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Georgi Angelow über Übersetzungen, Geschichte und die ersten Schritte – bei Radio Bulgarien

Georgi Angelow
Foto: BNT

Eine charismatische Persönlichkeit mit feinem Humor, Gespür für Maß und Ästhetik – so lernt man Georgi Angelow gleich bei der ersten Begegnung kennen. Der Journalist, Übersetzer und Fernsehmoderator gilt dank seiner profunden Kenntnisse und seines sicheren Umgangs mit der französischen Sprache als einer der besten Übersetzer moderner französischer Literatur ins Bulgarische. Gerade seine Übersetzungen vom Bulgarischen ins Französische ebneten ihm den Weg zunächst in den Hörfunk und später ins Fernsehen. Heute ist er Moderator einer der meistgesehenen Fernsehsendungen. Wenige wissen jedoch, dass seine berufliche Laufbahn in der Französischen Redaktion von Radio Bulgarien begann. Angelow erinnert sich dankbar an die Chance, schon vor 1989 beim Bulgarischen Nationalen Rundfunk Fuß gefasst zu haben.


Seine Zeit in der Französischen Redaktion von Radio Bulgarien war zwar kurz, hinterließ aber bleibende Spuren in den Erinnerungen des damals noch am Anfang stehenden Übersetzers und Sprechers: „Mein erster Schritt beim BNR war beim Radio Warna, wo wir als Studenten im Sommer Sendungen für ausländische Touristen machten – auf Französisch, Deutsch, Englisch, Russisch und weiteren Sprachen. Danach, schon in Sofia, erinnere ich mich nicht genau, wie ich ins Radio kam. Ich arbeitete dort vergleichsweise kurze Zeit, wohl nicht einmal ein Jahr. Damals nutzte man Technik, die es heute im Radio gar nicht mehr gibt. Wir arbeiteten mit Tonbändern, und in den Fluren standen Kästen, sogenannte Drosseln, mit denen man Aufnahmen löschen und die Bänder erneut verwenden konnte. Gut erinnere ich mich an die mühsamen Übersetzungen offizieller Protokollnachrichten, die vor allem für Hörer in Nordafrika bestimmt waren. Nachdem sie in die jeweilige Sprache übertragen waren, prüfte ein Redakteur den Text erneut, damit wir ja kein unpassendes Wort hineingebracht hatten. Für Kreativität gab es keinen Raum, außer in der Übersetzung selbst – die ja schon für sich eine kreative Arbeit ist.“

Das Gebäude des Bulgarischen Nationalen Rundfunks - Radio Warna

Georgi Angelow fand sich sehr schnell in die Rolle des Übersetzer-Sprechers ein. Dank seiner Sprachgewandtheit trat er bald vor das Mikrofon und erlernte so die Feinheiten der Studioarbeit.

Durch das Radio stieß ich zum ersten Mal auf Fachübersetzungen, mit denen ich mich auch später befasst habe. Ich habe bei Fachforen übersetzt und auch als Simultandolmetscher gearbeitet. Meine eigentliche Berufung ist eher die des Übersetzers als die des Moderators. Meine Fernseharbeit ist für mich zugleich Hobby und Hauptberuf“, sagt Angelow und fügt hinzu: 


„Ich habe Freude an dem, was ich tue, ganz gleich, ob es Fernsehen ist oder ob ich Gräben aushebe. Lesen ist meine große Leidenschaft – ich kann abends nicht einschlafen, ohne ein paar Seiten zu lesen. Wer mich kennt, weiß, dass in meinem Rucksack immer ein Buch liegt. Was das Übersetzen betrifft, gibt es Bücher, die mich lange fesseln, andere hingegen sind mühsam und ich übersetze sie mit weniger Freude. Aber es ist Arbeit. Die Sprache muss man ständig pflegen – sowohl das Bulgarische als auch das Französische. Man muss immer auf der Höhe bleiben und die sprachlichen Neuheiten verfolgen.“

„Auch bei uns sind Schriftsteller inzwischen sehr präsent und überall willkommene Persönlichkeiten. In Frankreich jedoch gibt es seit jeher einen regelrechten Kult um die Autoren. Sie sind längst aus der Anonymität herausgetreten und zu führenden Figuren der Gesellschaft geworden“, reflektiert Angelow über die Parallelen zwischen Bulgarien und Frankreich: 


„Ich habe viele der Schriftsteller getroffen, die ich übersetze. Das denkwürdigste Erlebnis war die Begegnung mit Michel Tournier. Ich hatte die Möglichkeit, ihn drei Monate lang regelmäßig zu sehen, mit ihm zu sprechen und Themen zu diskutieren. Er war ein unglaublich interessanter Mensch, hochgebildet. Das ist sehr wichtig, nicht nur für die Übersetzung des konkreten Buches, an dem ich arbeitete, sondern auch für die eigene Entwicklung als Mensch. Es ist etwas anderes, einen Autor allein durch seine Seiten zu übersetzen, als ihn in intensiven Gesprächen persönlich zu erleben. Seine Philosophie, Ausdrucksweise und Denkweise lassen auch dich selbst als Persönlichkeit wachsen.“


Autorin: Gergana Mantschewa

Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov

Fotos: BNT, BTA, BNR, Facebook Georges/Anguélov 



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