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Bulgarien verfügt über genügende Mengen an Sonnenblumen, die Nachfrage aber diktiert die Preise.

Foto: BGNES

Vor eineinhalb Monaten haben führende Analysten der internationalen Warenbörsen einen um 2 Mio. Tonnen höheren Export von Sonnenblumenöl aus den Ländern der Schwarzmeerregion erwartet, der insgesamt 13,5 Mio. Tonnen erreichen sollte. Jetzt stellt sich die Frage, wie viel davon aufgrund des Krieges in der Ukraine verloren gehen wird. Die Experten sind kategorisch, dass es Probleme geben wird, zusätzliche Mengen an alternativen Pflanzenölen zu finden.

„Die Nachfrage in der Welt ist riesig. Bulgarien ist ein großer Produzent von Sonnenblumen, ein leistungsstarker Verarbeiter, wir haben einen super entwickelten Sektor und praktisch haben wir Ölmengen, die den Binnenmarkt überfluten könnten. Bei einem freien Markt und Export, kommt es zu Preisschwankungen", erklärte der Vorsitzende der Staatlichen Kommission für Warenbörsen und -märkte, Walentin Iwanow, in einem Interview für den BNR. Er wurde gebeten, die explodierenden Preise für Speiseöl zu kommentieren.

Obwohl es im Land genug Sonnenblumenkerne für die Absicherung der Ölproduktion für dieses und das nächste Jahr gibt, ist die Nachfrage gestiegen. Die Bulgaren haben begonnen, massenhaft Speiseöl einzukaufen, was sich sofort auf den Preis ausgewirkt hat, der beispiellose 3,50 Euro für einen Liter erreicht hat. Die stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Kornelia Ninowa hat aus diesem Grund vor einer Woche an die bulgarischen Bürger appelliert, sich nicht mit Sonnenblumenöl einzudecken, weil sie sich damit als Verbraucher selbst schaden. Die Spannung sei künstlich erzeugt, warnte sie und demonstrierte den Willen der Regierung, gegen Spekulationen anzukämpfen.

Es gebe genug Sonnenblumenöl auf dem Markt zu einem Durchschnittspreis von 3 Euro, bestätigt auch Walentin Iwanow. Zu diesem Zeitpunkt sei ein Exportstop nicht nötig. Sollten die Interessen der Bürger das erfordern, werde man unverzüglich auch zu dieser Maßnahme greifen, so der Vorsitzende der Staatlichen Kommission für Warenbörsen und -märkte.

„Wir haben im Moment einen normalen Markt für Speiseöl. In diesem starken Wettbewerbsumfeld hinkt die Nachfrage dem Angebot hinterher. Auch wenn die Händler es wollten, können sie auf Grund der geringen Kaufkraft der Bevölkerung keine großen Mengen verkaufen. Es gibt zwar Händler, die versuchen, zu Höchstpreisen zu verkaufen, doch das funktioniert letztendlich nicht“, unterstreicht Walentin Iwanow und räumt ein, dass alles in diesem Marktsegment vom Ausgang des Ukraine-Krieges abhängen wird, denn sowohl die Ukraine als auch Russland sind große Produzenten von Sonnenblumen. Sollte der Krieg binnen eines Monats beendet werden, werden wir im September ganz andere Tendenzen beobachten. Die Situation sei jedoch unvorhersehbar und es sollten daher keine voreiligen Schlüsse gezogen werden.

„Was mit den Ölpreisen in den Geschäften in Bulgarien passiert ist, ähnelt der Situation mit den Preisen für Käse zu Beginn der Krise 2020, kommentierte der Rektor der Technischen Universität Warna Ewgeni Stoimenow. Der Zusammenhang liege seiner Meinung nach in dem Wunsch nach spekulativen Preiserhöhungen, die sich hinter dem Argument der gestiegenen Rohstoffkosten verbergen.

„Damals wurde das Problem buchstäblich im Rahmen eines Tages gelöst, indem Staatsreserven freigegeben wurden. Die staatliche Reserve wurde erneuert, indem neue Produkte zu doppelt so niedrigen Preisen gekauft wurden. So wurden den Spekulanten ein Schnippchen geschlagen.“

Redaktion: Gergana Mantschewa

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: BGNES


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