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Ist Bulgarien bereit für den Beitritt zur Eurozone?

Experten sind skeptisch, ob Bulgarien 2024 den Euro einführen kann

Foto: Pixabay

In den letzten Wochen ist wieder aktiv vom Beitritt Bulgariens zur Eurozone die Rede. Regierungsbeamte, Wirtschaftsvertreter und Experten visieren sogar das Datum an, an dem das bereits der Fall sein soll – 1. Januar 2024. Zweifelsohne hat jedes EU-Mitglied mit der Unterzeichnung des EU-Beitrittsvertrags sein Einverständnis mit der Einführung der einheitlichen europäischen Währung erklärt. Im Beitrittsvertrag ist jedoch kein bestimmter Zeitraum festgelegt, wann die Landeswährung vom Euro abgelöst werden soll. Inwiefern der Wechsel vom Lew zum Euro im Jahr 2024 realisierbar ist, lässt sich vor dem Hintergrund der geopolitischen Erschütterungen infolge des Ukraine-Kriegs und der damit einhergehenden Inflation, die sich in unserem Land immer stärker bemerkbar macht, immer noch schwer prognostizieren. Laut einem kürzlich erschienenen Konvergenzbericht der Europäischen Kommission könnte Bulgarien noch nicht der Eurozone beitreten. Die Gesetze über die Bulgarische Nationalbank BNB sind nicht mit der Gesetzgebung der Eurozone kompatibel. Und mit 14,4 Prozent auf Jahresbasis ist die Inflation in unserem Land zu hoch. Den Beitrittskriterien zufolge sollte die Inflation jedoch nicht höher sein als 1,5 Prozent des Durchschnitts der leistungsstärksten Länder.

Das Haushaltsdefizit darf laut Experten 3 Prozent des BIP nicht übersteigen. Der Eintritt in die Eurozone, wenn dort steigende Inflation und Rezessionsrisiken herrschen, birgt zusätzliche Risiken. Andererseits wächst die Unschlüssigkeit, weil die Menschen immer skeptischer werden, was die Einführung des Euro angeht. „Aus diesem Grund sollten die Politiker die Menschen davon überzeugen, dass dies der Weg ist“, kommentierte die Wirtschaftswissenschaftlerin Daniela Bobewa in einem Interview für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk. Ihre Prognose über den Beitritt Bulgariens zur Eurozone lautet:

„Wenn wir weiterhin mehr ausgeben, als wir uns leisten können, werden wir das Kriterium des Haushaltsdefizits, der Inflation, kaum erfüllen. Wenn wir in der Aktualisierung des Staatshaushalts enorme Kosten einplanen, wird es schwierig, den Kriterien zu entsprechen. Die Europäische Zentralbank EZB prognostiziert, dass wir ein Problem mit dem Inflationskriterium haben werden. Deshalb muss eine gute Analyse vorgenommen und bedacht werden, welche Politik zu befolgen ist.“

Der Experte für Makroökonomie, Dozent Grigor Sarijski, steht der Ablösung des Lew durch den Euro traditionell kritisch gegenüber. Kürzlich betonte er erneut in einem Fernsehauftritt, dass unser Land für einen solchen Schritt noch nicht bereit sei.

„Die Regierung will, dass wir in die Eurozone aufgenommen werden, um die Verantwortung für die Finanzpolitik von sich abzuwälzen. Nach unserem EU-Beitritt beginnt jede Präambel eines neuen Gesetzes damit, dass wir unsere Gesetzgebung mit der europäischen harmonisieren müssen. Mit dem Eintritt in die Eurozone werden wir dasselbe in Bezug auf die Geldpolitik tun müssen.“

Der Makroökonom erinnert daran, dass in der Eurozone bis vor wenigen Jahren kein Stabilisierungsmechanismus vorhanden war, Kraft dessen man die „Sünden“ eines fremden Landes büßen muss. Mittlerweile gibt es aber einen solchen Stabilisierungsmechanismus und jedes Mitgliedsland ist verpflichtet, sich daran zu beteiligen.

Gleichzeitig sprach der Finanzexperte Viktor Jozow, einer der Befürworter des Beitritts Bulgariens zur Eurozone, sein Unverständnis darüber aus, dass unser Land 13 Jahre gebraucht hat, um in den sogenannten „Warteraum“ aufgenommen zu werden:

„Es fehlt an Kriterien, die wir für den Anschluss an den Wechselkursmechanismus II erfüllen müssen. Deshalb sehe ich hinter dieser Entscheidung ein ziemlich starkes politisches Element. Dessen ungeachtet verzichtet Bulgarien seit 25 Jahren auf eine aktive Geldpolitik und folgt der Europäischen Zentralbank. Alle aus dem Mangel einer eigenen Geldpolitik erwachsenden Negativa konsumieren wir seit 25 Jahren. Andererseits nutzen wir aber nicht die Vorteile einer Währungsunion – Senkung der Transaktionskosten, niedrigere Zinsen etc.“, so Viktor Jozow.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Pixabay, EPA/BGNES





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