Im Europäischen Parlament ist bis Juni dieses Jahres eine Ausstellung unter dem Namen „Synergie“ zu sehen, die der bulgarischen bildenden Kunst gewidmet ist. Gezeigt werden Werke zeitgenössischer bulgarischer Künstler. Die Arbeiten selbst stammen aus den Sammlungen der Bulgarischen Nationalgalerie und des Europäischen Parlaments. Unter den ausgewählten Künstlern sind Prof. Andrei Daniel, Boris Missirkow, Georgi Bogdanow, Prof. Stanislaw Pamuktschiew u.a. Die Ausstellung ist Teil der Kulturveranstaltungen anlässlich der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft.
Die Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin der Exposition Nadeschda Dschakowa teilte uns Einzelheiten mit:
„Seit Januar 2011 gestaltet das Europäische Parlament Ausstellungen mit Kunstobjekten aus seiner eigenen Sammlung, um die EU-Ratspräsidentschaft eines jeden Landes zu vermerken“, erzählt die Kuratorin. „In diesem Jahr hat Bulgarien zum ersten Mal die EU-Ratspräsidentschaft übernommen und bis Ende Juni werden die Besucher die Möglichkeit haben, an einem Ort Werke bulgarischer Meister aus der Sammlung des Europaparlaments zu sehen. 2011 kaufte das Europäische Parlament einige bulgarische Kunstwerke, die nun Teil der Ausstellung sind. Parallel dazu wurden wir eingeladen, Werke aus der Sammlung der Bulgarischen Nationalgalerie vorzustellen.“
Der Begriff „Synergie“ oder „Synergismus“ wird in den verschiedensten Bereichen der Wissenschaft, der Wirtschaft und des Business angewandt. Was sollen die Werke verdeutlichen, die nun unter dem Motto „Synergie“ gezeigt werden, fragten wir Nadeschda Dschakowa.
„Unter Synergie versteht man die Schaffung eines Ganzen, das über die einfache Summe der einzelnen Teile hinausgeht“, antwortet die Kunstwissenschaftlerin. „Darin besteht auch die Idee für diese Ausstellung, die einen umfassenden Eindruck über die bulgarische Kunst vermitteln möchte. Natürlich wird eine Betonung auf einzelne Namen und Kunstwerke gesetzt; gleichzeitig damit wird jedoch auch ein allgemeinerer Blick auf unser Land geworfen. Mit der Ausstellung wird nicht nur an die bulgarische EU-Ratspräsidentschaft aufmerksam gemacht, sondern auch das Europäische Jahr des Kulturerbes 2018 vermerkt. Eine Synergie entdecken wir auch in der Präsentation unseres kulturellen Reichtums als Teil eines gemeinsamen Ganzen. Es ist gerade das Kulturerbe, das architektonische Umfeld und der Synergismus, der mit ihrer Erforschung und Ausstellung der gewählten Werke im Zusammenhang steht.“
Wie wurden die Werke ausgewählt?
„Es wurde eine Betonung auf solche Werke gesetzt, die mit unserem Kulturerbe und speziell mit dem Platz der heutigen Menschen in der uns umgebenden Welt verbunden sind“, sagt Nadeschda Dschakowa. „Vertreten sind Künstler, die mit verschiedenen Techniken arbeiten. Hier haben wir erneut ein Synergismus bei der Vereinigung von künstlerischen „Medien“ und der Kultur. Charakteristisch für unsere Gegenwartskunst ist, dass sie sich nicht auf nur eine Richtung konzentriert, sondern sich auch mit Fotografie, Videoart, Installationen und Malerei befasst. Der Mensch heute steht dabei jedes Mal im Mittelpunkt.“
Im Video-Werk von Dr. Adelina Popnedelewa „Masochistische Performance nach Hans Christian Andersen“ wird nicht nur Bezug auf den heutigen Tag, sondern auch auf die Stellung der Frau in der heutigen Welt genommen.
Was können die Besucher noch sehen?
„Ich denke, dass es den Besuchern nicht schwer fallen wird, die verschiedenen Ausrichtungen der Ausstellung zu erkennen. Hinweisen möchte ich auf das Werk des Tandems Missirkow-Bogdanow „Weekend“ – eine Reihe von „Fotos“ von einem Wochenende des Jahres 2126. Die Künstler malen eine Vision davon, wie unsere Denkmäler der sozialistischen Epoche von einer künftigen Generation aufgefasst werden könnten. Die Künstler werfen also von der Zukunft einen Blick zurück. Dieses Thema ist meiner Ansicht nach sehr ansprechend. Nicht minder interessant sind die Kommentare über unsere Vergangenheit, die Andrei Daniel in seinen Arbeiten macht. Unter den gezeigten Werken sind Arbeiten von Swetlana Mirtschewa über die Glagolitische Schrift. Das ist meines Ermessens eine ebenso wichtige Beziehung zwischen der bulgarischen und der europäischen Kultur“, sagte abschließend die Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin der Exposition Nadeschda Dschakowa.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: multimedia.europarl.europa.eu
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