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Elena Doskova-Riccardi schreibt ihren Namen als erste Bulgarin, die im Teatro alla Scala singt, in die Geschichte ein

Eine akute Bauchfellentzündung beendete ihre glänzende Karriere und später wurde sie von den kommunistischen Behörden Bulgariens in ein Konzentrationslager geschickt

Foto: Staatsarchiv - Gabrowo

Elena Doskova-Riccardi ist die erste bulgarische Sängerin bei einem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Sie verzauberte den Chefdirigenten des Teatro alla Scala in Mailand, Arturo Toscanini, mit ihrem zauberhaften dramatischen Sopran, ihrem feurigen Temperament und ihrem reinen Ton, der sie zu einer erstklassigen Opernsängerin machte. Unter seiner Leitung gab die Bulgarin 1929 ihr Debüt auf der Weltbühne in der Rolle der Liu aus Giacomo Puccinis “Turandot“.

„Ich wurde 1898 in Sofia geboren und war von klein auf eine Sängerin. Deshalb war es ganz natürlich, dass ich an der Musikschule aufgenommen wurde. Ich begann mein Studium bei Iwan Wolpe, der mir geduldig den Horizont immer weiter öffnete. Im Jahr 1920 standen wir kurz vor dem Abschluss und bereiteten ein großes Konzert vor. Es waren viele Gäste anwesend, darunter Alexander Stambolijski (damaliger Premierminister Bulgariens). Er war von meinem Auftritt begeistert und wollte mit meinen Eltern sprechen. Er erklärte ihnen, dass er mir ein Stipendium für einen Auslandsaufenthalt besorgen könnte, und stellte lachend die Bedingung, dass ich danach nach Bulgarien zurückkehren sollte. Dank ihm ging ich nach Italien.“ Diese Geschichte von Elena Doskova-Riccardi ist in dem Buch „Auf goldener Asche bin ich gegangen“ von Marija Semerdschiewa festgehalten.

In Rom und Mailand fand der künftige Opernstar in Alfredo Martini und Giuseppe Fatua hervorragende Lehrer, und bei einem der von der Musikgesellschaft “Palazzi“ organisierten Treffen für junge Schauspieler brachte das Schicksal sie mit dem großen Giacomo Puccini zusammen.

Elena Doskova-Riccardi als Carmen in der gleichnamigen Oper von Georges Bizet

„Er begleitete mich persönlich, er war äußerst freundlich und aufmerksam - erinnert an die Worte von Elena Doskova-Riccardi Magdalena Gigowa in der Rubrik “Adressen der Liebe“ im Programms von Radio Sofia des Bulgarischen Nationalen Rundfunks. „Er sagte mir, dass er nach Paris gehen würde, aber sobald er zurückkäme, würde ich unter seinem Schutz stehen. Für mich, die unbekannte Bulgarin, klang das sehr ermutigend - es war eine Wertschätzung und ein Versprechen für Unterstützung vom Genie Puccini. Mein Selbstvertrauen nahm zu, ich arbeitete härter und mir schienen Flügel zu wachsen. Der Maestro wollte mich für die Premiere von „Madama Butterfly“ im Teatro alla Scala engagieren. Ich sah seiner Rückkehr mit großer Vorfreude entgegen, aber an einem kalten Novembermorgen schrien die Zeitungsjungen aus vollen Halse in den Straßen Mailands: „La morte di Puccini! E' morto il Maestro Puccini!“ (Maestro Puccini ist gestorben.)

Elena Doskova-Riccardi übernahm im Jahr 1924 am Teatro „Eliseo“ in Rom die Rolle der Santuzza in Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“. Es folgten Auftritte auf der Bühne der Stadt Trani als Madalena in Umberto Giordanos „Andrea Chénier“ und am Teatro San Carlo in Neapel als Mimi in „La bohème“ und Cho-cho-san in Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“. 

Am Teatro alla Scala sang sie neben „Turandot“ auch „La Homage“ und „La Boheme“ an der Seite der großen Tenöre Aureliano Pertile, Beniamino Gigli und Giovanni Manurita.

Leider dauerte es nicht lange, bis sie von einem schweren Schicksalsschlag getroffen wurde, der sie für immer aus dem glamourösen Leben der Opernstars riss.

„Vor dem Ende der Oper (der Premiere von „André Chenier“ in Genua) hatte Elena Doskova-Riccardi plötzlich starke Bauchschmerzen. Mit unglaublicher Anstrengung gelang es ihr, ihre Vorstellung zu beenden, denn sie war ein Profi. Nach dem letzten Vorhang fiel sie zu Boden. Wenig später lag sie auf dem Operationstisch und die Diagnose lautete akute Bauchfellentzündung - etwas, das keinen Aufschub duldete. Leider wurde die Operation unprofessionell durchgeführt, so dass sie sich einen Nabelbruch zuzog, der nach den damaligen chirurgischen Erkenntnissen keiner zweiten Operation unterlag und sie nicht mehr singen konnte“, erzählte Magdalena Gigowa.

Eine der Erinnerungen, die sie bis ans Ende ihrer Tage bewahrte, ist mit Arturo Toscanini verbunden. Er nannte sie „die bulgarische Rose“.

Als Elena Doskova-Riccardi auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes war, eroberte der Opernliebhaber und häufige Besucher des Teatro alla Scala, Commendatore Francesco Riccardi, ihr Herz. Wenig später nahm sie seinen Nachnamen an, und als das dramatische Ende ihrer Karriere kam, begleitete er sie nach Bulgarien. Der Kaufmann und die ehemalige Sängerin lebten im Sofioter Stadtteil Knjaschewo am Fuße des Witoscha-Gebirges. Einige Jahre später wurde in Italien eine Amnestie für Mussolinis Gegner erlassen, und der einstige Regimegegner kehrte in seine Heimat zurück, nur um einen Monat später bei einem mysteriösen Unfall ums Leben zu kommen.

Ein Schicksalsschlag jagte den nächsten - die Unfähigkeit zu singen, der Verlust der großen Liebe schienen für Elena Doskova-Riccardi nicht genug zu sein. So begann die neue Regierung nach dem kommunistischen Putsch im Jahr 1944 mit dem Kampf gegen politische Feinde.

„Der dritte Schicksalsschlag kam nach dem 9. September, als die Behörden alle Immobilien, die Elena Doskova-Riccardi mit dem Geld, das sie mit der Oper verdient hatte, gekauft hatte, zugunsten des Staates beschlagnahmten, mit Ausnahme des Hauses in Knjaschewo. Und es kam noch schlimmer: Obwohl sie sich nie mit Politik beschäftigt hatte, wurde sie dennoch in ein Konzentrationslager geschickt. Einige Monate später wurde sie freigelassen, aber der Schrecken und die Demütigung blieben ihr noch lange im Gedächtnis. Hinzu kam der Mangel an finanziellen Mitteln, denn sie hatte weder Gehalt noch Rente“, so Magdalena Gigowa.

Elena Doskova-Riccardi widmete sich dem Unterrichten und blieb bis zuletzt eine elegante Dame. „Sie hatte zahlreiche Schüler, denen sie viel Wissen vermittelte und die wirklich eine wunderbare Opern- und Operettenkarriere machten. Im Alter von 88 Jahren hat sie diese Welt verlassen - bis zuletzt umgeben von den Porträts der großen Opernsänger, mit denen sie die Bühne teilen durfte, in ihrem Haus“, sagte zum Schluss Magdalena Gigowa.

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Übersetzung: Antonia Iliewa

Redaktion: Rossiza Radulowa

Fotos: Staatsarchiv - Gabrowo, Archiv


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