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Weltwoche der interreligiösen Harmonie zwischen allen Religionen, Glaubensrichtungen und Weltanschauungen

Die Angst vor der Pandemie haben zutiefst gläubige Menschen durch das Vertrauen in Gott ersetzt

Foto: Archiv

Auf Initiative der Vereinten Nationen wird seit 2011 die erste Februarwoche als Weltwoche der Harmonie zwischen den Religionen, Glaubensrichtungen und Weltanschauungen gefeiert.

Bulgarien ist eines der Länder, in denen seit Jahrhunderten Vertreter vieler ethnischer Gruppen und Religionen zusammenleben. In der Verfassung des Landes ist verankert, dass "die traditionelle Religion in der Republik Bulgarien die orthodoxe Religion ist". Die "Gewissensfreiheit, Gedanken- und Religionsfreiheit sowie religiöse oder atheistische Ansichten sind unantastbar“, heißt es im Grundgesetzt.

76% der Befragten haben sich während letzten Volkszählung 2011 als orthodoxe Christen bezeichnet, 48.945 als Katholiken und 64.476 als Protestanten (0,8% bzw. 1,1% der Befragten). Das besagen die offiziellen Angaben des Nationalen Statistikamts. 10% der bulgarischen Bevölkerung gehören dem moslemischen Glauben an. 

2008 wurde ein Nationaler Rat für die Religionsgemeinschaften in Bulgarien gegründet, der Vertreter des muslimischen Glaubens, der armenisch-apostolischen Kirche, des zentralen geistlichen Rates Israels, der Vereinigten Evangelischen Kirchen und des katholischen Exarchats vereint. Die bulgarisch-orthodoxe Kirche hat derzeit keinen Vertreter in diesem Rat.

Zu den wichtigen Zielen dieses Rates gehört die Verbreitung von Wissen unter den verschiedenen Religionsgemeinschaften über ihre Prinzipien und ihr Wertesystem.

Doch ist eine Harmonie zwischen den Religionen überhaupt möglich und worin drückt sie sich überhaupt aus, wollten wir von dem Geistlichen Nikolaj Petkow wissen, der seit 17 Jahren in der Orthodoxen Kirche „Heiliger Propher Elias“ lebt und dient.

„Es herrscht das Gefühl vor, dass das Jüngste Gericht bevorsteht, dass Gottes Gericht für denjenigen gnadenlos sein wird, der keine Barmherzigkeit gezeigt hat“, antwortet der Pope und fügt hinzu, dass „wenn wir akzeptieren, dass Harmonie ein Gleichklang ist, dann ist das aber keine Garantie dafür, dass morgen dasselbe passiert, dass ein Stück heute exzellent aufgeführt wird, bedeutet nicht, dass es auch morgen so sein wird."

Dem Vorsitzenden des Nationalen Rates für die Religionsgemeinschaften in Bulgarien, Birali Birali, zufolge ist Harmonie dann möglich, wenn man sich gegenseitig kennt.

„Das ist ein Miteinander in dem klaren Bewusstsein, dass der andere Mensch sich von dir unterscheidet. Das, was alle Gläubigen auf der Welt vereint, ist der Glaube an Gott.“

Die ersten Zeugnisse über katholische Priester in Bulgarien stammen aus dem Jahr 1604, erinnert uns Pater Petko, der die katholische Gemeinde im Nationalen Rat für die Religionen vertritt. Obwohl es in Bulgarien nicht viele Katholiken gibt, sind sie mit ihren Projekten im sozialen und pädagogischen Bereich besonders aktiv.

"Die Nutznießer sind einfache Menschen in Not, unabhängig von ihrer Religion", stellt der Priester klar und teilt uns seine Beobachtung mit, dass die Angst vor der Pandemie den Glauben an Gott, den persönlichen Kontakt zu Gott durch das Gebet gestärkt haben.

Auch Greta Ganewa von den Vereinigten Evangelischen Kirchen in Bulgarien bestätigt, dass die Pandemie für den zutiefst gläubigen Menschen nicht im Mittelpunkt steht und dass die Angst durch das Vertrauen in Gott verdrängt wurde. Sie sieht die Gemeinsamkeiten zwischen Gläubigen auf der ganzen Welt in den gemeinsamen Werten.

„Das Schöne in Bulgarien ist, dass es hier viele Religionen gibt, die seit Jahrhunderten harmonisch neben- und miteinander leben. Das, was wir in Bulgarien haben, ist einzigartig. Es ist ein Modell, das unsere Vorfahren geschaffen haben, um miteinander zu leben und den Anderen so zu akzeptieren, wie er ist.“

Die Vorsitzende des Zentralen israelischen Rates, Sofia Koen, weist daraufhin, dass „jede Religion den wahren Weg zu Gott predigt. Welcher das ist, wird sich beim Jüngsten Gericht herausstellen. Bis dahin sollten wir alle bestrebt sein, gütig zu sein“.

Derzeit leben nicht mehr als 6.000 Juden in Bulgarien. Diese kleine Gemeinschaft führt aber ein aktives kulturelles und gesellschaftliches Leben. Sofia Koen ist überzeugt, dass Bulgarien zu den besten Beispielen in der Welt für eine Harmonie zwischen den Religionen gehört.

"Der Wunsch, ein wertvolles Leben aufzubauen, die jüngere Generation im Geiste der Versöhnung, gegenseitigen Unterstützung und des Respekts zu erziehen, ist bei allen Gläubigen vorherrschend. Leider ist die Geschichte der Menschheit voll von verurteilenswerten Extremen, die sich oft auf formalen religiösen Motiven gründen", sagte Prof. Garabed Minasjan, der die armenische Gemeinschaft im Rat der Religionen vertritt.

In Bulgarien gibt es mehr als ein Dutzend armenischer Kirchen mit jahrhundertealter Geschichte. Die armenische Gemeinde ist mit ca. 12.000 Personen zwar recht klein, sie hält aber trotzdem weiterhin das organisierte ethnische Leben aufrecht.

Fotos: Nationaler Rat für die Religionsgemeinschaften in Bulgarien

Übersetzung: Georgetta Janewa




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