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Dantscho Radulow: „Man darf nie die honigsüße Stimme der Hirtenflöte vergessen“

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Foto: Privatarchiv

Unter den populären Hirtenflötenspielern der sogenannten „mittleren Interpretengeneration“ hebt sich Dantscho Radulow mit seiner Treue zum authentischen Klang ab. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, die sich von der modernen und sogar extravaganten Spielweise verleiten lassen haben, die eher in andere Musikgenres passt, hat Dantscho Radulow es vermocht, den traditionellen lieblichen Klang der Hirtenflöte, den Stil und den Charakter der alten Interpretationsweise zu wahren und fortzusetzen. Er spielt halt so, wie es seine Vorfahren taten. Seine im Folklorestil gehaltenen Kompositionen wiederum lassen den alten Geist der Dorffeste wieder aufleben. Mit seinen Interpretationen und eigenen Werken zeigt Dantscho Radulow, dass selbst in der heutigen dynamischen Welt die traditionelle Kunst durchaus eine Daseinsberechtigung hat.




Dantscho Radulow träumte bereits als Kind davon, Hirtenflöte zu spielen. Er hatte das Glück, in einer Musikerfamilie geboren zu werden, so dass sie seine musikalischen Veranlagungen förderte. Er besuchte die Musikschule der Stadt Kotel und danach die Musikakademie in Plowdiw. Nach seinem Abschluss wurde er in das Folkloreensemble „Thrakia“ dieser südbulgarischen Stadt aufgenommen. Später spielte er im Ensemble „Warna“ der gleichnamigen Stadt am Schwarzen Meer. Bemerkenswert sind seine Konzertauftritte im In- und Ausland, wo er mit dem Chor „Das Mysterium der bulgarischen Stimmen“ und der Instrumentalgruppe des Atanas Waltschew auf einer Bühne stand. Die mit den Jahren angehäuften Erfahrungen gibt er nun an die jüngeren Generationen weiter, selbst an Kinder in der Ukraine und Moldawien. Das Tonarchiv des Bulgarischen Nationalen Rundfunks besitzt nahezu 150 Aufnahmen mit ihm, in denen er als Solist auftritt, Sängerinnen und Sänger begleitet, oder zum Tanz aufspielt. Eines seiner neuesten Werke ist die Musik zur Aufführung „Achtes Wunder“ des Ensembles „Bălgare“.




Dantscho Radulow ist mittlerweile 60 Jahre alt geworden; das ist ein guter Anlass für einen Rückblick:

Ich stamme aus Suworowo, einer Kleinstadt nahe Warna“, erzählt der Hirtenflötenspieler. „Dort lebt eine größere Gruppe von Umsiedlern aus der Region der Stadt Jambol. Sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits stamme ich von diesen Umsiedlern ab. Bereits als Kind hörte ich die Klänge der Hirtenflöte, denn mein Großvater Iwan Tscholaka war ein Berufsmusiker. Mein anderer Großvater, Jordan, sang wiederum sehr schön. Auch hörte ich gern Radio, das viel Volksmusik brachte. Besonders liebte ich die Interpreten aus Thrakien, woher meine Vorfahren stammen. Meine Familie zog nochmals um und zwar nach Warna, wo ich eine Folkloreschule besuchte und mit den anderen Kindern in einem Orchester mitspielte. Bevor ich also nach Kotel in die dortige Musikschule ging, hatte ich bereits Erfahrungen mit Folkloreensembles. An der Musikakademie in Plowdiw wiederum lernte ich das Komponieren von Stücken im Folklorestil. Für kurze Zeit spielte ich im „Thrakia-Ensemble“. Bereits als Student lud man mich jedoch in das Ensemble „Warna“ ein, dessen Orchesterdirigent ich später wurde.




Dantscho Radulow erinnert sich auch an einige bemerkenswerte Treffen:

Die aufregendsten Momente erlebte ich auf einer Tournee durch Italien. Nach einem Konzert in Perugia, das im Studentenviertel gegeben wurde, hatte sich das Publikum – alles junge Leute, am Hintereingang versammelt und applaudierte uns. Es erschallten Zurufe: „...Fantastico, fantastico...“. In den USA wiederum traten wir zusammen mit dem Chor „Das Mysterium der bulgarischen Stimmen“ in den renommiertesten Sälen auf. Auch dort erhielten wir stürmischen Applaus, selbst nach den solistischen Einlagen, so dass wir häufig unterbrechen mussten, um dann weiterzumachen, wenn der Beifall verklungen war. Ein wichtiger Abschnitt in meiner schöpferischen Arbeit war mein Aufenthalt in Bessarabien, zumal meine entfernten Ahnen von dort stammen. Im Jahre 2000 begann ich im Gymnasium der Stadt Bolgrad bulgarische Folklore und Kultur zu unterrichten. Nebenbei schuf ich ein Volksmusikorchester, eine Folkloreschule und einen Chor. Danach reiste ich nach Tvardiţa in Moldawien, wo es ein Musik-College gibt. Dort erteilte ich Individualunterricht in Hirtenflöte und Dudelsack... Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht gelernt hätte, Hirtenflöte zu spielen. All mein bisheriges Leben stand im Zeichen dieses Instruments und der Folklore...“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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