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Aus den Archiven der Staatssicherheit: Die feindlichen Radiosender

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Fotocollage: Iwan Petrow

Die Kommission über die Offenlegung der Stasi-Akten hat einen neuen Sammelband aus der Reihe „Aus den Archiven der Staatssicherheit“ unter dem Titel „Die Stasi und die „feindlichen“ Radiosender“ vorgestellt. Die 14 Ausgabe aus der Reihe beinhaltet Unterlagen, die die Tätigkeit der westlichen Radiosender als schädlich für die Autorität und die Fundamente des Sozialismus bezeichnen.

Fotos: comdos.bgDie Bulgaren, die in den von der Stasi als „Propagandazentralen“ genannten Radiosender tätig waren, wurden als Verräter und feindliche Migranten beschrieben. Jeder, der diese Sender empfangen hat, war für sie ein Freveltäter. Laut Ekaterina Bontschewa, Mitglied der Kommission für die Stasi-Akten, gibt es in den Archiven der Behörde Unterlagen über 20 ausländische Sender, die in Bulgarien gepeilt wurden. Vom größten Interesse für die Stasi waren aber die Sender Gorjanin, Hristo Botew, BBC, Freies Europa, Deutsche Welle und Die Stimme Amerikas.

Laut Stasi wollten diese Sender den Sozialismus untergraben und das Volk moralisch zersetzen“, erklärt Ekaterina Bontschewa. „Wobei sie unterschiedlich eingestuft wurden. Am schlimmsten in den Augen des Geheimdienstes war der Sender Freies Europa. Dieser Sender war Feind Nummer 1 für Stasi, weil er die westliche Lebensart propagierte, die kommunistische Partei diskreditierte und die reaktionären Bevölkerungsgruppen provozierte. Da Freies Europa amgefährlichsten für das Regime war, hat man mit allen Mitteln versucht, ihn zum Schweigen zu bringen, auch durch Auftragsmorde. In einem Dokument von 1970 wird an zwei Stellen davon gesprochen, dass man das Objekt vernichten soll, wobei auch der Name des Journalisten Todor Schekow genannt wird. Er wurde wegen seiner Tätigkeit in Bulgarien zu Tode verurteilt. Dieses Urteil sollte nun vollstreckt werden. Sowohl in den Unterlagen über Freies Europa, als auch über BBC gibt es Angaben über Aktivitäten gegen den Journalisten Georgi Markow, der ebenfalls in der Emigration gelebt hat. Es wird auch seine Rubrik „Kontakte“ und ihre schädliche Auswirkung auf das Volk genannt.

Um diese feindliche Aktivitäten gegen Bulgarien zu unterbinden, hat die Stasi selektiv, aber manchmal auch im vollen Umfang die s.g. Störsender eingesetzt. Je nach Inhalt der ausländischen Sendungen, konnte man sie empfangen, oder nicht. Manchmal konnte man das ganze Programm hören, in anderen Fällen, wie zum Beispiel während der Ereignisse von 1968 in Tschechien - überhaupt nicht. BBC wurde milder behandelt, da der Sender eine „gut gemeinte Propaganda“ betrieben habe. Die Deutsche Welle hat man versucht, unglaubwürdig zu machen, da der Sender antisowjetische Stimmung verbreitet hat. Außerdem hat die Stasi ihre eigenen Agenten in den Sendern infiltriert, die versucht haben, die Journalisten misstrauisch aufeinander zu machen. Natürlich waren auch diese Handlungen des bulgarischen Staatssicherheitsdienstes sorgfältig mit dem KGB und den Geheimdiensten der anderen sozialistischen Staaten koordiniert. Die investierten Mittel waren enorm hoch, da man die feindlichen Sender für wirklich schädlich für Bulgarien hielt.

Damals konnten nur Radiosender durch den Eisernen Vorhang durchdringen und eine Verbindung zwischen den Westen und den Osten aufbauen. Nicht umsonst hat man diese Sender damals auch so ernst genommen“, berichtet Professor Georgi Lozanow. „Wir wussten, dass wir in einer isolierten Welt lebten und dass uns bestimmte Informationen vorenthalten wurden“, sagt er. „Aber wir wussten auch nicht, was auf der anderen Seite ist und wessen Stimme wir empfangen. Jeden Tag diese Stimme aus einer anderen Welt zu hören, auch mit den Störungen, war irgendwie romantisch. In der Tat verfolgte die Stasi nicht nur die Sender, sondern auch die Menschen, die sie hier empfangen haben. In den Unterlagen wird stets der Gesichtspunkt des Geheimdienstes vertreten, der die Sender für antikommunistisch hielt. Man kann auch die Aktionen und die Strategie der Stasi gegen diese Sender in den Archiven verfolgen. Daher sollen wir sehr sorgfältig mit der Dokumentation umgehen.

Übersetzung: Milkana Dehler



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