Die Geschichte braucht immer gute Erzähler.Herodot wird als Vater der Geschichte bezeichnet, nicht nur, weil er die erste Geschichte schrieb, sondern weil er seine Texte als erster öffentlich im Odeon von Athen vorlas.
Es gibt zwei Arten von Historikern. Manche verbringen ihr ganzes Leben mit der Erforschung einer bestimmten Epoche oder eines bestimmten Themas und haben Fachpublikationen.Andere nutzen die Recherchen ihrer Kollegen und erstellen eigene Zusammenfassungen.
Aber in jeder Gemeinschaft sind jene Historiker beliebt, die es verstehen, die Geschichte zugänglich, unterhaltsam und verständlich zu erzählen. Im 21. Jahrhundert, das vom globalen Fernsehen und den elektronischen Medien dominiert wird, gehört Prof. Bettany Hughes zu den beliebtesten Historikern. In ihren groß angelegten, professionellen Verfilmungen greifen Historiker wie sie auf das Genre historischer Reiseberichte zurück, das von Herodot, Pausanias, Xenophon und anderen antiken Klassikern geschaffen wurde.
Hinter den Dreharbeiten in Bulgarien für eine Episode der Serie „Treasures with Bettany Hughes“ von „Viasat History“ steht die gemeinsame Unterstützung der Stiftung „America for Bulgaria“ und der Ministerien für Kultur und Tourismus. Die Ankunft der beliebten Moderatorin in unserem Land zu den Dreharbeiten zur dritten Staffel der Serie im Jahr 2023 war ein Ereignis. Das Team kehrte im Mai dieses Jahres erneut nach Bulgarien zurück, um eine zweite Folge zu drehen, die 2025 zur Ausstrahlung bereit sein wird.
Es ist interessant, wie das Team von Bettany Hughes Bulgarien gesehen und gezeigt hat, wie die einzelnen Objekte für die Aufnahmen ausgewählt wurden. Jedes der Reiseziele ist Teil größerer kultureller und historischer Routen, die die bulgarische Tourismusindustrie leider erst jetzt zu entwickeln und zu fördern versucht.
Verständlicherweise beginnt die Erzählung von Prof. Bettany Hughes mit der neolithischen Nekropole von Warna und dem ältesten bearbeiteten Gold der Welt. Vor ihrem Besuch im Museum reiste sie mit der einzigen bulgarischenStadtfähre in Beloslaw.
Vielleicht bleibt es für andere Folgen von „Viasat History“ in Bulgarien, die Salinen in Prowadia, Durankulak oder den Siedlungshügel „Junazite“ bei Pasardschik zu zeigen, wo tatsächlich bereits Gold entdeckt wurde, das älter als das von Warna ist.
Die Episode mit den Feuertänzern ist makellos und besticht durch ihre Herzlichkeit.
In ihren Sendungen zeigt Bettany Hughes abwechselnd klassische kulturelle und historische Stätten in Bulgarien und neu entdeckte oder immer noch zu erforschende archäologische Stätten. In der Folge besucht Bettany Hughes die von Wissenschaftlern seit langem gesuchte Heraclea Sintica.
Die mazedonische Grenzfestungsstadt ist ein hellenistisches Zentrum, kein griechisches, wie der Film suggeriert. Auch die Sinti selbst sind ein thrakischer Stamm. Obwohl Bettany Hughes sagt, dass die Stadt von Philipp II. gegründet wurde, wirft sie immer wieder das Wort „Griechisch“ ein und spricht sogar von „mazedonischen Griechen“. Leider hat auch ihr Team im Forum der antiken Stadt fotografiert, bevor die Konservierung und Freilegung abgeschlossen war. Nach April 2024 ist Heraclea Sintica noch schöner anzusehen.
Interessant ist die Idee, den ethnografischen Brauch der Hochzeitsbrautmasken im Dorf Ribnowo und ihre Analogie zum im antiken Mykene gefundenen Gipskopf aufzuzeigen. Heute wird die Maske im Archäologischen Museum von Athen aufbewahrt, aber es ist fraglich, ob das Artefakt achäisch, also griechisch, oder pelasgisch (aus vorgriechischer Zeit) ist.
