Eine Region im ärmsten Gebiet der EU – so lautet der traurige Ruf des bulgarischen Nordwestens – hat es geschafft, sich unter den drei wirtschaftlich am stärksten entwickelten Regionen Bulgariens zu platzieren. Nach Angaben des Nationalen Statistischen Instituts (NSI) für 2023 belegt die Region Wraza gemeinsam mit der Schwarzmeer-Region Warna den dritten Platz hinter der Hauptstadt Sofia und Stara Sagora, mit einem Bruttoinlandsprodukt von 27.000 Lewa pro Einwohner. Dieser Wert könnte sich bei einer klugen kommunalen Politik erheblich erhöhen. Wie die folgenden Zeilen zeigen, arbeitet man zielstrebig genau daran – und zwar durch kulturellen Tourismus. Investitionen in kulturelle Ereignisse erweisen sich als entscheidender Schritt hin zu Wohlstand in der Region Wraza, zumal alle Voraussetzungen gegeben sind: natürliche Gegebenheiten, historische und kulturelle Sehenswürdigkeiten.

„Wir haben beschlossen, den Haushalt der Gemeinde grundlegend umzugestalten, was uns ermöglichte, das Kulturbudget zu vervierfachen – im Bewusstsein, dass dies bei einigen Einwohnern auf Unzufriedenheit stoßen würde“, sagte Wladimirow gegenüber Radio Bulgarien. „Wir sind uns völlig darüber im Klaren, dass bei weitem nicht alle Probleme der Stadt – Infrastruktur, Transport, Gesundheitswesen, Bildung – gelöst sind, um frei Geld für Kultur bereitzustellen. Wir investieren weiter in all diese Bereiche, aber wir hielten diesen Schritt für notwendig, damit sich die Wirtschaft unserer Stadt und Region entwickeln kann. Der Schlüssel dazu liegt im Tourismus und in der Kultur – in der Anziehung neuer Besucher, die den Ort kennenlernen und genießen sollen.“
Die Ergebnisse ließen nicht auf sich warten: Nach Angaben des Einheitlichen Systems für Tourismusinformation ist die Zahl der ausländischen Touristen gestiegen, ebenso wie die der Besucher aus Sofia, Plowdiw, Warna, Burgas, Weliko Tarnowo und Russe – Menschen, die die Stadt bisher entweder gar nicht oder nicht zu touristischen Zwecken besucht hatten. Wladimirow zeigt sich stolz über diesen Erfolg und über das zunehmend positive Medienimage der Stadt.
Einen bedeutenden Beitrag dazu leistet das Orchester „Symphonietta“ unter der Leitung von Maestro Christo Pawlow.

„Die Wrazaer ‘Symphonietta’ ist nicht einfach nur ein gutes Orchester – sie ist derzeit eines der besten im Land. Christo Pawlow gelang es, etwas wiederzubeleben, das vor 10–15 Jahren praktisch dem Untergang geweiht war. Ich erinnere mich, dass 2009–2010 sogar von einer Schließung die Rede war. Dann tauchte plötzlich dieser Mann auf – außerordentlich engagiert, voller Hingabe. Heute verfügt er über ein Orchester, in demMusiker aus verschiedenen Ländern arbeiten und dies mit Freude tun. Der Gemeinderat hat ihnen in diesem Jahr eine Etage eines denkmalgeschützten Gebäudes übertragen, in der sie eine Musikschule eingerichtet haben. Sie geben kostenlose Unterrichtsstunden für Einwohner von Wraza, die Interesse an Musik und verschiedenen Instrumenten haben.“
Der stellvertretende Bürgermeister betont, dass die Leistungen des Orchesters in erster Linie dem musikalischen Können zu verdanken sind:
„Unsere Aufgabe ist es, ihnen zu helfen, wo wir können – und wenn nicht, wie wir scherzen, ihnen zumindest nicht im Weg zu stehen. Die Initiative der Menschen aus Wraza und der Region muss gefördert werden, und genau das tun wir.“

Die Arbeit der „Symphonietta“ ist außerdem ein Beispiel für etwas sehr Wichtiges: Toleranz.
„Vor dem Hintergrund der Kriege und all der unschönen Ereignisse in der Welt ist ein Teil des Weges zu mehr Frieden die Investition in Kultur. Im Orchester von Wraza musizieren Russen, Ukrainer und Amerikaner gemeinsam – und sie verstehen sich hervorragend dank der universellen Sprache der Musik und der Kunst, die glücklicherweise wichtiger ist als die Sprache des Bleis.“
In diesem Zusammenhang arbeitet die Gemeinde auch an einer weiteren Idee zur Steigerung der Besucherzahlen: Wochenenden, die verschiedenen Nationalitäten und ihren Kulturen gewidmet sind.

„Wir organisieren diese gemeinsam mit dem lokalen Geschäftsumfeld, wofür ich äußerst dankbar bin, sowie mit diplomatischen Vertretungen verschiedener Länder in Bulgarien. Bisher hatten wir Italien-, Griechenland-, Spanien-, Frankreich- und Deutschland-Wochenenden – und weitere stehen bevor. Die meisten Restaurants und Lokale der Stadt machen aktiv mit, dekorieren ihre Räume und gestalten ihre Menüs nach den typischen Spezialitäten der jeweiligen Kultur. Kinder aus Kindergärten und Schulen geben den ganzen Tag über Konzerte und Aufführungen an verschiedenen Orten, es finden Bauernmärkte mit traditionellen Produkten statt, und am Abend tritt ein populärer Musiker des jeweiligen Landes auf.“
All diese Farbigkeit steht niemals im Widerspruch zum Schutz und zur Popularisierung der bulgarischen Kultur, betont Wladimirow. Er nennt als Beispiel eines der größten Folkloreereignisse der Gemeinde: das Nationale Folklorefest „Ledenika“ mitten im Sommer.

Autor: Joan Kolew
Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov
Fotos: Gemeinde Wraza, BTA, Facebook /Vratsa Symphon, Facebook /Gemeinde Wraza, Jordan Nedjalkow
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