Am 15. September 1948 haben die Schulen in ganz Bulgarien ihre Zöglinge feierlich begrüßt und am heutigen Tag hörten 57.000 Erstklässler zum ersten Mal die Schulglocke. Und obwohl die Idee von der Schule als Wissensquelle jeder Gesellschaft zugrunde liegt, ist die Schule bei weitem nicht die einzige Quelle, aus der Kinder etwas über die Welt lernen können, die uns umgibt.
Der Raum der Wunder - so wird der Demonstrationsraum für ungewöhnlichen Physikunterricht im Nationalen Polytechnischen Museum in Sofia genannt, wo das Interesse und die Liebe von Jung und Alt für diese kompliziert erscheinende Wissenschaft geweckt wird. Denn dort erkennen sie: Physik kann auch Spaß machen.
„Dieses Kabinett hilft den Kindern vor allem, mit den physikalischen Naturgesetzen in Berührung zu kommen und sie zu verstehen“, erklärte Ing. Wesselina Enewa, stellvertretende Direktorin der Abteilung „Ausstellung, Öffentlichkeitsarbeit und Projekte“ am Museum. „Die Theorie allein reicht nicht aus, um die Prinzipien, insbesondere der exakten Wissenschaften, zu verstehen. Aus diesem Grund erfolgt der Bildungsprozess in Form einer praktischen Ausbildung. Nicht von ungefähr ist das Motto unseres Kabinetts der berühmte Satz von Konfuzius: „Ich höre und vergesse. Ich sehe und erinnere mich. Ich tue und verstehe.“
Demonstrationen als Unterrichtsmethode hatten ihren Ursprung in Bulgarien bereits in den 1870er Jahren, als in den Gymnasien in Plowdiw und Gabrowo Physikräume eingerichtet wurden. Ihr Begründer war Iwan Gjuselew. Das erste bulgarische Schulbuch für Physik wurde im Sommer 1849 vom Lehrer Najden Gerow aus Kopriwschtiza in Belgrad gedruckt.
Für die jüngsten Besucher, die dieses Fach noch nicht in der Schule lernen, wurde die Demonstration angepasst, um ihnen verständlich zu machen, dass es grundlegende Naturgesetze gibt, die die Wissenschaft aufgedeckt hat und die allgemeingültig und unumstößlich sind. Die Kinder sollen begreifen, dass die Physik Teil unseres täglichen Lebens ist, auch wenn ihre Prinzipien und Gesetze wie Wunder anmuten. Die Kids sind wirklich erstaunt, wenn sie das Gerät drehen, das die geoidartige Form der Erde zeigt und feststellen, dass unser Planet eigentlich keine Kugel ist.
„Die Augen der Kinder strahlen! Sie sind verwundert, aber zufrieden und manche wollen nicht mehr weg aus dem Museum“, lächelt Wesselin Enewa. Das Museum ist sehr stolz darauf, dass das Demonstrationskabinett mit Geräten von historischem Wert ausgestattet ist. Einige dieser Geräte sind noch funktionstüchtig und werden nach ihrer fachgerechten Restaurierung wieder verwendet. Das Kabinett wird ständig mit aktuellen, modernen Versuchsgeräten bereichert, aber der Schwerpunkt liegt weiterhin auf den alten Geräten. Der Umstand, dass sie aus einer vergangenen Epoche stammen, hindert sie nicht daran, die Aufmerksamkeit der Heranwachsenden auf sich zu ziehen. Im Gegenteil. Das verleiht ihnen zusätzlichen Wert und Charme“, weiß Wesselin Enewa zu berichten.
Zu den wertvollsten Geräten im Museum gehören das Gyroskop von Schmidt, das dem Nachweis der Präzession dient; ein Kraftmessgerät aus dem Jahr 1915 zur Messung der tatsächlich ausgeübten Kraft; eine schiefe Ebene und eine Handvakuumpumpe zum Abführen von Gasen aus geschlossenen Räumen aus dem Jahr 1920; ein Versuchsmodell zur Demonstration des Dampfdrucks verschiedener Flüssigkeiten aus dem Jahr 1885; ein Psychrometer von Daniel aus dem Jahr 1887 zur Bestimmung der Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur; alte astronomische Geräte (Tellurien) sowie eine Sonnenuhr aus dem späten 19. Jahrhundert.
An alle zukünftigen Teilnehmer an den kleinen Wundern richtete sich Wesselina Enewa mit folgenden Worten:
„Ich gratuliere allen Schülern und Lehrer zum ersten Schultag! Wir bedanken uns bei allen, mit denen wir zusammengearbeitet haben, und freuen uns darauf, euch in diesem Schuljahr wiederzusehen. Auf zu neuen Wundern!“
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Nationales Polytechnisches Museum und Dessislawa Semkowska
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