Mykene wurde erst am Ende der Bronzezeit von den Achäern erobert und hieß davor Myzena. Es ist seltsam, dass am Ende der Episode niemand den Ausruf „Mashallah“ auf Bulgarisch übersetzt – „Gott segne dich“ oder „Gott schütze dich“. Von „mashallah“ hätte man leicht zu den Aufnahmen des Gipfels Mussala (der Name kommt vom arabischen Mus-allah, was „Gott berühren“ bedeutet) wechseln können und zu den wundervollen Landschaften des Rila-Gebirges. Im oberen Teil des Rila-Gebirges beginnt die ehrwürdige Geschichte des Rila-Klosters und des himmlischen Schutzpatrons des bulgarischen Volkes, des Heiligen Iwan Rilski.
Der geografisch-historische Übergang vom Rila-Kloster über die Bogomilen zu den Danowisten ist für Bettany Hughes und ihr Millionenpublikum sicherlich attraktiv, doch letztere sind wohl kaum der repräsentativste Vertreter des kulturellen Reichtums und Erbes Bulgariens. Trotz der zeitlosen Schönheit der Sieben Rilaer Seen bleibt ein bitterer Nachgeschmack nach der gezeigten Paneurhythmie.
Die Aufnahmen mit Nikola Daskalow sind aus der Ausstellung „Geschichten aus Belene“ zusammengestellt. Das Filmmaterial wurde in die Folge eingefügt, um die Aufnahmen vom kommunistischen Denkmal auf dem Gipfel Busludscha zu rechtfertigen. Selbst wenn es zerfällt, ist das Mastodon immer noch ein beeindruckender Vertreter des architektonischen Brutalismus des Spätsozialismus.
Indem sie den ideologischen Ballast der Vergangenheit als materiellen Reichtum der Gegenwart darstellt, ruft Bettany Hughes von Busludscha aus dazu auf, nicht den Schleier über der Vergangenheit zu ziehen. Denn sie sei auch eine der Lehren der Geschichte und schütze uns vor ihrer Wiederholung. Das Zeigen des Denkmals auf dem Busludscha-Gipfel soll nicht diese Episode in der bulgarischen Geschichte feiern, sondern ein Hinweis dafür sein, dass es da ist und wir darüber nachdenken sollten, wie wir uns in Zukunft verändern, „wie wir verhindern können, dass sich Ideologien und ausländische Kräfte der Länder bemächtigen können“, so Bettany Hughes in einem Interview für OFFNews.bg. Das Denkmal wurde in die Landschaft eingefügt und befindet sich noch immer auf Busludscha. Vielleicht ist es kein Zufall, dass der Name des Gipfels auf Türkisch „Eisiger Ort“ bedeutet.
In Bulgarien wurde bereits ein neuer Film gedreht, der in der nächsten Staffel von „Treasures with Bettany Hughes“ ausgestrahlt wird. Darin sehen wir das Rosenfest in Kasanlak, die römische Kolonie Deultum bei Debelt, Sosopol, Ostern in einem bulgarischen Kloster. Einigen Voraufnahmen zufolge wird auch Weliko Tarnowo zu sehen sein. Es wäre schön, wenn das Publikum auch den Reiter von Madara oder die Felsenstadt Perperikon sehen könnte. Aber die Wahl trifft das Team von „Viasat History“.
„Es ist sehr wichtig, nicht in der Vergangenheit zu leben, aber es wäre töricht zuzugeben, dass wir nicht damit leben“, so Bettany Hughes. Wir können ihr nicht widersprechen. Sinn der Geschichte ist es schließlich, uns zu lehren, bessere Menschen und Gesellschaften zu werden. Das Gleiche predigte auch der berühmte Historiker und Philosoph Professor Arnold Toynbee in seinen Grundlagenstudien im 20. Jahrhundert.
Die historischen Serien von Bettany Hughes sind der Klasse von Professor Arnold Toynbee würdig. Das Wichtigste ist, dass Bettany Hughes äußerst wohlmeinend, herzlich und offen ist, wenn es darum geht, die Bulgaren und ihre Welt zu zeigen. Hoffen wir, dass ihre zahlreichen Zuschauer Gefallen an Bulgarien finden und unser Land besuchen, um es mit eigenen Augen zu sehen. Schließlich wird die Geschichte von jeder neuen Generation geschrieben oder ergänzt.
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Übersetzung: Antonia Iliewa
Redaktion: Rossiza Radulowa
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