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Über das Gewicht von Wörtern und Sprache als lebendiges soziales Gewebe

Krieg, Gas, Aggression sind die 2022 am meisten benutzten Worte

Entdecken wir die Bedeutung des Wortes Begeisterung neu, wird sich alles in die richtige Richtung bewegen, glaubt die Journalistin Tanja Dimowa

Foto: pixabay

Krieg, Frieden, Angst, Demut, Empathie und Liebe sind die Wörter, die im zu Ende gehenden Jahr 2022 am häufigsten im Bewußtsein und im Wortschatz der Menschen waren.Empathie, Liebe und Demut sind Tugenden, die uns als Menschen und als Gesellschaft prägenund wir hatten in den letzten 12 Monaten mehrmals dieGelegenheit, sie in die Tat umzusetzen. Zum Beispielgegenüber den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine, den Opfern der Naturkatastrophen in unserem Land oder im Fall desvermißten 12-jährigen autistischen Jungen aus Pernik, nach dem Hunderte Freiwilligegesucht und ihn schließlich nach 9 Tagen im Wald gefunden haben. Dieser Fall gab Vielen die Gelegenheit zu beweisen, dass sie sich vereinen, zielstrebig und gut sein können. Der militärische Konflikt, der das Territorium der Ukraine seit 10 Monaten verwüstet, scheint noch weit von einem positiven Ausgang entfernt zu sein, sodass Worte wie Krieg und Frieden auch im kommenden 2023 unsere Gedanken belasten werden.

Die Sprache als ein lebendiges soziales Gefüge verändert sich wie die Gesellschaft selbst ständig und mit ihr die am häufigsten verwendeten Wörter. Die Medien verbreiten oft Wörter, die in unserer Sprache nicht vorkommen, sagt Pawlina Warbanowa, Schöpferin einer beliebten Website zur Rechtschreibprüfung.

„In diesem Jahr fällt mir besonders auf, dass die Sprache von trivialen Wörtern ohne spezifischere Farbe geprägt ist. Die dominierenden Wörter Krieg, Gas und Aggression beziehen sich auf die gesellschaftspolitischen Ereignisse, die die Sprache in den Medien geprägt haben und damit auch die Menschen.“

Was unseren Wunsch betrifft, die Sprache als Waffe zu benutzen, um jemanden anzugreifen anstatt die Person gegenüber zu ermutigen oder zu unterstützen, so ist die Sprachexpertin überzeugt, dass wir selbst durch unsere Sprache Spannung erzeugen.

Pawlina Warbanowa

„Ich denke, dass unsere Gesellschaft traumatisiert ist. Sie traumatisiert sich sozusagen selbst. Es ist, als ob wir das Bedürfnis verspüren, uns selbst zu bestrafen, indem wir Fehler und Leiden offenlegen und damit uns selbst und unsere Mitmenschen belasten“,erklärt Pawlina Warbanowa weiter.

Über die Bedeutung und Macht der Wörterreflektiert auch unsere Kollegin Tanja Dimowa vom BNR-Programm Hristo Botew.

"Wenn wir erkennen, welches Gewicht und welche Bedeutung Wörter wirklich haben, würden wir sie nur dann verwenden, wenn wir sie brauchen und nur auf die Art und Weise wiewir sie brauchen. Denn alles hängt davon ab, was wir sagen, wie wir es sagen und wem wir es sagen. Wir würden lernen, sparsam mit Worten umzugehen und sie auslassen, wenn sie überflüssig sind. Aber wir kämpfen ständig gegen uns selbst und die Anderen, ohne nachzudenken, warum und wofür.“

Die Arbeit als Drehbuchautorin und Journalistin lässt Tanja Dimowa viel mehr über die Botschaft nachdenken, die sie durch ihre Stimme im Radio und durch die Handlung in dem begrenzten Zeitrahmen des Dokumentarfilms vermitteln möchte.

„Bei Dokumentarfilmen muss man so real und objektiv wie möglich sein. Persönliche Kreativität manifestiert sich gerade darin, dass das deine Sicht auf die Dinge ist. Ich kann mich der Romantik, die ich in mir trage, nicht entziehen“, gesteht Tanja Dimowa. „Deshalb stelle ich weniger tagesaktuelle Fragen sondern viel mehr solche, die das Herz berühren. Mir war schon immer bewußt, dass die Arbeit im Rundfunk eine gemeinsame Arbeit ist. Mit unseren Gesprächspartnern werden wir zu Gleichgesinnten, mit denen wir das Wort in Musik verwandeln, zu der die Zuhörer tanzen können. ImDrehbuch eines Dokumentarfilms bekommt auch die Musik ihre Vision. Deshalb ist es wichtig, nachzudenken, wie man die richtigen Worte sagt, die nicht von der Vision wegnehmen, sondern sie ergänzen und unterstützen.“

Tanja Dimowa

All das sagt Tanja mit dem für sie typischen Funkeln in ihren Augen und sie wird unmerklich zur Personifizierung des Wortes Enthusiasmus.

„In dem Wort Begeisterung steckt neben Hochgefühl und Verzückung auch ein Blick ins Inneredeiner selbst und die Tatsache, dass Gott in uns ist. Was können wir mehr verlangen, als dass Gott in uns und bei uns ist? Wenn dem so ist, sollten wir beflügelt sein, lieben, einander helfen, mitfühlen, teilen, echte Menschen sein. Daher denke ich, dass Begeisterung das ist, was uns oft fehlt. Begeisterungsollte das Wort von 2022 und jedem folgenden Jahr sein!Wenn wir die wahre Bedeutung dieses Wortes verstehen, scheint mir, dass alles andere die richtige Richtung nehmen wird.“

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: pixabay, BNR, archiv



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