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Das Internet – Tummelplatz für Propaganda und Fake News

Tichomir Beslow
Foto: BGNES

Eine Studie der Meinungsforschungsagentur Alpha Research vom vierten Tag des Krieges in der Ukraine zeigt einen gravierenden Rückgang der Zustimmung für Wladimir Putin in Bulgarien auf 32%. Mit der Entfaltung der Kampfhandlungen ist Russlands hybrider Krieg in eine neue, noch intensivere Phase eingetreten, die sich unweigerlich auf die öffentliche Meinung im Land auswirkt. Im Moment kursiert die kremlfreundliche Propaganda mit beispielloser Wucht durch die sozialen Medien in unserem Land.

„Facebook ist in Bulgarien sehr dominant und die wichtigsten russischen Thesen werden hauptsächlich dort verbreitet“, behauptet Tichomir Beslow vom Zentrum für die Erforschung der Demokratie. Ihm zufolge gibt es eine große Anzahl von Internetseiten, die russische Sichtweisen und gefälschte Nachrichten verbreiten, die von Russland finanziert werden. Doch gibt es Mechanismen, um der Finanzierung nachzugehen?

„Das Problem ist, dass diese Feststellung von den zuständigen bulgarischen Behörden gemacht werden müsste. Sie sind es, die sich mit ausländischer Finanzierung befassen und ihre Funktionen als Spionageabwehr wahrnehmen sollten“, sagt Tichomir Beslow und stellt mit Bedauern fest, dass er eine solche Aktivität bisher nicht feststellen konnte. Weit verbreitet sei die Meinung, dass diese Art von Institution von russischen Kanälen infiltriert sind. Ein anderer Grund hänge seiner Meinung nach der Kompetenz dieser Behörden zusammen, die ebenfalls stark in Frage gestellt wird.

Parallel zur russischen Invasion in der Ukraine häufen sich in den bulgarischen sozialen Medien die Botschaften gegen die NATO und die Europäische Union. Diese Stimmungen stehen, Experten zufolge, im direkten Zusammenhang mit der nationalen Sicherheit. Aber im Gegensatz zu Westeuropa und den Vereinigten Staaten hat Bulgarien weder Institution noch Instrumente, um dieser Art von Fehlinformationen und Propaganda entgegenzuwirken. Die einflussreichsten Plattformen wie Facebook und YouTube weisen Bulgarien bisher kaum Ressourcen zu. Der Grund dafür sei, dass der Markt sehr klein ist und es keine bulgarischen autorisierten Institutionen gibt, mit denen man zusammenarbeiten könnte.

„Die Institutionen müssen mit Hilfe der Korporationen, Eigentümer der großen sozialen Netzwerke, bulgarische Werkzeuge entwickeln, um die gefälschten Nachrichten und die Manipulation der Fakten aufzudecken und zu zeigen. Bis es soweit ist, erfolgt der Widerstand gegen die russische Propaganda spontan und menschlich. Die Aufnahmen von der Zerstörung der Städte, die Tausenden Toten führen zu Reaktionen.“

Tichomir Beslow weist auch darauf hin, dass es in Bulgarien viele Beispiele für Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gibt, darunter auch populäre Politiker, die ihre Facebook-Profile nutzen, um russische Thesen zu verbreiten. Die russischen Quellen setzen ihrerseits bestimmte Inhalte online, die anschließend über Trolle, bulgarische Medien und verschiedenen bulgarischen Facebook-Gruppen in den sozialen Netzwerken verbreitet werden.

Im Netz seien auch so genannte „nützliche Idioten“ unterwegs, sagt Tichomir Beslow. Im Unterschied zu den so genannten Agenten mit Einfluss, die finanziert werden, um die öffentliche Meinung zugunsten von Russland zu beeinflussen, werden diese Menschen nicht bezahlt. Sie handeln aus der eigenen Überzeugung heraus.

Übersetzung: Georgetta Janewa




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