Der Tag des Angriffs war auch aus einem anderen Grund kein Zufall: Am 14. April wurde der Volksabgeordnete General Konstantin Georgiew ermordet. Die Totenmesse, die in der Kathedrale für ihn abgehalten werden sollte, führte die militärische und politische Elite Bulgariens dorthin. Erwartet wurde auch Seine Majestät Zar Boris III. Doch er verspätete sich, da er am selben Tag an der Beerdigung seiner Gefährten teilnahm, die bei dem ebenfalls am 14. April verübten und gescheiterten Anschlag auf den Monarchen im Arabakonak-Pass ums Leben gekommen waren. Das Ziel der Attentäter war es, möglichst viele einflussreiche Politiker aus dem Weg zu räumen.
Was sind die historischen Voraussetzungen für diese Bluttat?
„Die Bulgarische Kommunistische Partei war sich sehr wohl bewusst, dass in Bulgarien keine Bedingungen für sofortige revolutionäre Aktionen vorlagen und widersetzte sich dem Druck der Komintern, einen bewaffneten Kampf zu beginnen“, erinnert der Historiker und Dozent an der Sofioter Universität „Hl. Kliment von Ochrid“, Prof. Wesselin Janntchew. „Letztendlich kam es zum sogenannten Septemberaufstand (1923), der deutlich gezeigt hat, dass die Kommunistische Partei zu jener Zeit nicht in der Lage war, die Führung zu übernehmen. Sie verfügte weder über das menschliche, noch das organisatorische oder militärische Potenzial dazu. Deshalb ist es logisch, dass sie nach anderen Wegen für ihre weitere politische Entwicklung suchte. Doch hier griffen Wassil Kolarow und Georgi Dimitrow, die Anführer des Aufstands, ein und beschlossen, den Kurs des bewaffneten Kampfes und der gewaltsamen Machtergreifung durch einen neuen Aufstand fortzusetzen.
Dafür gab es zwei Möglichkeiten: die Schaffung einer illegalen Militärorganisation und die Aufrechterhaltung einer Art Partisanen-Räuberbewegung, die die Regierung destabilisiert.
„In diese Richtung richteten sich die Bemühungen der gesamten Partei. Sie hörte auf, eine politische Kraft zu sein und wurde zu einer illegalen, subversiven Organisation“, erläuterte Prof. Wasselin Jantschew.
Nachdem der im Jahr 1923 ausgebrochene Septemberaufstand niedergeschlagen wurde, wurde die Kommunistische Partei verboten und die Behörden verstärkten den Druck und die Repressionen gegen ihre Mitglieder. Im Gegenzug begannen die Kommunisten, Angriffe auf Regierungsbeamte und die Polizei zu planen.
Am 16. April 1925 zündeten die Attentäter um 15,23 Uhr die Zündschnur der Bombe an. Nach der Explosion stieg eine schwarze Wolke über der Kathedrale „Hl. Nedelja“ auf. Die Hauptkuppel stürzte ein und begrub unter sich viele unschuldige Menschen. Unter den Opfern waren 12 Generäle, 15 Oberste und andere Offiziere, die drei oder Kriege überlebt und heldenhaft für das Vaterland gekämpft hatten. Die Tragödie war immens, es herrschte Chaos.
Laut Prof. Jantschew sind die Versuche, die legitimen staatlichen Behörden und Strafverfolgungsbehörden für die Geschehnisse in der Kathedrale verantwortlich zu machen, nichts Neues:
„Sie entstanden automatisch im Laufe der Geschehnisse, ja sogar schon davor, mit der Begründung, der Staat übe Terror aus, auf den reagiert werden müsse. Tatsache jedoch ist, dass diese Politik der Führung der Kommunistischen Partei, die auf einen neuen bewaffneten Aufstand abzielte, selbst in Parteikreisen nicht uneingeschränkt gutgeheißen wurde. Denn einige erkannten, dass dies das endgültige Ende der Partei bedeuten würde. Tatsächlich kam es nach dem Anschlag zum Massenaustritt aus der Partei und es breitete sich Empörung über diese nicht nur unchristliche, sondern unmenschliche Tat aus.“
Obwohl seit diesem für Bulgarien schwarzen Datum ein Jahrhundert vergangen ist, gibt es immer noch weiße Flecken in Bezug auf die damaligen Ereignisse. Einer davon sind die eigentlichen Absichten der Täter:
„Leider wurden die Erklärungen, die wir haben, erst im Nachhinein gegeben. Sie stammen von jenen Akteuren, die am Leben geblieben sind und daran interessiert waren, als unschuldig angesehen zu werden. Die Hauptorganisatoren starben unmittelbar nach dem Anschlag, und wir können kaum etwas über ihre Ziele erfahren. Außerdem erscheint es völlig unlogisch, Militärangehörige und politische Akteure könnten glauben, dass die politische Macht durch die physische Vernichtung der aktuellen politischen Führung gestürzt werden könne. Das ist unmöglich, denn eine Regierungspartei besteht nicht nur aus zehn Ministern. Die Vorstellung, dass die Vernichtung der politischen Führung Panik auslösen würde, die sich im ganzen Land ausbreitet, so dass der Staat blockiert wird, ist meiner Meinung nach mehr als naiv“, resümierte Prof. Wesselin Jantchew.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: BTA-Archiv, Geschichtsmuseum Samokow, Staatliche Agentur „Archive“, lostbulgaria.com, wikipedia.org
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