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Wahrzeichen bulgarischer Musikkultur:

„Menschen und Straßen“ aus dem Kultfilm „Der Junge zieht fort“

Boris Karadimtschew
Foto: ubc-bg.com

Als am 19. Mai 1972 der Kinohit des Regisseurs Ljudmil Kirkow Der Junge zieht fort erstmals auf den bulgarischen Leinwänden erschien, war der Autor des Soundtracks – der hochangesehene und gefragte Komponist Boris Karadimt­schew – 39 Jahre alt. Seine Ausbildung war beeindruckend: Er hatte die Musikakademie mit den beiden renommiertesten Fachrichtungen abgeschlossen – Orchesterleitung und Komposition – in den Klassen zweier bedeutender Pädagogen: Prof. Assen Dimitrow und Prof. Pantscho Wladigerow.

Seine ersten kreativen Versuche lagen im Bereich der klassischen Musik. Mit Unterhaltungsmusik begann er in den 1950er-Jahren, als er mit der Formation Der Jazz der Jugend arbeitete. Sein erstes eigenes Lied entstand 1962 und wurde von Emil Dimitrow aufgenommen. Sein Lied „Weiße Stille“ nach einem Text von Bogomil Gudew – in der Interpretation von Georgi Mintschew und den „Schmetterlingen“ – gewann 1967 den ersten Preis beim Festival Goldener Orpheus und wurde zu einem ewigen bulgarischen Hit.

Boris Karadimtschew

In einem Interview für cinefish.bg erzählt Boris Karadimt­schew, dass sein ernsthafter Weg im Kino mit einer Einladung von Regisseur Ljudmil Kirkow begann, die Musik zu dessen Film Die schwedischen Könige (1968) zu schreiben. Nach zwei weiteren gemeinsamen Produktionen – Armando und Schau nicht zurück – folgte eines der ehrlichsten und feinsten Werke des bulgarischen Kinos: Der Junge zieht fort. Die klare, natürliche Bildsprache, die romantische Atmosphäre, das meisterhafte Drehbuch von Georgi Mischew, der berührende Hauptdarsteller Filip Trifonow und die einfühlsame Partitur von Boris Karadimt­schew machten den Film zu einem Kultklassiker für Generationen.

Über die wundervolle lyrische Miniatur „Menschen und Straßen“ sagte der Komponist: „Wertvolle Musik ist tiefere Musik, jene, die in sich verschiedene Stimmungen trägt – selbst wenn das Bild nicht so schwer oder dramatisch ist. Aber so ist es auch bei den Menschen: Wem alles leicht fällt, dem reicht das Meer bis zum Knie. Ein tiefgründiger, denkender Mensch lächelt nicht so leicht.“


Mehr als ein halbes Jahrhundert lang ist „Menschen und Straßen“ auch eine musikalische Visitenkarte der berühmten bulgarischen Sängerin Mimi Iwanowa geblieben. In einem Interview für bTV erzählt sie, dass Boris Karadimtschew ihr vorgeschlagen habe, das Lied zu interpretieren. Damals sei es nicht üblich gewesen, Filmmusik in Konzertprogramme aufzunehmen, und zudem sei „Menschen und Straßen“ äußerst kurz – nur etwa zwei Minuten. Deshalb, so Iwanowa, „blieb das Lied im Studio. Es passte wie ein schönes Kleid, maßgeschneidert für diesen Film, in dem diese wunderbaren Schauspieler spielen – Gott hab sie selig. Der Film ist großartig! Die Menschen lieben ihn – elegant, anspruchsvoll, intelligent. Immer, wenn dieses Lied erklingt, habe ich gespürt – für mich selbst –, wie ich innerlich wachse. Es hat etwas sehr Reines, sehr Kindliches, sehr Romantisches. Und das überträgt sich auf das Publikum … Dieses Lied trägt eine Harmonie, ein Gleichgewicht, ein besonderes, reinigendes Gefühl in sich. Es ist ein Glück und ein großer Zufall, dass gerade ich es singen durfte – gemeinsam mit einem wunderbaren Künstler, der mir sehr fehlt: Borko Gudschunow … Und meinen Dank an Boris Karadimt­schew. Ich betrachte dieses Lied als eines der Aushängeschilder meines Repertoires.“


Autorin: Zwetana Tontschewa

Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov

Fotos: ubc-bg.com, Facebook



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