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Die aus dem Ausland importierte Inflation belastet besonders die Nahrungsmittelkosten der Bulgaren

Bis Ende des Jahres werden die Lebenshaltungskosten um mehr als 5 Prozent steigen, prognostiziert Violeta Iwanowa vom Institut für Sozial- und Gewerkschaftsforschung bei der KNSB

Foto: BGNES

Die Waren- und Dienstleistungspreise in Bulgarien sind wieder auf Aufwärtskurs. Das erfolgt vor dem Hintergrund einer Verdreifachung der Erdgaspreise seit Jahresbeginn und einer Erhöhung der Wärme- und Strompreise im Hochsommer. Weltweit waren die Länder von den höheren Energiepreisen nicht überrascht und haben sich auf die Inflation vorbereitet. Am härtesten trifft sie jedoch die ärmeren Volkswirtschaften.

In Bulgarien, wo die Einkommen seit Jahren um ein Vielfaches unter dem EU-Durchschnitt liegen, stehen noch größere Bevölkerungsgruppen nun nicht nur vor der Gefahr, kein Geld fürs Heizen im Winter zu haben, sondern auch ihren Lebensunterhalt und ihre Gesundheitsbedürfnisse nicht bestreiten zu können.

Die jüngsten Daten einer Studie, die das  Institut für Sozial- und Gewerkschaftsforschung der Konföderation der unabhängigen Gewerkschaften Bulgariens (KNSB) Ende August und Anfang September vorgenommen hat, sind besorgniserregend. Daraus geht eindeutig hervor, dass die Preise jener Lebensmittel am rasantesten steigen, die die traditionelle Lebensgrundlage der Bulgaren bilden. Das Weizenmehl ist um 7,3 Prozent teurer geworden. Als Grund dafür führen Experten das teure Getreide auf den internationalen Märkten und deren Einfluss in unserem Land an. Zudem haben die Bäcker im September die Preise aufgrund der gestiegenen Energiepreise um mindestens 10 Stotinki angehoben. Die Prognosen gehen davon aus, dass sich der Anstieg fortsetzen wird. Auch die Preise einiger Gemüsesorten sind laut der KNSB-Studie deutlich höher als im Vorjahr. Und das gilt auch für saisonales Gemüse wie Gurken, Tomaten, Paprika, die zur Herstellung von hausgemachtem Wintergemüse verwendet werden, das für viele bulgarische Familien traditionell ist.

„All dies lässt uns vermuten, dass in den kommenden Monaten die ärmsten Haushalte in Bulgarien am stärksten von der Inflation betroffen sein werden. Das bedeutet, dass die Armen noch ärmer werden, denn in ihren Verbraucherkorb kommen Grundnahrungsmittel wie Brot, Getreidewaren, Pflanzenöle etc.“, sagt Violeta Iwanowa, Expertin des Instituts für Sozial- und Gewerkschaftsforschung bei der KNSB.

„Aus der Studie ist ersichtlich, dass in Bezirken wie Blagoewgrad, Kjustendil, Widin, Haskowo, in denen die Löhne um etwa 30 Prozent unter dem Landesdurchschnitt liegen, ein deutlich höherer Preisanstieg bei den Grundnahrungsmitteln zu verzeichnen ist. Besagtes Wachstum liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt. Das bedeutet, dass der Lebensstandard in diesen Gebieten weitaus niedriger ist und die Preise für die Menschen dort sozial unerträglich werden“, sagt Violeta Iwanowa.

Violeta Iwanowa

Am stärksten betroffen sind davon die ärmeren Gebiete, wo sich die Gehälter unter 1.000 Lewa (500 Euro) halten, bei einem Landesdurchschnitt von 1.525 Lewa (763 Euro). Zugleich gibt es in Bulgarien wirtschaftlich stärker entwickelte Gemeinden, in denen das durchschnittliche Gehalt höher ist als im Land. „Diese Gehaltsschere ist besorgniserregend, denn das Tempo, mit dem die Löhne in den ärmeren Regionen steigen, kann den Preisanstieg nicht ausgleichen.“

Die KNSB prognostiziert ab dem 1. Januar 2022 einen erneuten Preisanstieg bei Wärme und Strom, was die Rechnungen für Wärme und Strom weiter nach oben schrauben wird. Das Problem in unserem Land ist, dass die Menschen aufgrund dieser hohen Rechnungen ihre Kosten für Grundnahrungsmittel wieder senken und billigere und qualitativ minderwertigere Produkte kaufen werden. Außerdem werden sie keine Mittel für Gesundheit, Bildung und Kultur zur Seite legen können.

„Wir gehen davon aus, dass die Lebenshaltungskosten bis Ende des Jahres um 5 Prozent oder mehr steigen werden“, sagt Violeta Iwanowa. „Das bedeutet, dass in einem 3-Personen-Haushalt mit einem Kind jeder der Eltern mindestens 1.010 bis 1.020 Lewa (knapp 510 Euro) verdienen muss. Die KNSB hält an ihrer Haltung fest, dass der Mindestlohn ab dem 1. Januar nächsten Jahres um 17,5 Prozent angehoben werden und 764 Lewa (380 Euro) erreichen sollte, bei derzeit 650 Lewa (325 Euro). Gleichzeitig sollten auch die Löhne im öffentlichen und privaten Sektor erhöht werden – um durchschnittlich 13 Prozent. Das Gehalt, das die Lebenshaltungskosten deckt,  wird sich im Jahr 2024 dem Mindestlohn annähern und dementsprechend soll der Mindestlohn auf 50 Prozent des Durchschnittslohns im Land angehoben werden. Das ist eine der Hauptanforderungen, die voraussichtlich von der Europäischen Kommission angenommen wird und in allen Mitgliedstaaten durchgesetzt werden soll.“

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: BGNES




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