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Deutscher Bundestag vergibt Parlamentsstipendium an fünf Stipendiaten aus Bulgarien

Foto: EPA / BGNES
Seit inzwischen 18 Jahren vergibt der Deutsche Bundestag das Internationale Parlamentsstipendium an politischinteressierte junge Menschen aus 28 Ländern. Im Rahmen dieses Programms erhalten insgesamt 120 Stipendiatinnen und Stipendiaten die Gelegenheit, vom 3. März bis 31. Juli 2014, das parlamentarische System Deutschlands durch ein Praktikum im Bundestag in Berlin kennen zu lernen. Gestern wurden die fünf Stipendiaten aus Bulgarien ausgewählt.

Ziel des Internationalen Parlamentsstipendiums ist es, Politikabläufe und demokratische Entscheidungsprozesse hautnah mitzuerleben. Das Programm steht unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Deutschen Bundestages und wird in Zusammenarbeit mit den drei Berliner Universitäten durchgeführt. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten arbeiten im Büro eines Bundestagsabgeordneten und sind gleichzeitig an einer Berliner Universität eingeschrieben. Damit können sie ergänzend an Vorlesungen und Lehrveranstaltungen teilnehmen. Eine tolle Möglichkeit, wie die 25jährige Maria Iliewa aus Wratza meint. Die studierte Politikwissenschaftlerin hat bereits erste Berufserfahrung bei Praktika am bulgarischen Innen- und am Außenministerium sowie an der Botschaft in Wien gesammelt.

"Es ist eine sehr gute Möglichkeit, meine Praxiserfahrung auf eine höhere Ebene zu stellen. Ich will beobachten, wie die deutsche Demokratie funktioniert, wie das deutsche Parlament arbeitet und die positive Erfahrung für uns mit nach Hause bringen."

Leider klappte es für Maria im ersten Anlauf nicht und sie wird sich nun auf den Abschluss ihres Masterstudiums in Sozioökonomie an der Wirtschaftsuniversität in Wien konzentrieren. Den hat Zlatina Koltschakowa bereits in der Tasche und darf sich Anfang März in den Flieger nach Berlin setzen. Die 26jährige Raftingfahrerin studierte Sozialwissenschaften an der Humboldt Universität in Berlin, interessiert sich für die Arbeit des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales und würde ihre berufliche Laufbahn gern am bulgarischen Arbeits- und Sozialministerium starten.

"Ich sehe mich ganz stark vertreten hier in Bulgarien. Ich bin auch sicher, dass das die Idee des Stipendiums ist, die Leute zurückzubringen. Das Programm ist kein Sprungbrett zum deutschen Bundestag, sondern ein Sprungbrett für eine Karriere in Bulgarien."

Zlatina Koltschakowa und die übrigen vier Stipendiaten aus Bulgarien bekommen erstmalig die Möglichkeit, nach ihrem Praktikumaufenthalt in Berlin im bulgarischen Parlament zu hospitieren. Diese Zusage machte der Präsident des bulgarischen Parlaments Mihail Mikow gestern in einem Treffen der deutschen Parlamentsdelegation unter der Leitung des deutschen Bundestagsabgeordneten Wolfgang Börnsen. Denn Ziel des Parlamentsstipendiums sei, dass die Stipendiaten Multiplikatoren für den Parlamentarismus und für eine zukunftsfähige Demokratie werden. Dass Bulgarien insbesondere in diesem Jahr der Proteste einen Mangel an Demokratieverständnis sowohl in der Gesellschaft, als auch in der politischen Klasse aufweist, bleibt selbst im entfernten Berlin nicht ungemerkt.

„Die Politik muss auf die Proteste reagieren. Proteste sind immer eine Kritik am System und diejenigen, die das System präsentieren, müssen sich selbstkritisch fragen, was sie falsch machen. Wenn man nicht darauf reagiert, dann kann die Lage zum Schaden der Demokratie eskalieren und dazu darf es nicht kommen“, betonte Wolfgang Börnsen. Der Leiter der Bundestagsdelegation lobte die Qualifikation und Kompetenz der jungen Bulgaren. Seit 18 Jahren führt der Deutsche Bundestag dieses Programm durch und das Interesse an Demokratie und Parlamentarismus der jungen Bulgaren sei stets sehr hoch. Es gehe jetzt darum, wenn sie zurückkommen, dass sie in Positionen kommen, wo sie auch etwas bewegen können. Börnsen betrachtet jedoch das abebbende Interesse am Internationalen Parlamentsstipendium mit großer Sorge.

"Das liegt an drei Gründen. Einmal wird die deutsche Sprache nicht mehr so gefördert, wie es vorher der Fall gewesen ist. Zweitens liegt es daran, dass man durch die Erstarrung bestimmter parlamentarischer Systeme entmutig ist, weil man sagt, man kann doch nichts erreichen, warum soll ich jetzt noch nach Deutschland in diese Werkstatt der Politik. Und drittens liegt es daran, dass viele zielstrebig auf ihren Beruf hinarbeiten und glauben, dass diese fünfeinhalb Monate in Deutschland ihre Berufskarriere behindern können," erklärt Wolfgang Börnsen.

Dass dies nicht der Fall ist, versuchten ehemalige Praktikanten bei einer Informationsveranstaltung an der Sofioter Universität deutlich zu machen. Die Mitglieder des bulgarischen Alumni-Vereins sind der Beweis – ehemalige Stipendiaten sind heute in verschiedenen Bereichen beruflich erfolgreich.
По публикацията работи: Vessela Vladkova


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