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Eine Armenküche dient zugleich als Ort der Hoffnung

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Foto: Silvia Petrowa

Zu Mariä Tempelgang am 21. November 1999 beschließt eine Gruppe junger Christen in der Kirche Heiliger Elias im Sofioter Stadtviertel Druschba, eine Armenküche zu organisieren. Nach einer kurzen Anlaufzeit, in der sie Geld, Brennholz und Ideen sammeln, war es dann soweit. Am 9. Januar 2000 konnten sich 35 sozialschwache und obdachlose Menschen über die erste warme Mahlzeit freuen. 16 Jahre später strömen an die 400 Bedürftigen zur Armenküche.

Zu uns kommen die unterschiedlichsten Leute – Senioren mit kleinen Renten, kranke Menschen, kinderreiche Familien“, erzählt Moni Marinow, der zu den Wegbereitern der Initiative gehört. „Unlängst hat uns eine bulgarische Familie mit sieben Kindern aufgesucht, die auf einer Bushaltestelle schläft. Auch Flüchtlinge und Emigranten finden zu uns. Viele Leute reisen extra vom Land an, um bei uns zu essen. Wir weisen grundsätzlich niemanden ab. Sollte das warme Essen zu Ende gehen, teilen wir beispielsweise Pakete mit Reis aus. Wir schicken niemanden mit leeren Händen zurück. Nahrung bekommen alle, die sonntags zu uns kommen. Wir haben momentan ausreichend Produkte, selbst auf Monate voraus. Sie werden aber immer wieder neu aufgefüllt, denn wir wollen schließlich 400 Personen satt bekommen.“

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Die größte Sorge der Betreiber der Armenküche ist, dass sie nicht ausreichend Geld haben, um den strengen gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen. Die Armenküche verfügt über kein Budget, sie verlässt sich lediglich auf Stiftungen.

Sonntags bekommen 400 Menschen nicht nur ein warmes Mittagessen von uns, sondern auch ein Lebensmittelpaket für den Rest des Tages. Es gibt aber alte Leute, denen diese Lebensmittel bis zum Mittwoch oder sogar Donnerstag reichen“, berichtet Moni.

Die Tätigkeit seiner Glaubensgenossen ist jedoch nicht allein auf die Zubereitung und Verteilung von Speisen reduziert. Sie geben eine Zeitung heraus, beschäftigen sich mit Kindern, haben eine Sonntagsschule und zahlreiche Wohltätigkeitskampagnen organisiert.

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Obwohl wir auf Freiwilligenbasis agieren, sind wir sehr gut organisiert, mit einer strikten Hierarchie und klar definierten Zuständigkeitsbereichen. An die 20 Helfer befassen sich mit unserer Internet- und Facebookseite und unserer Zeitung, die wöchentlich erscheint. Unser zweites Team arbeitet mit den Leuten und organisiert ständig Wohltätigkeitsinitiativen. Momentan sammeln wir beispielsweise Turnbälle – nachdem wir die ersten einer Hilfsschule in Welingrad geschenkt haben, wollen wir diese Initiative nun auch auf andere Städte ausweiten. Unter dem Motto „Schenk eine Decke“ läuft eine weitere Kampagne an. Die Hälfte der Menschen, die zu uns kommen, sind nämlich Obdachlose, die an allen möglichen Stellen übernachten. Für sie ist eine Decke wirklich sehr wertvoll. Jeden Sonntag bilden auch wir Kinder aus. Wir geben ihnen Religions- und auch Schulunterricht, da viele von ihnen die Schule nicht besuchen. Wir wollen nicht nur mit Kleidung aushelfen. Unlängst hat ein Kind einen gebrauchten Computer bekommen. Unser größtes Team ist jedoch in der Küche beschäftigt. Sie beginnen bereits samstags mit den Vorbereitungen und haben es sonntags wirklich schwer. Deshalb sind wir darum bemüht, die gleichen Helfer nur einmal monatlich zu engagieren.“

In der Küche arbeiten vornehmlich junge Leute, die niemanden zurückweisen. Die meisten Bedürftigen kommen aber nicht nur wegen des Essens zu uns in die Kirche, sondern suchen hier Hilfe, Trost und soziale Kontakte.

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Jedes Gotteshaus ist ein Haus der Hoffnung. Das ist der Sinn der Kirche. Glaube, Hoffnung und Liebe führen uns zusammen. Der Glaube an Gott und unsere christliche Konfession machen aus uns bessere Menschen, vereint sind wir stark. Ohne unseren Glauben wären wir sowohl als Nation als auch als Staat verloren“, meinte abschließend Moni Marinow.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Silvia Petrowa

Spendenkonto der Orthodoxen Bruderschaft bei der Kirche Heiliger Elias:
BG18UBBS80021028946640BGN
Kontoinhaber ist Emilian Kostadinow, Kirchenvorsteher



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