Stefan Waldobrew (geschrieben auch Valdobrev) ist ein Schauspieler, Sänger, Bandleader („Die üblichen Verdächtigen“) und überhaupt ein äußerst aktiver und gleichzeitig vielbeschäftigter Mensch – zumindest war es das bis zum 13. März. Wie alle Künstler auch, deren Leben mit der Bühne und dem Kontakt mit dem Publikum verbunden ist, hat er all seine Auftritte absagen müssen. Doch das hat seiner Ansicht nach auch seine guten Seiten:
„Ich nutze die Gelegenheit, die mir das Leben bietet, und arbeite „Etwas sachter“. Schon seit drei Jahren singen wir dieses Lied, haben uns aber bisher nicht daran gehalten. Nun schreibe ich das Buch zu Ende, an dem ich seit etlicher Zeit arbeite, für das aber bislang keine Zeit blieb, es fertigzustellen. Es ist prima, dass ich nun zu Hause hocken muss. Derzeit lese ich Korrektur und gestalte den Einband vom „Buch der Lieder“. Darin erzähle ich interessante, manchmal auch lustige Geschichte im Zusammenhang mit meinen Liedern und denen der Gruppe „Wickeda“, Lili Iwanowa (ihr habe ich ein spezielles Kapitel gewidmet) u.a. Wenn alles klappt, wird es Mitte Mai bereits in den Buchgeschäften sein.“
„Vor einigen Tagen habe ich mein erstes Online-Konzert gegeben – ohne Publikum! Ich hoffe, dass mir das nie wieder passieren wird“, gestand der Musiker in einem Interview für Radio Bulgarien.
„Ich wünsche mir inständig, dass das mein letztes Konzert dieser Art gewesen ist! Schon zu Beginn hatte ich ein komisches Gefühl; man singt für Ständer, auf denen die Kameras montiert sind. Es hat mir geholfen, dass ich Schauspieler bin. Im Kino ist es so, dass man manchmal mit der Kamera sprechen muss, als seien dort Menschen. Des Weiteren hatte ich den Vorteil, dass ich mir bei den Konzerten der letzten vier Jahre viele der Gesichter im Publikum gemerkt habe. Ich habe sie nun aus meinem Gedächtnis abgerufen und mir vorgestellt, dass sie vor mir sitzen. Wir haben überhaupt sehr gute Beziehungen zu unserem Publikum geknüpft und das hat mir an jenem Abend sehr geholfen.
Wenn ich meine jetzige Lage irgendwie ausdrücken müsste, trifft es der Song „Etwas sachter“ am besten – als Titel und als Text. Die Menschheit hat einen „Rand“ erreicht, von wo aus es nicht mehr weitergeht – ein „Rand“ des Konsums, der Gier und des unmenschlichen Tempos.
Die Natur säubert sich nun von selbst. Ich meine das nicht physisch – es ist eine Säuberung der Wahrnehmung, der Gedanken, der Seelen, der Pläne und Wünsche.
Bereits am 13. oder 14. März habe ich ins Facebook einige wenige Worte geschrieben. Ich liebe es überhaupt nicht, den Menschen irgendwelche Ratschläge zu erteilen und sie zu bevormunden. Es war ein Appell an die Kinder. Sie sollen ihren Eltern erklären, dass das ganz normal ist – man muss weniger wollen, damit man mehr hat. Wir haben so gelebt, als ob es nach uns keine anderen Menschen mehr geben wird – alles aufessen, alles austrinken und alles erleben... Es muss aber etwas übrig bleiben – für unsere Kinder. Ich denke, dass die Menschen nach diesem Alptraum, den wir momentan live erleben, etwas normaler werden.“
Was das „Buch der Lieder“ anbelangt, hofft Stefan Waldobrew, dass damit die Beziehung zu seinen Freunden und Fans und die schönen Emotionen aufrechterhalten bleiben, die an jenes Märchen erinnern, das im direkten Kontakt und den Konzerten geboren wurde... und in Erwartung seiner Rückkehr...
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: BGNES, Facebook/Stefan Valdobrev
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