Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2025 Alle Rechte vorbehalten

Ausländische Investitionen in Bulgarien – Möglichkeiten in Seuchenzeiten

Foto: Archiv

Rund einen Monat vor Ende des Jahres 2020 kann man mit Sicherheit sagen, dass es ein Wendejahr war, das das Leben aller in das vor Covid-19 und danach einteilt. Die Corona-Seuche hat einschneidende Folgen für den Alltag der Menschen, die sich vor der ernsten Herausforderung gestellt sehen, sich der Lage anzupassen und den neuen Realitäten ins Auge zu schauen.

Ganze Bereiche beginnen sich zu transformieren und das wird an der bulgarischen Wirtschaft nicht vorübergehen. Für Bulgarien spielen die örtlichen und ausländischen Investitionen eine große Rolle. Trotz einer momentanen Stagnation besitzen sie reiche Entwicklungschancen. Das ist vor allem in den Industrien zu spüren, die einen hohen Mehrwert produzieren.

„Die Zeiten sind unsicher, doch was die Spitzentechnologien anbelangt, hat die Pandemie neue Möglichkeiten eröffnet“, sagte Radio Bulgarien gegenüber Iwan Michajlow, Mitglied der Amerikanischen Handelskammer in Bulgarien. „Als Ganzes ist der IT-Bereich weniger betroffen. Im Gegenteil! Die meisten Firmen dieser Branche (der Automobilbau und andere Bereiche mit hohem Mehrwert einbegriffen) planen eine Erweiterung ihrer Produktion und den Aufbau zusätzlicher Tätigkeiten. Mutterunternehmen wollen ihre Tochtergesellschaften in Bulgarien ausbauen, weil das Umfeld hier eine größere Flexibilität bietet. Der Arbeitsmarkt ist im Vergleich zu 2019, als ein gewisser Arbeitskräftemangel herrschte, wieder reicher geworden. Es war die Rede von einem Import an Arbeitskräften und eine Überhitzung der Wirtschaft. Nun beginnt sich alles zu normalisieren, ohne dass das zu einem drastischen Schrumpfen in den Bereichen mit hohem Mehrwert führt. Für 2021 wird eine Stagnation in einigen Bereichen und ein Wachstum in anderen vorhergesagt.“

Obwohl es als Tendenz noch nicht bestätigt ist, würde laut Michajlow die Zahl der Bulgaren steigen, die in ihre Heimat zurückkehren, um hier weiterzuarbeiten.

„Es gibt dafür eine Reihe von Gründe, die von der pandemischen Lage in der ganzen Welt bedingt werden. Nicht zuletzt ist es auch die Möglichkeit, von überall online zu arbeiten. Der Zugang zu Arbeitskräften ist viel flexibler, da sich auch viele Unternehmen darauf eingestellt haben, dass ihre Angestellten von verschiedenen Orten aus arbeiten, was sehr positiv ist.“

Aus Bulgarien sind in den letzten Jahrzehnten etwas mehr als 2 Millionen Menschen ausgewandert und das Land sieht sich vor einem akuten Mangel an ausgebildeten Arbeitnehmern gestellt. Einige Berufe sind mittlerweile fast völlig verschwunden. Die Pandemie hat den Import von Arbeitskräften aufgeschoben, doch diese Frage wird danach erneut auf der Tagesordnung stehen. Die Suche nach einer nachhaltigen Lösung dieses Problems muss fortgesetzt werden. „Momentan ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt sehr dynamisch“, meinte der Analyst. Seinen Worten nach biete das sogenannte „Nearshoring“ einen Lösungsansatz. An einem entsprechendenden Projekt arbeiten gemeinsam 14 bilaterale Kammern in Bulgarien. Unterstützt werden sie vom Wirtschaftsministerium und der Bulgarischen Investitionsagentur. Ziel ist, verschiedene Produktionen in den Ländern Mittel- und Südosteuropas wiederzueröffnen.

Die Arbeit konzentriert sich vor allem auf die Gebiete Mechatronik und chemische Industrie.

Neben dem Automobilbau und der IT-Industrie müsse Bulgarien die Entwicklung von Biotechnologien und Pharmazeutik vertiefen, die über ein großes Investitionspotential verfügen.

In der nächsten Programmperiode des mehrjährigen Finanzrahmens 2021 bis 2027 wird die Europäische Union gezielt in den genannten Bereichen investieren. Wichtig ist, dass sich Bulgarien diese Chance nicht entgehen lässt und sie maximal zu nutzen weiß.

Autor: Joan Kolev

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow




Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Bulgarische Wirtschaftskammer schätzt Effektivität der Wirtschaftspolitik ein

Bulgarien steht vor großen strukturellen Herausforderungen. Die Wirtschaft sei durch eine geringe Wertschöpfung und regionale Herausforderungen gekennzeichnet, sagte der Präsident des Bulgarischen Industrieverbandes (BIV), Dobri Mitrew. Er präsentierte..

veröffentlicht am 24.04.25 um 15:28

Bulgarische Unternehmer rechnen mit 5 bis 30 Prozent Rückgang aufgrund neuer US-Zölle

Die Hälfte der Unternehmen aus der Vereinigung des Industriekapitals in Bulgarien glaubt, dass die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle auf die Einfuhr von Waren aus der EU keine direkten Auswirkungen auf ihr Geschäft haben werden...

veröffentlicht am 17.04.25 um 11:27

Bojko Borissow traf sich mit dem Vorstandsvorsitzenden von Rheinmetall

Bulgarien ist ein idealer Standort für die Entwicklung von Investitionen in der Rüstungsindustrie und Deutschland ist unser strategischer Partner, der die Vorteile und Chancen unseres Landes schätzt. Das erklärte GERB-Chef Bojko Borissow nach..

veröffentlicht am 16.04.25 um 14:56