals zur Erhaltung der Gesundheit und zu Genesungszwecken verwendet. Daher wird bis heute bei der Segnung des Wassers durch die Priester großen Wert auf deren aufrichtigen Glauben gelegt, aber auch auf den, für die das Wasser bestimmt ist. Wichtig sind Liebe und Hingebung, die ein Priester ausstrahlen muss. Diese Liebe ist der leibhaftige Gott, der der Geist der Liebe ist. Nur über die Liebe offenbart sich das Geheimnis der Dreifaltigkeit, die sich am Tag der Theophanie zu erkennen gegeben hat.
Der Tradition folgend findet nach der Liturgie eine Prozession von Klerus und Gläubigen zum nächst größeren Gewässer statt, sei es ein Fluss, ein See oder ein Meer. Der Priester wirft ein Kreuz ins Wasser und trotz niedriger Temperaturen springen junge und selbst ältere Menschen (früher ausschließlich Männer) ins Wasser, um es herauszuholen. Nach alten Vorstellungen unserer Vorfahren werde es ein fruchtbares und segensreiches Jahr werden, falls nach dem Herausholen des Kreuzes, das Wasser an seiner Oberfläche gefriert. Jener, der das Kreuz als erster aus dem Wasser holt werde das ganze Jahr über gesund und kräftig sein.
In der Stadt Kalofer in Mittelbulgarien ist es Brauch, dass die Männer in Trachten gekleidet in die Fluten des Tundscha-Flusses steigen und im eiskalten Wasser einen Reigen Tanzen und dazu singen. Das solle ihnen das Jahr über Gesundheit und Kraft bescheren. Das Interesse an diesem Reigen steigt ständig und zu Beginn eines jeden Jahres platzt die Kleinstadt förmlich aus allen Nähten, denn es kommen viele Gäste, auch aus dem Ausland, die diesen Brauch direkt miterleben wollen. Laut dem Bürgermeister der Stadt, Rumen Stojanow, würde dieser Brauch allen Anforderungen genügen, um in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen zu werden. Er versicherte, dass in diesem Jahr die entsprechenden Unterlagen eingereicht werden.
Die rituellen Waschungen werden am Tag darauf fortgesetzt, wenn die orthodoxe Kirche den heiligen Johannes ehrt, der als letzter Prophet des Alten Testaments gilt. Er wird Wegbereiter oder auch Vorläufer genannt, weil er die Menschen auf das Kommen des Erlösers vorbereitet hat.
Laut einem alten Brauch erhalten am Tag der Taufe des Herrn die Junggesellen und die frischverheirateten Männer eine Wasserweihe. Daher bezeichnet man den Tag auch als „Männer-Wasserfest“. Am Tag darauf, dem Johannes-Tag, versuchen wiederum die Junggesellen die heiratsfähigen Mädchen ins Wasser zu werfen. Die Paten „baden“ ihrerseits die jungen Ehepaare und die kleinen Mädchen. Daher nennt man das Fest im Volksmund auch „Weiber-Wasserfest“. Mit diesem Brauch gelten die sogenannten „schmutzigen Tage“ für beendet, die am Ignatius-Tag am 20. Dezember begannen. Unsere Vorfahren begannen zuversichtlich und mit Hoffnung auf die anbrechende neue Zeit zu schauen und erwarteten die Erfüllung ihrer innigsten und aufrichtigsten Wünsche.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: BGNES
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