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Bulgarien beteiligt sich an COST-Aktion zur Erforschung von Werten in turbulenten Zeiten

Foto: Lyubomir Kolarov

Am 27. Oktober fand in Brüssel die erste Sitzung der Aktion CA-24150 „Werte in turbulenten Zeiten: Orientierung in gesellschaftlichem Wandel und Herausforderungen (VISTA)“ statt. Sie ist Teil des Programms für Europäische Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaft und Technologie (COST) – eine der ältesten und erfolgreichsten Initiativen Europas zur wissenschaftlichen Vernetzung.


Das COST-Programm (European Cooperation in Science and Technology) wurde 1971 gegründet und wird von der Europäischen Kommission über verschiedene Rahmeninstrumente finanziert. Es bietet Unterstützung für Koordination, Netzwerkbildung und Wissensaustausch zwischen Forschern und Innovatoren aus Europa und benachbarten Regionen. Gegenwärtig umfasst COST 41 Mitgliedsstaaten, darunter auch Bulgarien, sowie außerhalb Europas ein Kooperationsland – Israel – und ein Partnerland – Südafrika.

Ziel des Programms ist es, wissenschaftliche Exzellenz und interdisziplinäre Forschung zu fördern und junge Wissenschaftler zu unterstützen. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem geografischen, altersbezogenen und geschlechtlichen Gleichgewicht. COST setzt sich zudem dafür ein, Barrieren zwischen Ländern mit unterschiedlich stark entwickelter Forschungstätigkeit abzubauen.


Im Rahmen der VISTA-Aktion soll untersucht werden, wie sich gesellschaftliche, kulturelle, politische und wirtschaftliche Werte unter dem Druck globaler und sozialer Umbrüche verändern. Das Projekt wird im Zeitraum 2025–2029 unter der Schirmherrschaft von COST umgesetzt. Das Netzwerk vereint Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen – Soziologie, Philosophie, Politikwissenschaft, Wirtschaft und Kommunikation –, um zu analysieren, wie Gesellschaften auf Krisen reagieren, wie sich Wertsysteme wandeln und wie Politik und Bildung sich an diese Veränderungen anpassen können.

Leiterin der Aktion ist Doz. Veronica Riniolo von der Katholischen Universität Mailand. Sie betonte, dass VISTA fünf Arbeitsgruppen umfassen werde, die sich mit folgenden Themen befassen: epistemologische und analytische Fragen zu Werteorientierungen; methodologische Herausforderungen bei der Messung von Werten; Trends und Unterstützung der zentralen Werte der EU; kontextuelle und individuelle Faktoren, die Wertveränderungen auslösen; sowie Maßnahmen zur Verbreitung und öffentlichen Kommunikation.

Veronica Riniolo

„Die Idee von VISTA ist es, Wissenschaftler zusammenzubringen, die über die Grenzen ihrer Disziplinen hinausdenken“, sagte Riniolo gegenüber dem Bulgarischen Nationalen Rundfunk.
„Wir leben in Zeiten rascher sozialer Transformationen – von technologischen Entwicklungen bis zu geopolitischen Umwälzungen. Wir wollen verstehen, wie diese Veränderungen die Grundwerte beeinflussen, die die europäischen Gesellschaften verbinden.“

Das Projekt soll mit Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger, mit Bildungsmaterialien und vergleichenden Analysen zu Wertetransformationen in Europa abgeschlossen werden.

Bulgarien ist Vollmitglied von COST und beteiligt sich aktiv über Universitäten und Forschungseinrichtungen an verschiedenen Aktionen des Programms. Das Land ist in mehreren Leitungsgremien vertreten und verfügt über Experten in den Finanz- und Verwaltungsstrukturen der Organisation.

Nach Angaben von Asif Dogan Arslan, wissenschaftlicher Experte bei COST, wachse das Interesse an dem Programm in Bulgarien, „auch wenn das Land noch Potenzial für eine aktivere Beteiligung und bessere nationale Koordination hat“.

Elif Dogan Arslan

„COST ist das offenste europäische Programm im Bereich der wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Jeder Forscher kann sich beteiligen und mit seinem Wissen beitragen“, erklärte Arslan. „Unsere Mission ist es, Netzwerke zu schaffen – lebendige wissenschaftliche Gemeinschaften, die langfristig zusammenarbeiten.“

Sie hob hervor, dass Bulgarien über starke Forschungstraditionen in den Sozial- und Geisteswissenschaften verfüge und dass Projekte wie VISTA eine hervorragende Gelegenheit bieten, die bulgarische wissenschaftliche Expertise auf europäischer Ebene sichtbar zu machen.

„Ich bin überzeugt, dass junge Forscherinnen und Forscher aus Bulgarien von diesem Programm in vollem Umfang profitieren können – nicht nur durch Wissensaustausch, sondern auch durch den Aufbau neuer beruflicher und persönlicher Verbindungen“, sagte sie gegenüber dem Bulgarischen Nationalen Rundfunk.


Was unterscheidet COST von anderen Programmen? Während viele europäische Initiativen konkrete Forschungsprojekte finanzieren, investiert COST in Menschen und deren Zusammenarbeit. Die Mittel werden für Konferenzen, Treffen, Schulungen, Erfahrungsaustausch, Kurzzeitforschungsaufenthalte und Kommunikationsaktivitäten verwendet. Auf diese Weise entstehen nachhaltige Netzwerke, die häufig in neue Projekte im Rahmen von „Horizont Europa“ übergehen.

Für die bulgarische Wissenschaftsgemeinschaft bedeutet die Teilnahme an COST offene Türen zur europäischen Forschungslandschaft, Zugang zu internationalen Partnern und die Möglichkeit, den bulgarischen Beitrag zu den gesamteuropäischen Debatten über Werte und gesellschaftliche Entwicklung sichtbar zu machen.


Autor: Lyubomir Kolarov

Redaktion: Georgetta Janewa

Fotos: Lyubomir Kolarov, cost.eu



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