Heute begeht die Christenheit das Fest Mariä Verkündigung. „Das heutige Fest ist gleichzeitig ein Fest unseres Erlösers, als auch der Gottesmutter“, betonte in einem Gespräch Vater Antonij Martschew von der Pfarrei von Pirdop, Bistum Lowetsch.
„Am heutigen Tag wird an ein außerordentliches Ereignis in der christlichen Welt erinnert – Erzengel Gabriel überbringt Jungfrau Maria die freudige Nachricht, dass sie den Erlöser gebären werde. Im Lukas-Evangelium wird dieses Ereignis ausführlich geschildert. Die christliche Kirche besingt die Kunde mit den Worten: „Heute wird der Anfang unserer Erlösung gesetzt und das ewige Geheimnis gelüftet: Gottes Sohn wird zum Sohn der Jungfrau und Gabriel überbringt diese Botschaft segnend. Daher sollten auch wir mit ihm singen: Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir!“
Kann das Verkündigungsfest als ein Fest der Empfängnis und des neuen Lebens aufgefasst werden?
„Ja, man kann es“, antwortet Vater Antonij. „In diesem Zusammenhang will ich darauf aufmerksam machen, dass vor dem Machtantritt der Kommunisten am 9. September 1944 das Fest Mariä Verkündigung als Muttertag begangen wurde. In sozialistischer Zeit wurde dieses Fest durch den 8. März verdrängt – als Teil des Kampfes des neuen Regimes gegen die Kirche, bei dem christliche Feste gänzlich verboten oder ihres weltlichen Inhalts beraubt wurden.“
Die Erinnerungen an die alten Zeiten, an denen Muttertag zusammen mit dem Fest Mariä Verkündigung begangen wurde, ist noch wach. Marina Mladenowa erzählte uns: „Der Muttertag wurde auch in unserer Familie als eine Art „geistiges“ Familienfest gefeiert. Der Gottesdienst bildete natürlich einen Teil der Feier. Ein Funken des Lichts des freudigen Ereignisses wurde mit nach Hause genommen – die Freude der Gottesmutter übertrug sich damals auf unsere Mütter. Nach der Wende zur Demokratie in Bulgarien wurde diese Tradition nicht wiederhergestellt und das Fest wird nur in einigen alten christlichen Familien begangen. Ich hoffe, dass dennoch die Achtung gegenüber der Gottesmutter auch auf unsere Mütter übertragen wird“, betonte Marina Mladenowa. Vater Antonij fügte hinzu: „Beten wir zu Gott und tun wir alles, was in unserer Kraft steht, damit dieses Fest seine frühere Bedeutung für unsere Gesellschaft wiedererlangt.“
Muss man zu Mariä Verkündigung besondere religiöse Regeln einhalten, fragten wir weiter Vater Antonij.
„Die Bräuche der Bulgaren unterscheiden sich in vielen Fällen recht krass von denen der christlichen Kirche. Dieses weitverbreitete Heidentum ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Menschen lange Zeit vom christlichen Leben losgelöst waren. An diesem Tag sind keine zusätzlichen Dinge zu beachten. Jeder Christ wird zur Kirche gehen und jene, die gefastet haben, können die heilige Kommunion empfangen. Die Gläubigen können sich auf das nahende Osterfest einstimmen. Man darf aber nicht vergessen, dass wir mitten in der Oster-Fastenzeit sind. In diesem Zusammenhang ist zu Mariä Verkündigung, das zu den größten Feiertagen der Orthodoxie gehört, der Verzehr von Fisch- und Fischspeisen ausnahmsweise gestattet“, sagte uns abschließend Vater Antonij Martschew von der Pfarrei von Pirdop, Bistum Lowetsch.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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