Das Parlament Albaniens hat eine „historische Gerechtigkeit wiederhergestellt“. So stufte die bulgarische Außenministerin Ekaterina Sachariewa das neue Gesetz über den Minderheitenschutz in der Republik Albanien ein. Kraft dieses Gesetzes wird die Existenz einer bulgarischen Minderheit im Land anerkannt, die eine der 9 Minderheiten in Albanien ist. Andere Minderheiten sind die der Griechen, Mazedonier, Aromunen, Roma, Balkan-Ägypter, Montenegriner, Bosniaken und Serben. In jenen Regionen Albaniens, in denen die bulgarische Minderheit ein Fünftel der Bevölkerung übersteigt, soll das Recht auf Nutzung der Muttersprache in den staatlichen Institutionen gelten.
„Der Gesetzentwurf war in verschiedenen Parlamentsausschüssen zur Diskussion vorgelegt worden und es wurden die verschiedenen Seiten angehört. Die meisten Diskussionen verursachten verständlicher Weise die Ausführungen der Vertreter der bulgarischen Minderheit, wie auch die der Mazedonier“, informiert Selim Hoxhaj, Ehrenkonsul Bulgariens in Vlora, in einem Interview mit dem Bulgarischen Nationalen Rundfunk.
Der Generalsekretär der Partei „Mazedonische Allianz für europäische Integration“ Vasil Sterjovski hatte bei den Parlamentsdebatten geäußert: „In Prespa, Gora, Golo Bardo und wo auch immer es angeblich eine bulgarische Minderheit geben sollte, leben einzig Mazedonier“. Die Forderungen der bulgarischen Seite bezeichnete er als einen „Teil des Projekts 'Großbulgarien'“.
„Im Parlament erhielt der Gesetzentwurf eine überaus große Unterstützung“, sagt weiter Hoxhaj. „102 Abgeordnete gaben ihre Ja-Stimme, 10 sprachen sich dagegen aus und ein Abgeordneter enthielt sich der Stimme. Das Wichtigste ist jedoch, dass die zwei größten Parlamentsparteien – die sozialistische und die demokratische, ein nahezu volles Einvernehmen erzielten.“
Diese einhellige Unterstützung ist an sich beeindruckend, da in den letzten Monaten die Arbeit des Parlaments in Tirana ausgesprochen erschwert ist – die Sitzungen werden seitens der Opposition blockiert und ein Dialog ist so gut wie unmöglich.
„Lautstarke Einwände gab es vor allem seitens der mazedonischen Organisationen, wie auch einiger Historiker, die Gegner der bulgarischen Gemeinschaft sind, sowie seitens der griechischen Partei“, erläutert Selim Hoxhaj. „Das stärkste Argument für die Anerkennung der bulgarischen Minderheit erwiesen sich die Konvention des Europarates und die Resolution vom 15. Februar dieses Jahres, in der der Begriff „Minderheit“ definiert wird. Vorrang haben die Selbstbestimmung der Minderheiten, die Geschichte und die Sprache der entsprechenden Gemeinschaft.“
Die traditionell tolerante albanische Öffentlichkeit begrüßte die Entscheidung der Abgeordneten. Laut dem Ehrenkonsul Bulgariens in Vlora haben neben den Bemühungen der bulgarischen Diplomatie vor allem die Vereinigungen der bulgarischen Gemeinschaften in Albanien eine nützliche Vorarbeit geleistet. Sie haben u.a. jedes Mal ihre ethnische Zugehörigkeit bekundet und Unterschriftensammlungen organisiert, deren Ergebnisse im Parlament vorgelegt wurden. In den Debatten wurde auch ein offizielles Dokument aus dem Jahre 1935 zitiert, dass aus der Zeit der Herrschaft von König Ahmet Zogu stammt. Darin ist von 10.958 Bulgaren die Rede, die in Albanien leben.
„Es kann von territorialen Ansprüchen Bulgariens nicht die Rede sein“, betont Selim Hoxhaj. „Die Bulgaren leben heutzutage verstreut in ganz Albanien. Viele von ihnen, die aus Gora und Golo Bardo stammen, leben in der Hauptstadt Tirana. Natürlich gibt es auch Bürger, die mit der Entscheidung des Parlaments unzufrieden sind; alles in allem sind jedoch die Albaner positiv eingestellt, zumal die meisten ethnischen Gruppen zur Vielfalt in den Traditionen, dem Brauchtum und der Musik beitragen. Auf diese Weise wird auch die albanische Kultur bereichert.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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