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Die älteste bulgarische Ikone stellt die Heiligen Georg und Demetrius dar

Foto: Nationales Museum für Kirchengeschichte und Archäologie

Im Volksglauben ist der Heilige Georg der jüngere Zwillingsbruder vom Heiligen Demetrius. Ethnographen beschreiben sie als christianisierte Bilder mythischer Helden. Sie waren stark, flink, blitzschnell, siegten, sprangen über Berge und Meere, befreiten das Wasser und versklavte Jungfrauen, töteten Dämonen und Glaubensfeinde. Sie öffnen und schließen den Himmel, um am Tag des Heiligen Georg Regen und am Tag des Heiligen Demetrius Schnee fallen zu lassen und Fruchtbarkeit zu bringen. 
Auf der ältesten in Bulgarien erhaltenen Ikone, die im Nationalen Museum für Kirchengeschichte und Archäologie an der Heiligen Synode der bulgarisch-orthodoxen Kirche aufbewahrt wird, sind die Heiligen Georg und Demetrius dargestellt. Diese Ikone war bei fast allen internationalen Ausstellungen zu sehen. Es ist auch die am häufigsten reproduzierte Ikone, erfahren wir von Natalia Nedeltschewa, Restauratorin im Museum. 

Natalia Nedeltschewa
„Unseren Nachforschungen haben ergeben, dass die Ikone der Heiligen Georg und Demetrius die älteste in unserer Sammlung ist und wahrscheinlich auch die älteste Ikone Bulgariens überhaupt. Sie wurde 1928 von Protopriester Iwan Goschew in der Kirche "Heilige Jungfrau Maria" in Sosopol gefunden und nach Sofia gebracht. Er fand sie in der Frauenabteilung der Kirche zwischen vielen anderen Gegenständen und verwitterten Brettern. Bei der Restaurierung der Ikone stellte sich heraus, dass es sich um eine zusammengesetzte Ikone handelt, die aus zwei ineinander gesteckten Tafeln besteht."
Das Problem bei der Datierung der Ikone ist ihr zusammengesetzter Aufbau, erklärt die Restauratorin. Der älteste Teil der Ikone zeigt eine grobe Reliefdarstellung der heiligen Reiter auf einer fast quadratischen Holztafel. Sie ist in einen viel später gemalten Rahmen eingefasst, der Szenen aus dem Leben und Martyrium der beiden Heiligen zeigt. Interessant ist der Übergang, den der mittelalterliche Meister zwischen der Hauptikone und dem Rahmen geschaffen hat. Für den unwissenden Bittsteller, der vor der Ikone sieht, sieht es so aus, als ob eine feine Haut zwischen dem Rahmen und den Heiligen geklebt wurde. Der Effekt wurde durch das Auftragen mehrerer Schichten Grundierung auf den hölzernen Sockel und die anschließende Herstellung eines zusätzlichen Reliefs erzielt.



"Diese Art von Darstellungen sind nicht in Bulgarien zu finden, zumindest ist mir kein anderes ähnliches Bild mit einem Relief des Hl. Georg und des Heiligen Demetrius, oder von anderen Heiligen, die farbig dargestellt sind, bekannt“, sagt die Expertin Natalia Nedeltschewa und vermerkt, dass der Kanon eingehalten wurde. Der Hl. Georg ist auf einem weißen Pferd und der Hl. Demetrius auf einem roten Pferd dargestellt. Beeindruckend sei aber das Tier, das der Heilige Georg tötet. Es wird als ein Nilpferd oder Krokodil identifiziert und unterscheidet sich von den traditionellen Ikonen des Heiligen Georg, die wir kennen, auf denen der Heilige einen Drachen tötet. Der Heilige Demetrius tötet eine Schlange, die das Böse symbolisiert“, sagt Natalia Nedeltschewa und erklärt, dass es viele Ikonen gibt, auf denen der Heilige Demetrius einen Menschen tötet, von dem die Griechen glauben, dass es der bulgarische Zar Kalojan ist, um Thessaloniki retten. Doch der Mensch ist im Allgemeinen auch ein Symbol des Bösen und es ist nicht zwingend, dass es Zar Kalojan sein muss. Die Bulgaren glauben ihrerseits, dass es sich um Kaiser Basilius den Großen handelt", sagt die Restauratorin mit einem Lächeln.
Interessant ist auch die Frage, warum gerade diese beiden Heiligen auf dieser Ikone abgebildet sind. Vielleicht liegt die Antwort darin, dass nach traditioneller Vorstellung am Tag des Heiligen Georg das aktive landwirtschaftliche Jahr beginnt. Am Tag des zweiten Märtyrers im Oktober das landwirtschaftliche Jahr endet.

„Die Vermutung mit dem Anfang und Ende von Zyklen ist interessant. Inwieweit sie gerechtfertigt ist, kann ich nicht sagen. Die Heiligen lebten zur gleichen Zeit. Das Martyrium des H. Georg war am 23. April 305, dass des Hl. Demetrius am 26. Oktober 306. Vielleicht ist die Verbindung zwischen den beiden Heiligen, dass beide Märtyrer für den Glauben an Christus eintraten und beide unter extremer Folter gestorben sind. Vor allem unter Kaiser Diokletian, der von 284 bis 305 regierte, wurden die Christen massiv verfolgt. Der Hl. Georg wurde auf sehr grausame Weise gefoltert. In den Szenen späterer Darstellungen wird die Folter des Heiligen beschrieben", erzählt Natalia Nedeltschewa weiter.



Die Tatsache, dass die Ikone frühestens aus dem 11. Jahrhundert stammt, wird durch die Darstellung der Heiligen als Reiter belegt. Davor wurden sie sitzend mit Speeren dargestellt. Interessant ist auch, dass die Reiter ohne Steigbügel gemalt wurden, was für die Zeit des Mittelalters selten ist. Das spricht dafür, dass eine alte Tradition befolgt wurde, wie beispielsweise auf den Votivreliefs mit dem thrakischen Reiter.
Der Protopriester Iwan Goschew hat die Ikone leider außerhalb ihres kompositorischen Kontextes und ihrer ikonografischen Botschaft entdeckt. Es ist nicht bekannt, wer der Auftraggeber des Bildes war, aber er benötigte ganz sicher den Schutz der beiden himmlischen Krieger. Es ist möglich, dass der Auftraggeber selbst auch ein Krieger war. Die Tatsache, dass der älteste Teil der Ikone in einem neuen Rahmen gefasst wurde, zeugt von ihrem hohen Wert und ihre Heiligkeit im Leben ihrer Besitzer.

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Fotos: Museum für Kirchengeschichte und Archäologie, Iwo Iwanow
Übersetzung: Georgetta Janewa



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