Das Leben in Bulgarien beginnt sich langsam wieder zu normalisieren. Nach langer Isolation nutzen die Menschen das schöne Frühlingswetter und verbringen mehr Zeit im Freien. Vom 15. Mai bis zum 15. Juni werden die Sofioter nicht nur die Möglichkeit für Spaziergänge haben, sondern sie können sich auch an einem Spiel beteiligen, dass sich „Suche den Schatz!“ nennt. Ziel ist, populäre Orte, Persönlichkeiten und Ereignisse zu popularisieren, die mit der Geschichte Bulgariens und den Orden und Medaillen als öffentliche Anerkennung für verdiente Bürger in Verbindung stehen. Die 20 „Schätze“, die die Spielteilnehmer finden müssen, sind Schatullen mit Orden aus den Jahren 1945 bis 1991.
„Der Grund, warum wir gerade diese Periode gewählt haben ist, dass damals besonders viele Orden und Medaillen vergeben wurden“, erklärt Ewgenij Iwanow, der zu den Organisatoren des Spiels gehört. „Unter den Orden sind „Kyrill und Method“, „Volksrepublik Bulgarien“, der zu den ranghöchsten Auszeichnungen gehörte, ferner die Mutterschaftsmedaille, mit der Mütter und Eltern geehrt wurden, die drei und mehr Kinder erzogen haben. Einen solchen Orden gibt es im heutigen System der Auszeichnungen nicht mehr. In das Spiel wurde eine ganze Reihe anderer Orden einbezogen, die den Bürgern aus den verschiedensten Anlässen verliehen wurden. Wir hoffen, mit dem Spiel das Interesse der Menschen am bulgarischen System der Medaillen, Orden und Ehrenzeichen zu wecken.“
Jede kleine Schatzkiste enthält Informationen, wann und von wem die entsprechende Auszeichnung geschaffen und bis wann sie vergeben sowie für welche Verdienste sie zuerkannt wurde. Die 25 Teilnehmer, die die meisten „Schätze“ entdecken, werden einen Katalog „Ehrenzeichen, Orden und Medaillen in Bulgarien (1944 – 2020)“ sowie eine Medaille aus den Jahren 1945 bis 1985 erhalten.
„Der Katalog gewährt einen neuen Blick auf das bulgarische System der Medaillen, Orden und Ehrenzeichen, seine Entstehung und Entwicklung. Auch werden einige bislang unveröffentlichte Auszeichnungen vorgestellt. Das Wichtigste ist, dass genau erklärt wird, wofür die einzelnen Auszeichnungen verliehen wurden, was bisher in keinem unserer Kataloge enthalten war“, erzählt weiter Ewgenij Iwanow. Er deutete an, dass die kleinen Schatztruhen an geschichtsträchtigen Orten versteckt werden sollen. „Der Orden „Kyrill und Method“ wird an Orten zu finden sein, die mit der bulgarischen Kultur in Verbindung stehen. Die Militärorden und Medaillen werden ihrerseits in der Nähe von nationalen Denkmälern versteckt. Auf diese Weise wollen wir diese Orte popularisieren und die Menschen über die Rolle von Oden und Medaillen informieren.“
Kennen sich die Bulgaren in ihrer Geschichte aus, oder muss man sie ständig an historische Stätten, Persönlichkeiten und Ereignisse erinnern?
„Ich muss leider feststellen, dass die bulgarische Geschichte meist nur aus politischer Sicht interpretiert wird“, antwortet Ewgenij Iwanow. „Man darf aber die Geschichte nicht einseitig betrachten. Immer gibt es Ereignisse, auf die man stolz sein kann. Und gerade das versuchen wir klar zu machen – es gab und gibt stets verdiente Menschen, die auch für ihre Leistungen ausgezeichnet wurden und werden. Wir müssen sie kennen und sich ihre Verdienste vergegenwärtigen. Die Öffentlichkeit muss aktiver werden, wenn es um die Erkennung solcher Mitmenschen geht, die es verdient haben, ausgezeichnet zu werden. Das ist auch das Ziel des EU-Projekts, in dessen Rahmen unser Spiel läuft: den Bürgern sollen breitere Möglichkeiten eingeräumt werden, Mitbürger für Orden und Medaillen vorschlagen zu können. In unserem heutigen System der Auszeichnungen gibt es Lücken und unsere Aufgabe besteht darin, mögliche Lösungen vorzuschlagen.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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