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Der 9. Juli ist der letzte Tag für Wahlwerbung vor der Abstimmung am Sonntag

Der Wahlkampf ist vorbei – wie hoch ist der Einsatz?

Foto: BGNES

Die Wahlkampagne für die Parlamentswahlen am 11. Juli verlief recht lau. Die Gründe dafür können sowohl in der Urlaubssaison als auch in den erheblichen Mitteln gesucht werden, von den Parteien die für die vorangegangene Wahlkampagne ausgegeben wurden.

"Wir befinden uns schon so lange in einer Wahlkampagne, dass wir sie schon gar nicht mehr wahrnehmen. Ich habe das Gefühl, dass sie bereits am Jahresanfang begonnen hat", kommentierte die Journalistin Mira Badzhewa.

Der Politologe Georgi Kirjakow lenkt die Aufmerksamkeit hingegen auf die benutzten Kommunikationskanäle.

Georgi Kirjakow

„Die Wahlkampagne findet hauptsächlich in den sozialen Netzwerken statt, denn das ist viel billiger. Wichtig sind aber auch die Treffen mit den Wählern. Viele Menschen haben bereits eine Vorstellung, wem sie ihre Stimme geben“, sagte Georgi Kirjakow für BNR-Stara Zagora.

Eine Umfrage unter Einwohnern von Stara Sagora zeichnet jedoch ein anderes Bild über die reale Einstellung gegenüber den Politikern und ihren Versprechen.

„Mich beeinflussen Wahlkampagnen nicht, ich stehe jedem Wahlkampf eher neutral gegenüber“, sagt Wassil.

"Die Kampagnen sind sehr langweilig und zu allgemein. Sie berühren mich nicht“, fügt Georgi hinzu. Und Maria ist sogar genervt, dass sie von morgens bis abends „bestrahlt“ wird.

Der Politologe Georgi Kirjakow ist überzeugt, dass nach den Parlamentswahlen eine Regierung gebildet werden wird. Er hat zwei Hypothesen.

„Es ist durchaus möglich, dass die Protestparteien gemeinsam mit einer der großen Parteien des Status quo eine Mehrheit bilden. Oder aber die Übergangsregierung setzt ihr Mandat als reguläre Regierung fort, unterstützt von den Protestparteien und den althergebrachten Parteien. Auf diese Weise vermeiden die parlamentarisch vertretenen Formationen, die Verantwortung für ein eventuelles Scheitern bei den Regierungsgeschäften zu übernehmen.“

Diese These wird auch vom Politologen Dimiter Ganew unterstützt, der überzeugt ist, dass wir es eher mit einer Expertenregierung zu tun haben werden. „Jeder Vertreter einer Partei wird seine Leute nicht als ausgesprochene Parteimitglieder präsentieren, sondern als Experten auf einem bestimmten Gebiet.“

Dimiter Ganew

„Eine vorläufige Prognose aufzustellen ist nahezu unmöglich“, sagt die Politpsychologin Antoaneta Hristowa und sieht dafür mehrere Gründe.

Die aktive Arbeit der Übergangsregierung, die nahezu täglich Ergebnisse liefert, lässt die einzelnen Kandidaten der politischen Parteien aussehen, als würden sie den Ereignissen hinterherlaufen.

Antoaneta Hristowa

Ein weiterer Faktor, der eine reale Einschätzung der Einstellungen der Wähler unmöglich macht, sei die Arbeit der Trolle in den sozialen Netzwerken, die erfolgreich viele Informationen und damit die Realität für die Nutzer verzerren, sagt Antoaneta Hristowa und fügt hinzu, dass fast alle politischen Parteien solche benutzen. Die Politologin weist auch darauf hin, dass neben der Polarisierung zwischen den Menschen auch die mit den Änderungen des Wahlgesetzes durch die kurzlebige 45. Nationalversammlung eingeführte Maschinenwahl einen möglichen negativen Einfluss auf die Abstimmung haben könnte.

„Alle haben versucht, die Wahlbeteiligung zu minimieren. Ein Beispiel dafür sind ältere Menschen. Das Wahlsystem impliziert keine Beteiligungsbereitschaft, sondern schafft bei ihnen Barrieren und Ängste“, sagt Hristowa. Sie schätzt, dass die Wahlbeteiligung um einige Prozent weniger sein wird als bei den vorangegangenen Wahlen.

Redaktion: Joan Kolew

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: BGNES, BNR


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