"Die Erinnerung an die Figuren in meinem Buch ist besonders wichtig, weil sie alle mehr oder weniger ihre Arbeit dem kulturellen Gedächtnis von Dimitrovgrad (ehemals Zaribrod) gewidmet haben", sagte in einem Interview für Radio Bulgarien Donka Nikolowa, Autorin des Buches "Meine Begegnungen mit dem Esprit von Zaribrod“. Die Charaktere, über die Donka Nikolowa erzählt, scheinen sie bereits am ersten Tag, an dem sie beginnt, Dimitrovgrad kennenzulernen, entdeckt zu haben.
In die Stadt nahe der bulgarisch-serbischen Grenze kam Donka Nikolowa als Lehrerin für bulgarische Sprache und Literatur, die vom bulgarischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft entsandt wurde. Grundlage für ihr Buch bilden die Artikel, die sie in der lokalen Zeitschrift „Visiya“ veröffentlicht hat. Ein Teil ihrer Arbeit ist zwei Brüdern gewidmet, den Künstlern Ivan und Metodi Petrov und ihrem harten Schicksal. Ivan ist bis heute weitgehend unbekannt, sein Bruder hingegen nicht nur in Dimitrovgrad, sondern auf der ganzen Welt eine Berühmtheit. Als Würdigung und Hommage an das Talent des Illustrators Metodi Petrov, der auch als einer der Begründer des bulgarischen Comics bekannt ist, trägt die städtische Kunstgalerie in Dimitrovgrad seinen Namen. Informationen über seinen Bruder Ivan lassen sich hingegen schwer finden.
„Das Werk von Ivan Petrov ist noch unerforscht, weil er immer noch als eine sehr umstrittene Figur gilt. Als ich anfing, Informationen über ihn zu sammeln, wurde mir bewusst, dass wenig über ihn bekannt ist oder es von den Einheimischen lieber verschwiegen wird", erzählt Donka Nikolowa und erinnert sich, dass ihr erster Kontakt mit dem Werk des Künstlers eine Ikone der Vier Evangelisten war, die sie in der Kirche "Geburt der Jungfrau" in Dimitrovgrad sah.
Als sie mehr über das Schicksal des Künstlers erfahren wollte, wurde sie von Einheimischen an Jordan, den besten Freund seines Sohnes verwiesen, der ihr widerwillig eine Telefonnummer gab. So kam Donka Nikolowa mit den Nachkommen des Künstlers aus dem ehemaligen Zaribdod, die heute in Sofia leben, in Kontakt.
„Als ich mich mit der Familie von Ivan Petrov traf, hat sie mich mit offenen Armen empfangen und sich sehr gefreut, dass sich jemand für das Schicksal des Künstlers interessiert. Mit seinem wunderbaren Gedächtnis und seiner radiophonen Stimme, die für immer in meinen Ohren klingen wird, erzählte Jordan Petrov die traurige Geschichte seines Vaters und seiner Familie. Es wurde mir erlaubt, alle Gemälde anzusehen und ich bekam Informationen, wo ich weitere Werke des Künstlers in Niš und Umgebung finden könnte“, erzählt die Buchautorin.
Das Leben von Ivan Petrov wurde 1952 auf den Kopf gestellt, als er wegen mehrerer Anklagepunkte festgenommen wurde. Zusammen mit seinem Bruder Metodi wurde er zur Arbeit in die Steinbrüche des Konzentrationslagers Goli Otok geschickt. Später arbeiteten beide auch in dem eigens errichteten Atelier im Lager. Ivan Petrov blieb bis 1962 Goli Otok, sein Bruder Metodi wurde 1957 entlassen. Auch die Schutzwächter im Lager ließen sich von Ivan Petrov porträtieren. „Wenn er darum bat, seine Frau oder jemand anderen aus seiner Familie sehen zu dürfen, malte er große und schöne Leinwände für die Wächter und Ermittler und schuf Porträts ihrer Familien. Daher befinden sich nicht wenige von Ivan Petrov gemalte Bilder in den Familien von Angestellten verschiedener Gefängnisse in Serbien.“, erzählt Donka Nikolowa. Sie schreibt in ihrem Buch außer über die beiden Künstler auch über mehrere Schriftsteller aus Dimitrowgrad wie Detko Petrov, nach dem die Stadtbibliothek benannt wurde, den Publizisten und Schriftsteller Blagoj Dimitrow und Wlastimir Wazew, Kritiker und langjähriger Lehrer im Gymnasium im einstigen Zaribrod.
„Ihr Lebenswerk ist eine vollständige Hingabe an die Kunst. Wachsamkeit und ängstliche Unzufriedenheit markieren ihren Weg durch die Zeit und zu den Quellen ihrer Heimat“, stellt die Forscherin fest.
2021 wurde die Autorin des Buches „Meine Begegnungen mit dem Esprit von Zaribrod“, Donka Nikolowa, in der Stadt am Rande der sogenannten bulgarischen Westgebiete, deren Bevölkerung eifrig ihre bulgarischen Wurzeln hütet, mit dem Preis „Aufklärer des Jahres“ ausgezeichnet. Sie nimmt diese Geste mit Überraschung und aufrichtiger Dankbarkeit entgegen.
„Vielleicht habe ich diese Auszeichnung auch wegen der Tatsache erhalten, dass ich die erste vom Ministerium für Bildung und Kultur nach Dimitrovgrad entsandte Lehrerin bin, seitdem die Stadt außerhalb der Grenzen Bulgariens liegt. Vielleicht auch, weil es schon bekannt war, dass die Herausgabe des Buches bevorsteht“, sagt Donka Nikolowa bescheiden und erzählt, dass die Ausgabe um weitere Informationen außerhalb der bereits erschienenen und bekannten Artikel und zahlreichen Fotos ergänzt wurde.
„Initiator seiner Veröffentlichung ist die Bibliothek „Detko Petrov“ in Dimitrovgrad, ihre Direktorin Albena Milev und die Bibliothekarin Elizabeta Georgiev, ohne die ich es nicht geschafft hätte“, sagt die Autorin dankbar.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Nationalbibliothek „Hll. Kyrill und Method“, Volksbibliothek „Detko Petrov”, PrivatarchivDie Bischofsbasilika von Philippopolis (dem heutigen Plowdiw) ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie die Entwicklung des bulgarischen Kulturtourismus gefördert werden kann. Das sagte der Minister für Tourismus Ewtim Miloschew bei einem Treffen..
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