Türkisblaues Meer, unzugängliche Felsen und Steppenvegetation - die ursprüngliche Wildheit der Natur ist nördlich von Warna, wo entlang der Dobrudscha-Ebene die Straße nach Kamen Brjag und Jajlata allmählich ansteigt, immer noch erhalten. Die steile Küste, die zahlreiche Höhlen beherbergt, wechselt sich hier und da mit kleinen felsigen Buchten ab, geschützt zwischen Kalksteinfelsen und üppigem Grün. Dieses schwer zugängliche Gebiet zieht die eifrigsten Anhänger des schroffen Reliefs an, die einen abgeschiedenen Badeurlaub mit dem Erklimmen steiler, senkrechter Felsen verbinden.
Die unglaubliche Weite, die Einsamkeit und extremen Erlebnisse sind nicht die einzigen Vorzüge dieses bezaubernden Abschnitts unserer Schwarzmeerküste, der auch mit der Begrüßung des ersten Julitages zu den Klängen von Juli Morning von Uria Heep populär wurde.
Es lässt sich nicht leugnen, dass gerade wegen der stimmungsvollen Rockkonzerte im Juli und der Begrüßung der ersten Sonnenstrahlen, die aus dem Meer tauchen, viele Kamen Brjag neu entdecken, der im Frühling mit farbenfrohen wilden Pfingstrosen und Kornblumen übersät ist.
Nur 2 km südlich liegt die geschützte Gegend Jajlata, wo Vergangenheit und Gegenwart aufeinandertreffen, vereint bis in die Ewigkeit. Im kulturhistorischen Reservat sind Überreste prähistorischer Höhlenwohnungen, thrakische Heiligtümer und Nekropolen, ein römischer Hafen, eine byzantinische Siedlung mit Festungsmauer und eine orthodoxe Kirche, die den Heiligen Konstantin und Elena gewidmet ist, zu sehen. Vermutlich hat all diese unverfälschte Schönheit einst den antiken Dichter Ovid verzaubert und inspiriert, der in einer der Felsenwohnungen gelebt haben soll.
Heute zieht das geheimnisumwobene Reservat geschichtsbeflissene Besucher, aber auch solche an, die einfach die imposante Aussicht auf das Meer und die tosenden Wellen genießen möchten. Nikita Georgiew ist einer, der diese Gegend nicht zum ersten Mal besucht.
„Das Schöne an der nördlichen Schwarzmeerküste ist, dass sie nicht so bebaut ist wie die südliche“, vermerkt Nikita. „Hier gibt es noch immer noch viele "wilde" Orte und man kann die kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten in der ursprünglichen Natur sehen, was viel angenehmer ist. Hier kann man buchstäblich die Entwicklung der Menschheit in 7000 Jahren nachvollziehen, was anderswo selten zu sehen ist. In der Gegend von Jajlata zum Beispiel finden wir Felsenwohnungen, in denen vor 5000 Jahren Menschen gelebt haben.
Wir können wir die thrakische Geschichte verfolgen, danach die römische und die byzantinische. Wenn wir über das Plateau hinaussteigen und nach Westen schauen, sehen wir die moderne Welt mit den Windrädern und Flugzeugen, die am Himmel fliegen. Das sind 7.000 Jahre an einem einzigen Ort“, erzählt Nikita Georgiew begeistert.
Die lange Route, die entlang der Seeterrasse mit einer Gesamtfläche von 45,3 Hektar verläuft, ist voller Wegweiser, die die Fantasie anregen. „Generell würde ich mir wünschen, dass die Gegend weiterentwickelt wird“, sagt Nikita, der hofft, dass die Menschen eines Tages mehr interessante Details über die antiken Funde erfahren können. An Touristen mangelt es selbst an den Wochentagen nicht.
„Es kommen Rumänen, Tschen und Polen, aber auch Besucher anderer Nationalitäten“, sagt Tatjana Atanassowa vom Besucherzentrum Jajlata und fügt hinzu, dass die archäologischen Forschungsarbeiten und das Studium der kulturellen Schichten fortgesetzt werden. Außerdem werden die Fundorte teilweise restauriert.
Etwas oberhalb von Jajlata verläuft die Route der Zugvögel Via Pontica, von denen etwa 50 Arten in den Felsen des Reservats nisten. Darunter sind der blaue Kormoran (Coracias garrulus), der aristotelische Kormoran (Phalacrocorax aristotelis) und der Papageientaucher (Upupa epops). Hinzu kommen über 270 registrierte Tierarten. Es gibt auch 19 Arten seltener und gefährdeter Pflanzen.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Darina Grigorowa
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