Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2025 Alle Rechte vorbehalten

Banater Bulgaren aus Gostilja begrüßen Gourmet-Touristen mit kulinarischen Köstlichkeiten und lebendigen Traditionen

Foto: Volkskulturhaus "G.S. Rakowski - 1927“

Die Geschichte von Gostilja ist eine Zeitreise und eine Begegnung mit einer kleinen katholischen Gemeinde zugleich, die es trotz der Wirren der Geschichte geschafft hat, ihre Identität und ihren Glauben zu bewahren. 
Das Dorf Gostilja liegt im Nordwesten Bulgariens und ist einer der letzten Zufluchtsorte der Banater Bulgaren. Es sind Nachkommen von Katholiken, die im 17. und 18. Jahrhundert vor den osmanischen Eroberern aus ihrer Heimat geflohen und sich in Österreich-Ungarn niedergelassen haben. Ende des 19. Jahrhunderts kehrten sie zurück und gründeten hier ihre neue Heimat. 



Gostilja wirkt heute wie ein Ort, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Die Straßen sind ruhig, die Häuser ordentlich und bescheiden, und über allem thront die alte katholische Kirche „Unbeflecktes Herz Mariens“ - das spirituelle Zentrum des Dorfes. Einst war Gostilja die Heimat von Dutzenden Familien. Es herrschte ein reges Dorfleben mit fröhlichen Festen. Heute verliert das Dorf unaufhaltsam an Einwohnern. Die wenigen, die geblieben sind, bewahren jedoch eifrig die alte Tradition, wie wir von der Bürgermeisterin Milena Bantchewa erfahren, die selbst von Banater Bulgaren abstammt und Vorsitzende des örtlichen Kulturhauses ist.



„Das Besondere an unserem Dorf ist, dass wir Katholiken sind, uns zum katholischen Glauben bekennen und unsere Tradition und Lebensweise pflegen. Unser Lebensstil hat sich im Laufe der Jahre verändert. Mittlerweile sind viele bulgarische Elemente in unseren Alltag eingeflossen, aber wir haben unsere eigene Sprache – das Banater Bulgarisch oder Palkenisch, wie wir es nennen, bewahrt. Das ist ein alter bulgarischer Dialekt, der sich in den Jahren, als unsere Vorfahren im Banat lebten, erhalten hat. Man kann ihn noch bei älteren Menschen hören, wenn auch immer seltener, da sie nach und nach von uns gehen. Heute hat Gostilja ca. 100 Einwohner.“



Im Gemeindehaus der Kirche haben die Einheimischen eine kleine Banater Stube eingerichtet – ein kleines Volkskundemuseum. Dort sind Gegenstände des täglichen Lebens, handgewebte Tischdecken und Spitzen sowie das typische Banater Bett und eine schöne Holzkommode zu sehen, in der die Familien einst ihre wertvollsten Gegenstände aufbewahrten. 



„Wir haben eine spezifische Tracht, die sich stark von der bulgarischen unterscheidet. Die Frau trägt einen Rock aus plissiertem Seidenstoff und darüber ein Kleidungsstück, das Dreschtsche genannt wird. Zu sehen ist auch die traditionelle gusseiserne Pfanne - Lupka. In diesem Gefäß wurde früher gekocht. Meine Großmutter hat mir darin schöne Pfannkuchen gebacken“, erinnert sich Milena Bantschewa.



Bemerkenswert bei den Banat-Bulgaren sind die unwiderstehlich schmackhaften Gerichte, die sich von der traditionellen bulgarischen Küche unterscheiden.
„Von unseren Traditionen haben wir unsere Küche bewahrt“, sagt Milena Bantchewa, die als Vorsitzende des Kulturhauses versucht, sie an die junge Generation weiterzugeben, so wie es ihr von ihrer Großmutter beigebracht wurde. „Wir haben einige spezifische Gerichte. Wenn das Schwein geschlachtet wird, nennen wir es „Obiavanie, Tötung. Aus dem Kamm machen wir Paprikasch mit viel Zwiebeln, Kartoffeln und die Nieren. Dieser Eintopf wird besonders schmackhaft. Aus dem Schweinefleisch bereiten wir auch Kalbasi zu, unsere traditionellen Würste.“



In letzter Zeit hat sich Gostilja neben anderen Dörfern im Banat als kulinarisches Reiseziel etabliert. Das Dorf empfängt Gourmet-Touristen, die eigens dafür anreisen, um die lokalen Köstlichkeiten zu probieren und einige Rezepte aus Banat zu erlernen. Ihre Gastgeberinnen sind die Frauen aus dem Kulturhaus „G. S. Rakowski“. 
„Wir begrüßen die Gäste mit selbstgebackenem Brot und Salz mit Gewürzen und es gibt immer eine Suppe dazu. Das ist unser Markenzeichen. Die Banater Bulgaren lieben Suppen, sie stehen immer auf dem Speiseplan“, sagt Milena Bantchewa. „Im Winter bieten wir Würste an, darunter Majuschka. Beim Schlachten des Schweins wird der Darm mit Fleisch, Knochen, Gewürzen und Knoblauch gefüllt und lange gekocht“.


Die Gäste von Gostilja können die katholische Kirche „Unbeflecktes Herz Mariens“ besuchen. Seit diesem Frühjahr hat die Kirche wieder einen Priester, der jeden Sonntag die Messe liest. 



Jedes Jahr feiert das Dorf Ende Juni sein Fest - ein Tag, an dem sich Einheimische und Besucher von weit her versammeln, um die Traditionen der kleinen katholischen Gemeinde lebendig zu halten.



Lesen Sie noch: 



Übersetzt und veröffentlicht von Georgetta Janewa
Fotos: Kulturhaus „G.S. Rakowski“




Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Burgas Gastgeber des Festivals für Elektroautos

Das Festival für Elektroautos „ Eldrive EV Fest 2025 “ findet heute am Fährterminal in Burgas statt.  Die Veranstaltung ist den Elektrofahrzeugen gewidmet und umfasst Testfahrten, die Präsentation neuer Modelle sowie eine abendliche..

veröffentlicht am 20.09.25 um 11:05

Die Initiative „Große Tafel: Eine Gemeinschaft“ findet dieses Jahr zum letzten Mal statt

Im Sommer 2024 zeigten eine Sofioter Gemeinde und ihre Bewohner anschaulich, wie glücklich und verbunden man als Gemeinschaft sein kann, wenn man an einem Tisch zusammenkommt. Im Juli 2024 in der Exarch-Jossif-Straße und im September in der..

veröffentlicht am 20.09.25 um 09:55
Ilijana Jotowa bei der Eröffnung eines Denkmals von Wassil Lwvski in Taraclia im Jahr 2023.

Vizepräsidentin Ilijana Jotowa bei den Bulgaren in Moldau

Die Vizepräsidentin Ilijana Jotowa hält sich am 19. und 20. September in Taraclia, Moldau, auf.  Heute ist sie offizieller Gast bei einer feierlichen Zeremonie zur Auszeichnung der Preisträger des vom Bulgarischen Nationalen Rundfunk organisierten..

veröffentlicht am 19.09.25 um 17:35