Bis Ende November können die Einwohner und Gäste Sofias die 29. Ausgabe der „Tage der japanischen Kultur in Bulgarien“ besuchen. Viele interessante Events stehen auf dem Programm, darunter das Festival „Aniventure Comic Con“, Ausstellungen traditioneller japanischer Künste wie Temari, Kiri’e und Ikebana und vieles andere mehr. Das Publikum wird die Aufführung der japanischen Oper „Der rote Fächer“ in der Oper in Stara Sagora noch lange in Erinnerung behalten.
Mehr darüber erfahren wir von Misaki Nishimura, Attaché in der Kulturabteilung der japanischen Botschaft in Bulgarien.
„Maestro Shungo Moriyama ist ständiger Gast auf der Bühne der Sofioter Philharmonie, unterhält aber auch aktive künstlerische Kontakte zur Oper in Stara Sagora. Unter seiner Stabführung wurde „Der rote Fächer“ zum ersten Mal in Bulgarien aufgeführt. Die Oper lehnt sich an Motive aus dem mittelalterlichen Kampfepos „Heike Monogatari“ an und behandelt Themen, die jeden Menschen bewegen. Die Komponistin Kumiko Tanaka wohnte ebenfalls der Aufführung bei. Ihre Musik stellt eine Fusion aus modernem und traditionell japanischem Klang dar“, sagt Misaki Nishimura.
Zum sechsten Mal wird sich auch der Kinderchor des Bulgarischen Nationalen Rundfunks an den Tagen der japanischen Kultur in Bulgarien beteiligen. Das Konzert findet am 18. Oktober in der Aula der Sofioter Universität „Heiliger Kliment von Ohrid“ unter der Leitung seiner Dirigentin Venezia Karamanowa statt. Für seine Verdienste um die Förderung der kulturellen Beziehungen, der gegenseitigen Verständigung und Freundschaft zwischen Bulgarien und Japan wurde der Kinderchor des BNR mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet.
Unter den Musikevents im Rahmen der „Tage der japanischen Kultur in Bulgarien“ sind ein Konzert der Gruppe „SHAMIPIA” (am 06. November) und ein klassisches Konzert für Viola, Chello und Klavier in der Darbietung der Familie Asakawa und Yusuke Hosaka aus der Klavierklasse von Prof. Scheni Sachariewa (am 23. November) vorgesehen.
Aus Liebe zum Land der aufgehenden Sonne wandte sich eine Bulgarin der althergebrachten japanischen Stickkunst Temari zu, bei der dekorative Kugeln mit filigranen geometrischen Mustern bestickt und zu offiziellen Anlässen verschenkt werden. Heute gibt es selbst in Japan nicht allzuviele Temari-Meister. Rali Donewa-Koewa ist zertifiziertes Mitglied der Japanischen Temari Vereinigung. Ihre Kreationen werden vom 30. Oktober bis zum 12. November im Haus des Architekten in der bulgarischen Schwarzmeermetropole Warna zu sehen sein.
Vom 1. bis zum 7. November wiederum können die Besucher der Sofioter Galerie „San Stefano“ die Ausstellung „Der Tee – eine Brücke zwischen Kunst und Natur“ sehen. Parallel zur Ausstellung laufen Vorlesungen und Präsentationen. Misaki Nishimura erklärt die Prinzipien der traditionellen Teezeremonie:
„Das Kalligraphie-Rollbild stellt ein wichtiges Element bei der Einrichtung des japanischen Teeraums dar. Es enthält die Botschaft des Gastgebers an seine Gäste. Das Teezimmer ist ein nahezu sakraler Raum, wo man sich von den Sorgen und Ärgernissen des Alltags abkehrt, um sein Bewusstsein zu läutern. In der Regel liegt der Eingang in die traditionellen Teeräume derart niedrig, dass man fast schon kriechen muss, um hineinzugelangen. Die Idee, die man damit verfolgt ist, die Teilnehmer an der Zeremonie zur Demut zu animieren. Früher haben die Samurai und selbst der Shogun ihre Waffen am Eingang abgelegt, um so Gleichheit und Achtung gegenüber ihren Mitmenschen zu demonstrieren. Heute betritt man den Teeraum ohne auffälliges Makeup und Schmuck. Die Hauptprinzipien der Teezeremonie lauten: Harmonie, Achtung, Reinheit und Stille.“
Nächstes Jahr begehen Bulgarien und Japan 110. Jahre seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Die Japaner kennen diverse Aspekte unserer Kultur:
„Viele Japaner denken an Joghurt und unterschiedliche Rosensorten, wenn sie Bulgarien hören“, sagt Misaki Nishimura. „Außerdem ist Ihr Land in Japan mit seinen Sumō-Kämpfern Kalojan Machljanow - Kotoosho und Daniel Iwanow - Aoyama bekannt. Großer Beliebtheit erfreuen sich auch die authentischen Volkslieder und –tänze sowie die Opernkunst Bulgariens. Momentan sind die Sofioter Oper und Ballett auf Gastreise in Japan und haben erneut großen Applaus geerntet.“
Misaki Nishimura weilt seit zwei Jahren in Bulgarien und hat vorher ein Jahr lang in Tokio Bulgarisch gelernt. Was hat sie dazu bewogen, am anderen Ende der Welt zu arbeiten?
„Als Praktikantin am japanischen Außenministerium hatte ich die Möglichkeit, zwischen mehreren Staaten zu wählen. Ich habe mich entschieden, Bulgaristin und Diplomatin in Bulgarien zu werden, weil die Region Südosteuropa und vor allem der Balkan mich mit ihrer alten Kultur und Geschichte stets fasziniert haben. Bulgarien stand ganz oben auf meiner Wunschliste und ich bin sehr froh, dass dieser Wunsch erfüllt wurde“, sagt Misaki Nishimura zum Abschluss.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: @DaysJapaneseCulture
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