Die deutsche Wirtschaft schrumpft, die Regierung rechnet mit einem Rückgang von 0,2 Prozent des BIP. Einer der Hauptgründe dafür sind ungelöste strukturelle Probleme im Zusammenhang mit der mangelnden Energiesicherheit, der übermäßigen Bürokratie und dem Fachkräftemangel sowie die geopolitische Unsicherheit.
Im Juli wurde ein zusätzliches Maßnahmenpaket, die sogenannte „Wachstumsinitiative“ zur Ankurbelung der deutschen Wirtschaft verabschiedet, was laut Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Wachstumsrate Deutschlands nach vollständiger Umsetzung um etwa einen halben Prozentpunkt erhöhen könnte.
Man geht davon aus, dass es 2025 wieder ein Wachstum geben wird, das 1,1 Prozent und im darauffolgenden Jahr 1,6 Prozent des BIP betragen wird.
Wie wirken sich die Turbulenzen, die Deutschland als einer der Motoren der europäischen Wirtschaft durchmacht, auf Bulgarien aus?
Deutschland ist ein wichtiger Handelspartner für unser Land, mit einem jährlichen Handelswachstum von 12 Milliarden Euro.
„Wir erhalten Feedback von Unternehmen, deren Produktion in Bulgarien ansässig ist. Trotz der Herausforderungen, vor denen die deutsche Wirtschaft steht, sehen sie die Entwicklung ihrer Investitionen hier positiv“, erklärte Sonja Miklai, Geschäftsführerin der Deutsch-Bulgarischen Industrie- und Handelskammer, während eines speziellen Business-Frühstücks für die Medien und weiter: „Zu den größten Herausforderungen gehören für sie jedoch nach wie vor die mangelnde politische Stabilität, die Krise im Nahen Osten und die demografischen Probleme Deutschlands, wo eine Initiative zur Erleichterung der Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland gestartet wurde. Das Problem für uns besteht nicht so sehr darin, die deutschen Unternehmen, die bereits in Bulgarien tätig sind, zu halten, sondern neue anzuziehen, womit wir wieder bei der politischen Instabilität wären“.
Sonja Miklai zufolge gibt es auch deutsche Unternehmen, die in Bulgarien tätig sind und die Rohstoffvorkommen auf unserem Territorium nutzen, weshalb ihre Investitionen hier auf lange Sicht fortbestehen werden.
Andererseits hat Bulgarien ein Potenzial, das es bereits aktiv entwickelt, um spezialisierte Unternehmen in verschiedenen Bereichen anzuziehen, die auf Robotik, Informationstechnologie, Cybersicherheit und andere ausgerichtet sind. Das wissen viele deutsche Unternehmen, und es ist kein Zufall, dass sie ihre Niederlassungen in unserem Land eröffnet haben.
Zu den Vorteilen, die deutsche Investoren in Bulgarien im Vergleich zu unseren Nachbarn auf dem Balkan finden, erklärte der Leiter der Wirtschaftsabteilung der deutschen Botschaft in Bulgarien, Moritz Seiler:
„Ich denke, Bulgarien hat den großen Vorteil, Teil der EU zu sein, es ist Schengen-Mitglied auf dem Luft- und Wasserweg und hoffentlich bald auch auf dem Landweg, zusammen mit der baldigen Mitgliedschaft in der Eurozone. All dies wird die Kosten für Unternehmen erheblich senken. Bulgarien hat jedoch auch den Nachteil, Teil der EU zu sein, da es Vorschriften einhalten muss, die bestimmte Schadstoffemissionen nicht zulassen, und ausländischen Investoren keine soliden staatlichen Beihilfen gewähren kann, wie es in den Nachbarländern der Fall ist. Aber ich denke, all das wird durch die EU-Fonds ausgeglichen, die Sie in Anspruch nehmen können. Ich persönlich würde als Investor lieber von der EU-Mitgliedschaft, der Eurozone und Schengen profitieren als von ernsthaften staatlichen Beihilfen in einem Land, das kein EU-Mitglied ist und für dessen Wirksamkeit es nicht genügend Garantien gibt.“
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: BTA, Pixabay, BGNES
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