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Hilfsaktion zur Rettung der Rosskastanienbäume in Sofia

In Sofia gibt es rund 7000 Rosskastanienbäume und sie alle sind krank.
Foto: Maria Dimitrowa
Die Rosskastanie ist eines der Wahrzeichen der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Im Frühling ist es besonders schön, die Blüten dieser majestätischen Bäume zu bewundern. Nur die wenigen wissen, dass die Rosskastanie ihren Ursprung in Bulgarien hat. Im Strandscha-Gebirge, im äußersten Südosten des Landes, trifft man sie bis heute noch sehr oft an. Die schönen Kastanienbäume haben jedoch einen starken Feind – das ist die Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella), auch Balkan-Miniermotte genannt, ist ein Kleinschmetterling, der sich von den Kastanienblättern ernährt.

Besonders schlimm hat es die Rosskastanien in der bulgarischen Hauptstadt Sofia getroffen. Seit vielen Jahren leiden sie unter der Miniermotte und deshalb starteten die Redaktionen zweier Zeitschriften eine Rettungsaktion. Mehr darüber erfahren wir von Iwa Todorowa, Redakteurin bei der Zeitschrift "Ossem".

"Allein in Sofia gibt es rund 7000 Rosskastanienbäume und sie alle sind krank", sagt Iwa Todorowa. "Die s.g. Balkan-Miniermotte verbreitet sich sehr schnell, da hilft auch der Wind, und deshalb ist die Bekämpfung dieses Schädlings so schwer. Sie wurde in Europa erstmals 1984 in Mazedonien in der Nähe des Ochrider Sees entdeckt, 1994 in Österreich nachgewiesen und breitet sich sehr schnell weiter in Mitteleuropa aus. Es wird vermutet, dass die Art ursprünglich aus Asien stammt. Ihre extrem schnelle Vermehrung ist dadurch zu erklären, dass die Art nur wenige natürliche Feinde hat. Da wir diese Gefahr nicht rechtzeitig erkannt haben, leiden alle Rosskastanienbäume in Sofia und ihre Blätter vergilben selbst im Frühling sehr schnell ", erläutert Iwa Todorowa.



Die Rettungsaktion der Journalisten beginnt im größten Stadtpark Bulgariens – im Borissow-Garten in Sofia. Noch sind die Blätter der Kastanienbäume dort grün, aber in wenigen Wochen werden die ersten Anzeichen der Krankheit, verursacht durch die Miniermotte, zu sehen sein.

"Wir haben mehrere Möglichkeiten, gegen die Motte vorzugehen", sagt Iwa Todorowa weiter. "Die erste sind die chemischen Präparate. Die zweite Möglichkeit ist, das Laub im Herbst zu verbrennen. Das ist aber nicht gerade umweltfreundlich. Deshalb ist es aus unserer Sicht besser, das Laub in Gruben zu vergraben. So kann sich die Motte im Frühling nicht vermehren und wird langsam aussterben. Eine weitere Möglichkeit sind die Pheromonfallen, die wir im Borissow-Garten anbringen werden", sagt die Journalistin.

Aus finanziellen Gründen werden die Pheromonfallen im Rahmen der Rettungsaktion gebastelt und nicht fertig gekauft. 140 Lockstofffallen sollen an die Rosskastanienbäume im Borissow-Garten angebracht werden.

"Unsere Pheromonfallen werden viel schöner aussehen, als die fertig gekauften", behauptet Iwa Todorowa. "Unsere Lockstofffallen sind mit artspezifischen Pheromonen und Klebstoff versehene Pappschachteln oder mit Wasser gefüllte Plastikflaschen, denen wir die Hälse abgeschnitten haben. Die frisch geschlüpften männlichen Motten folgen den Lockstoffen, die normalerweise von Weibchen abgegeben werden, und bleiben an der klebrigen Oberfläche haften oder werden im Wasser nass und können nicht mehr fliegen. Diese Pheromonfallen müssen allerdings im Sommer alle 2-3 Wochen ausgetauscht werden und dafür brauchen wir freiwillige Helfer", sagt Iwa Todorowa.

Die Aktion der beiden Zeitschriften kann natürlich nur symbolisch sein, denn es ist nicht möglich, alle 7000 Rosskastanien in Sofia zu erfassen. Die Idee ist viel mehr, ein Zeichen zu setzen, dass diese wunderschönen Bäume gerettet werden können, sagt Iwa Todorowa. Und weiter:

"Alle Sofioter sind herzlichst eingeladen, sich der Kampagne anzuschließen", sagt Iwa Todorowa. "Im Borissow-Garten haben wir Sammelstellen aufgebaut, wo wir den freiwilligen Helfern zeigen werden, wie sie Pheromonfallen basteln. Die Aktion begann mit einem großen Fest, mit viel Musik und mit vielen Teilnehmern. Besonders wichtig für uns war, dass auch viele Kinder da waren, die etwas über die Rosskastanien und die Miniermotte gelernt haben. Hoffentlich haben viele Sofioter gelernt, wie sie die Pheromonfallen basteln können, um sie an die Bäume in ihrer Gegend aufzustellen", sagt Iwa Todorowa.

Die Rettungsaktion steht unter der Schirmherrschaft der Sofioter Oberbürgermeisterin Jordanka Fandakowa. Daher hoffen die Organisatoren, dass die Aktion auch tatkräftig unterstützt wird, insbesondere wenn im Herbst das Laub vergraben werden muss.

"Trotz der Lockstofffallen müssen wir im Herbst das Laub vergraben – es ist wichtig, um die Schädlinge endgültig auszurotten", betont Iwa Todorowa. "Deshalb setzen wir auf die Unterstützung der Stadtverwaltung, um uns mit Arbeitskräften auszuhelfen. Wenn wir fünf Jahre lang Pheromonfallen aufstellen und das Laub vergraben, werden wir die Rosskastanien von Sofia retten", ist Iwa Todorowa von der Zeitschrift "Ossem" überzeugt.

Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Maria Dimitrowa


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