„Die bulgarische Viehhaltung geht ein, wenn nicht dringend Maßnahmen zu ihrer Rettung ergriffen werden“, heißt es in einer Erklärung von Vertreter des Agrarsektors, die an Politiker gerichtet wurde. Laut der Branche müsse das Budget für die Tierhaltung verdoppelt werden.
„Für 2022 müsse eine Unterstützung in Höhe von 200 Millionen Lewa (ca. 102,3 Mill. Euro) zur Rettung der Produktion von bulgarischem Obst und Gemüse, Milchprodukten, Fleisch, Eiern, Honig, Nüssen, Weintrauben und Ölrosen vorgesehen werden. Auch sollte die erhöhte Versicherungsschwelle für kleine Produzenten überdacht werden, die kein hohes Einkommen haben, um diese Anforderung zu erfüllen“, heißt es in einem offenen Schreiben, das von 33 Branchenorganisationen unterzeichnet wurde. Die Lösung könne nicht verschoben werden, da alle landwirtschaftlichen Aktivitäten von der hohen Inflation und dem schrumpfenden Verbrauch betroffen sind.
Vor unumkehrbaren wirtschaftlichen Folgen warnten Tierzüchter, die sich im vergangenen Jahr genötigt sahen, ihre Produktion einzuschränken. Die größte Schwierigkeit für sie bestehe in der Absicherung der Futtermittel für das Vieh. Aufgrund von Inflation und steigenden Strompreisen sind auch die Futtermittelpreise rasant gestiegen. In Gebieten wie den Rhodopen, wo kein eigenes Futter produziert wird, ist die Tierhaltung noch teurer. Das werde sich unweigerlich auf den Preis der Produkte auswirken, die im Frühjahr auf den Markt kommen.
„Die Kaufkraft der Bulgaren ist überhaupt nicht hoch, deshalb können wir uns eine solche Erhöhung des Lammpreises nicht leisten“, sagte Bojko Sinapow, Vertreter der „Vereinigung bulgarischer Tierzüchter“, in einem Interview für den BNR-Lokalsender in Kardschali:
„Die Situation ist jetzt sehr kritisch. Jeden Tag spreche ich mit Kollegen, die Tiere notschlachten müssen. Überall im Land werden Farmen geschlossen; die Leute sind einfach erschöpft. Ich mache mir in dieser schwierigen Lage große Sorgen, ob wir über die Runden kommen werden. Herden werden liquidiert und wenn der Staat jetzt nicht eingreift, werden wir einen Großteil unseres Viehbestandes verlieren. Wir hoffen bald, auf die Corona-Zuschüsse zugreifen zu können, die in allen Nachbarländer bereits gezahlt werden. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, diese Gelder einzusetzen.“
Die Schafzüchter in Bulgarien sind empört über die Höhe der Summen, die der Staat zu ihrer Unterstützung im Rahmen des De-Minimis-Programms bereitgestellt hat. Sie sagen, der Betrag sei eher eine Verhöhnung der Kleinbauern, anstatt ihnen zu helfen, die Krise zu überstehen. „Derzeit erhalten wir 11 Lewa (ca. 5,63 Euro) pro Tier, was einzig die Kosten für nur einen Ballen Luzerne decken kann“, sagte der Vorsitzende des Nationalen Verbandes der Ziegen- und Schafzüchter Simeon Karakolew in einem Interview für das BNR-Inlandsprogramm „Horizont“:
„Die Situation ist sehr schwer; seit dem Sommer letzten Jahres sind die Futtermittelpreise in die Höhe geschnellt; zudem erleben wir in den letzten Monaten eine sehr hohe Inflation – die Preise für fast alle Rohstoffe sind rapide gestiegen. Unserer Meinung nach dürfe die Beihilfe für Kleintiere und Wiederkäuer nicht unter 30 bis 40 Lewa (ca. 15,35 bis 20,46 Euro) pro Tier fallen. Wir erwarten ein adäquates Eingreifen des Staates. Die Position des Ministeriums ist, dass innerhalb der nächsten 2 Monate die Covid-Hilfe zum Greifen kommen werde, damit sie die niedrigere De-Minimis-Hilfe, die wir erhalten, bereits jetzt ausgleichen könne.“
Eine zusätzliche Belastung ist laut Simeon Karakolew die Forderung, die Versicherungsschwelle fast aufs Doppelte anzuheben. Diese Maßnahme werde hauptsächlich kleine landwirtschaftliche Betriebe treffen, die in unserem Land etwa 20.000 an der Zahl sind.
Zusammengestellt: Gergana Mantschewa (nach Interviews von BNR Kardschali und BNR-Programm „Horizont“)
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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