Das kleine Dorf „Tscherni Ossam“ liegt inmitten des Balkangebirges, zu Füßen des Ambaritza-Gipfels. Die Schuleinrichtungen dieses Ortes blicken auf eine 137jährige Geschichte zurück. Im Jahre 2000 wurde die Mittelschule in ein Berufsgymnasium verwandelt, in dem die Schüler ein ungewöhnliches Ausbildungsprogramm haben, das nur an dieser Schuleinrichtung gelehrt wird – sie werden zu Bergführern ausgebildet.
Das Verdienst kommt dem ehemaligen langjährigen Direktor der Schule zu; auf sein Betreiben hin, wurde der Beruf eines Bergführers offiziell in das Berufsregister Bulgariens eingetragen. Minko Sankowski ist bekannt für seine Hartnäckigkeit und Ausdauer, denn er selbst ist ein hervorragender Bergsteiger gewesen, der mehrere Achttausender bezwungen hat. Seine ganze Kraft investierte er in den Alpinismus... und das Gymnasium. In seine Fußstapfen ist Rumjana Weleschka getreten, die derzeit das Berufsgymnasium in Tscherni Ossam leitet.
„Seit nunmehr 18 Jahren bilden wir Bergführer aus“, sagt die Gymnasialdirektorin. „Obwohl auch bei uns die demographische Flaute zu spüren ist, gibt es genügend junge Menschen in Bulgarien, die den Beruf eines Bergführers ergreifen wollen. Wir sind die einzige Schuleinrichtung im Land, die diese Fachrichtung anbietet. Zu uns kommen Jugendliche, die von vornherein eine besondere Beziehung zum Gebirge und zur Natur haben. Wir unsererseits bemühen uns, sie zu verantwortlichen Menschen zu erziehen, die sich mit der Zeit in Persönlichkeiten mit Charakter verwandeln. Es sind Menschen, die sich auf die eigenen Kräfte verlassen und gleichzeitig ans Team denken. Die Schüler lernen bei uns, Gruppen ins Gebirge zu begleiten und Verantwortung zu übernehmen.“
In der Berufsschule „Wassil Lewski“ werden neben den herkömmlichen Fächern auch Unterrichtsstunden in Schifahren, Alpinismus, Sportklettern, Topographie und Geländeorientierung sowie Höhlenkunde abgehalten. Viele der Stunden finden mitten in der Natur statt und speziell in der Berghütte der Schule unterhalb des Botew-Gipfels. Es ist gerade der ungewöhnliche Ausbildungsplan, der die Schule so attraktiv macht. Etliche ehemalige Absolventen arbeiten nun als Lehrer an dieser Schule. „Wir kennen ausgezeichnet die Schüler und die Schüler uns, und so leben wir gemeinsam mit unseren Freuden und Problemen. Bei uns herrscht kein konservatives Lehrer-Schüler-Verhältnis“, sagte uns die Direktorin Rumjana Weleschka. Und der Schüler Iwan Geschkow aus dem Dorf Ruptscha fügte hinzu:
„Vom klein auf liebe ich die Natur und habe mich daher für diese Schule entschieden; über sie habe ich von einem Freund erfahren“ sagt er. „Hier bringt man uns Verantwortungsbewusstsein und die Fähigkeit zur Teamarbeit bei, d.h. dass wir uns gegenseitig helfen müssen. Ich möchte hier einen Abschluss als Schilehrer machen. Mir hat es sehr gut gefallen, als wir innerhalb des Erasmus-Programms in Frankreich waren. Wir waren Klettern; es ist jedoch noch zu früh für uns, hohe Berge zu besteigen.“
Nach einem der Schüler trafen wir auf dem Korridor einen der Lehrer an, der gerade seine Stunde beendet hatte. Iwan Mutafow ist sowohl ein begeisterter Bergsteiger, als auch ein Maler. Seit nunmehr 17 Jahren beanspruchen diese zwei Beschäftigungen fast seine gesamte Zeit. Seine Werke hat er bereits auf mehreren nationalen und internationalen Ausstellungen vorgestellt. Im Himalaya war er schon vier Mal zum Trekking und machte einen seiner Träume war – er besuchte das mystische Königreich Mustang, das im Norden Nepals in einer Höhe von 3.500 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Was bringt er den jungen Menschen im Balkandorf „Tscherni Ossam“ bei?
„An erster Stelle lehre ich ihnen Naturkunde und die Liebe zur Heimat“, sagt Iwan Mutafow. „Unsere Hauptidee in der Ausbildung besteht darin, den jungen Generationen den richtigen Umgang mit der Natur beizubringen. Die Industrialisierung, die Computerisierung und das stundenlange Sitzen vor dem Bildschirm macht die Jugend krank. Man muss ihr bereits von früh an nahe legen, wie man die Natur erfühlen und verstehen kann. Und diese Fähigkeit kann man nur im Kindesalter und speziell an unserer Schule lernen.“
Bulgarien besitzt als touristische Destination ausgezeichnete Entwicklungsmöglichkeiten. In diesem Zusammenhang ist es gut, dass es noch etliche Jugendliche gibt, die den Beruf eines Bergführers ergreifen wollen.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: www.nupv.net
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