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Zwei Jahre nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine - die Zahl der Entmutigten wächst

Die Ukrainerin mit bulgarischen Wurzeln Tetjana Stanewa: Wir sind am Ende! Es gibt niemanden mehr zu mobilisieren.

| aktualisiert am 24.02.24 um 11:31
Foto: EPA/BGNES

Zwei Jahre sind vergangen seit jenem Februarmorgen im Jahr 2022, der das Leben in Europa und darüber hinaus verändert und in vielen Bereichen ein Umdenken in den Beziehungen zwischen der Welt und der Russischen Föderation notwendig gemacht hat.

In diesem Beitrag werden wir jedoch nicht das Ausmaß der direkten und indirekten Schäden für die Weltwirtschaft untersuchen, die durch den Krieg in der Ukraine verursacht wurden, sondern Ihnen zwei emotionale persönliche Berichte über das Leben zu Zeiten des Krieges zweier Frauen präsentieren, die bessarabische Bulgarinnen sind. Die eine ist Filmemacherin, die andere Lehrerin und beide eint die Liebe zur Ukraine, ihrem Heimatland.

„Es gibt keinen, der durch diesen Krieg nicht verloren hätte“, gestand die Regisseurin Tetjana Stanewa in einem Interview für „Radio Bulgarien“ und fügte hinzu, dass die Zahl der entmutigten Bürger in besorgniserregendem Maße zunimmt:

Tetjana Stanewa

„Ich bin in der Ukraine geblieben und fahre nach Bulgarien, wenn ich an einigen Projekten arbeite, aber eigentlich lebe ich in der Ukraine. Meine Familie ist dort und für mich hat sich nichts geändert, denn für mich hat der Krieg im Jahr 2014 begonnen. Ich habe mein Land, die Ukraine, mein Dorf immer geliebt, und der Krieg hat das nur noch verstärkt. Aber ich kenne viele Geschichten von Freunden, die die Heimat verlassen haben und nie wieder zurückkehren werden... Wie sollen sich diese Menschen wohl fühlen und wie können sie überhaupt Hoffnung auf ein neues Leben haben“, fragt sich Tetjana Stanewa.


Viele ihrer Bekannten verlassen das Land und nehmen oft ganz andere Jobs an, weil sie überleben, ihre Familien ernähren und unterstützen müssen. Auch einige von Tetjanas Filmprojekten wurden auf Eis gelegt oder gingen ganz verloren, aber trotz der Schwierigkeiten hat sie nicht aufgegeben.
Der Tod des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny vor einigen Tagen löst bei den Ukrainern gemischte Gefühle aus, doch für Tetjana zeigt er eines:


„Dieses Regime wird an seiner Macht festhalten, wie wir bereits aus mehr als einem Fall gelernt haben: Boris Nemzow, Anna Politkowskaja und jetzt Nawalny. Russland hat keine Hoffnung auf Veränderung. Wir haben das seit Jahrhunderten gesehen, und einige der übrigen Menschen begannen es nach dem 24. Februar 2022 zu verstehen. Seit 2014 hat jeder versucht, irgendwie mit ihm zu reden, sich wirtschaftliche Pläne einfallen zu lassen, um ihn aus dem Krieg herauszuhalten. Was aber ist passiert? Sie haben das Monster nur gefüttert und es wurde größer“, erinnert Stanewa und sagt ganz offen: „Wir sind am Ende! Ich möchte dies betonen. Die Politiker in unserem Land streiten sich untereinander, weil sie niemanden mehr mobilisieren können. Sie nehmen die Leute einfach von der Arbeit weg, aber irgendjemand muss die Arbeit ja auch machen. Die Wirtschaft ist ruiniert und als Staatsapparat werden wir auch nicht überleben, wenn alle in den Krieg ziehen.“

Auch die persönliche Geschichte von Nina Bikowska steht in direktem Zusammenhang mit dem Krieg, denn ihr Mann ist Offizier. Zu Beginn der Militäroffensive war er in der Ostukraine, wo er sich heute noch befindet. Seine Frau kommuniziert mit ihm durch Textnachrichten. Sie erinnert sich, dass es in den Tagen um den 24. Februar 2022 sehr schwer für sie war, zu begreifen, was geschehen war, aber sie überwand schnell ihre Fassungslosigkeit und begann mit ihren freiwilligen Aktionen:

„Wir sammelten Kleidung, Lebensmittel, Medikamente“, erinnert sich Nina Bikowska heute. „Die Leute brachten Geld und damit kauften wir alles, was unsere Jungs brauchten und fuhren es mit Sondergenehmigungen an bestimmte Orte. Wir kaufen weiterhin für sie ein. Jetzt ist es einfacher, weil wir ein Bankkonto eröffnet haben und Leute, die dazu in der Lage sind, es speisen können.“

Nina Bikowska

Ihre ältere Tochter und ihr Bruder leben in Bulgarien, in Sofia und Warna. Sie sammeln und schicken ebenfalls Geld für notwendige Kleidung und Versorgung.

„Mit dem Geld, das sie und ihre Kollegen gesammelt haben, konnten sie sogar eine Drohne kaufen“, erklärte uns Nina Bikowska. Allerdings stößt sie auf Probleme mit den lokalen Behörden in Bolgrad:

„Wir haben uns an sie gewandt und um konkrete Hilfe gebeten. Die Jungs brauchen Drohnen, Autos und andere Ausrüstung. Wir haben den Bürgermeister gefragt, und die Antwort war, dass sie nicht die Absicht haben, solche Dinge zu kaufen. Dabei hätten sie die Mittel dafür, weil ein sehr großer Prozentsatz des Gehalts unserer Jungs an die Gemeinde geht. Wir verlassen uns also nur auf Leute, die verstehen, was wir brauchen.“

In ihrem täglichen Leben außerhalb der Freiwilligenarbeit arbeitet Nina Bikowska als Lehrerin in Bolgrad, wo sie auch Kindergartenkinder unterrichtet. Viele von ihnen können sich nicht an die Durchsagen von Luftangriffswarnungen gewöhnen und ertragen sie kaum, obwohl die Luftschutzbunker mit allem ausgestattet sind, was für einen vollwertigen Lernprozess notwendig ist, es gibt Musik, Spielzeug und Zeichnungen... Aber man kann sich nicht an den Krieg gewöhnen, er „zerfrisst“ die Menschlichkeit und die Hoffnung!


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Übersetzung: Rossiza Radulowa



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