Das Bandoneon ist ein Instrument, das dem argentinischen Tango Seele verleiht, einer Melodie, die dem Leben Leidenschaft und Geschichte einhaucht. Auf den ersten Blick sieht es wie ein kleines Akkordeon aus. Tatsächlich hat es aber einen größeren akustischen inneren Körper, ist viel beweglicher, wobei sich jede einzelne Bewegung des Körpers direkt auf den Klang zurückwirkt, der spannender und markanter ist als dieserdes Akkordeons. „Es kann jedes Instrument überragen“, behauptet Stojan Karaiwanow, der erste bulgarische Bandoneonist, der auf dem klassischen argentinischen System spielt, in einem Interview für den BNR. Erst vor Kurzem kehrte der junge Mann mit dem für Bulgarien historischen ersten Preis vom Internationalen Akkordeonwettbewerb in der vierten Kategorie in Klingenthal in Deutschland zurück.
Der angesehene Musikwettbewerb fand vom 7. bis 13. Mai zum 60. Mal statt. Die 17-köpfige internationale Jury wurde von Prof. Stephen Husong geleitet. Obwohl mit dem Bandoneon vor allem argentinische Rhythmen in Verbindung gebracht werden, ist das Instrument in Deutschland entstanden, wo es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei den Gottesdiensten eingesetzt wurde. „Bei diesem musikalischen Forumin Klingenthalversammelt sich seit jeher die Elite der Akkordeonspieler aus der ganzen Wel. Meine Professoren haben bei frühen Ausgaben gewonnen und mir viel davon erzählt. Die Teilnahme wurde für mich zum Kindertraum. Ich träumte insgeheim davon, daran teilzunehmen und den großen Preis nach Bulgarien zu bringen“, sagt Stojan Karaiwanow und fügt hinzu, dass in den letzten Jahren Bulgaren zwar am Wettbewerb teilgenommen haben, es aber leider nicht unter die ersten drei geschafft haben.
Stojan Karaiwanow hielt es geheim, dass er sich am Musikwettbewerb beteiligt. Davon wusste nur sein engster Familienkreis. Er wollte seelenruhig auftreten und seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Nachdem er den Preis gewonnen hat, möchte er ihn natürlich mit Bulgarien teilen, denn es sei nicht nur sein persönlicher Preis, sondern eine Auszeichnung für das ganze Land, sagt er.
„Auf diesem Weltforum sind Lehrer und die besten Akkordeonisten der Welt, mit erfolgreichen internationalen Karrieren vertreten. Sie konnten erleben, wie ein Bandoneonist aus Bulgarien nach Deutschland kommen, beim härtesten Wettbewerb auftreten und ihn gewinnen kann“, freut sich Stojan Karaiwanow. Nationale und internationale Erfolge sind für ihn kein Fremdwort. Seine musikalische Laufbahn begann er zunächst mit dem Klavier, setzte sie mit der Geige fort bis er vor drei Jahren in Italien die Melodie des Bandoneons entdeckte und sich in dieses Instrument verliebte. Es ist das Verdienst von Prof. Fabio Furia vom Konservatorium Giovanni Pierluigi da Palestrina in Italien. Später absolvierte Stojan Karaiwanow eine Meisterklasse beim weltberühmten Bandoneonisten Juan Jose Mosalini und spezialisierte Genremusik im Internationalen und Nationalen Zentrum für Akkordeon und Musik „Jacques Morne“ bei Prof. Jacques Morne in Frankreich.
Obwohl Stojan Karaiwanow nun offiziell der beste Bandoneonist der Welt ist, hat diese Auszeichnung für ihn noch eine Bedeutung.
„Das Wichtigste für mich ist, dass ich mit diesem Preis Bulgarien auf die Akkordeonbühne zurückgebracht und für weitere bulgarische Kollegen den Weg geebnet habe. Sie können sich nun mit mehr Selbstbewusstsein an der nächsten Ausgabe des Wettbewerbs beteiligen.“
Stojan Karaiwanow beendet mit diesem Preis seine Teilnahme an Musikwettbewerben und will sich anderen musikalischen Projekten widmen, vor allem aber seine Interpretationen seiner Lieblingsmelodien von Astor Piacola weiter vervollkommnen und sich der Lehrtätigkeit widmen.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Photos: Ani Petrowa, Irina Nedewa
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