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Die Integration der Roma steht weiterhin auf der Tagesordnung in Bulgarien

Foto: Zentrum „AMALIPE“

Der 8. April ist der Tag, an dem Roma auf der ganzen Welt ihre Identität feiern.

„Der Internationale Roma-Tag ist eine Gelegenheit zu zeigen, dass wir Teil der bulgarischen Nation und der europäischen Gemeinschaft sind und zur Entwicklung der lokalen, aber auch der Weltkultur beitragen“, erklärte Teodora Krumowa, Programmdirektorin der größten Roma-Organisation, die sich für eine bessere Bildung, für die Entwicklung der Gemeinschaft und die gleichberechtigte Integration der Roma in die bulgarische Gesellschaft einsetzt - „AMALIPE“. 

Teil ihrer Arbeit zur Verringerung der Zahl der Schulabbrecher ist das Programm „Jeder Schüler kann gute Noten haben“. Nahezu 250 Schulen im Land haben sich bereits an dem Programm beteiligt, das den heutigen Roma-Tag mit verschiedenen Initiativen begeht. In Sofia wurde auch eine große Lobbykonferenz organisiert:

„Das Hauptziel dieser Konferenz besteht darin, deutlich zu machen, dass das Thema der Roma-Integration immer noch auf der Tagesordnung steht und wir es nicht ignorieren sollten, ungeachtet des komplizierten politischen Kontextes, damit wir unsere Prioritäten und unsere Vorstellungen von einer nachhaltigen Politik darlegen können und es nicht nur bei Versprechungen und Absichtserklärungen bleibt“, unterstrich Teodora Krumowa.

Treffen von Roma-Lehrern mit dem Bildungsminister (2024)

Die Roma-Gemeinschaft hat ein enormes Potenzial, fügte Teodora Krumowa hinzu und erinnerte daran, dass das Zentrum für interethnischen Dialog und Toleranz seit 13 Jahren ein Treffen von Roma-Lehrern mit dem Bildungsminister organisiert, und dieses Jahr ist keine Ausnahme. Ihren Worten ist die Ernennung von immer mehr Vertretern der Roma-Gemeinschaft zu Lehrern an bulgarischen Schulen ein gutes Beispiel. Diese Lehrer sagen aber oft, dass sie weiterhin Diskriminierung und Ablehnung erfahren.

Die Beispiele erfolgreicher beruflicher Verwirklichung von Vertretern der Roma-Gemeinschaft helfen Schritt für Schritt, die Gewohnheit zu überwinden, eine ganze ethnische Gruppe auf den gemeinsamen Nenner von Hoffnungslosigkeit und tragischem Los zu bringen.

Teodor Assenow, ein Lehrer mit Roma-Herkunft, und seine Schüler aus Montana

„Die Region Plewen ist einer der Bezirke, in denen wir eine große Anzahl von Roma haben, die als Lehrer arbeiten. Das Bildungswesen ist jedoch nicht der einzige Bereich, in dem sie es geschafft haben, sich anzupassen. Es gibt auch immer mehr Beispiele dafür, dass Roma Mediziner werden. So gehörte auch die Ärztin Tanja Alekowa zu einem der Teams, die nach der Tragödie in der Stadt Kochani (Nordmazedonien) zu Hilfe kamen. Das zeigt, dass der Beitrag, den wir Roma leisten, wirklich wichtig für unsere gesamte Gesellschaft ist“, betonte die Programmdirektorin des Zentrums, dessen Name „AMALIPE“ eigentlich das Roma-Wort für „Freundschaft“ist.

Kinder sind am leichtesten für Freundschaft zu gewinnen, und am 9. April wird die Roma-Organisation in ihrem traditionellen Schülerwettbewerb Preise vergeben:

„Das diesjährige Thema lautet “Brücken statt Mauern - Vorurteile überwinden“.  Mehr als 150 junge Menschen haben ihre Aufsätze, Bilder und Videos eingereicht, in denen sie darüber nachdenken, wie wir Brücken statt Mauern bauen können, und zeigen, dass es in jeder Ecke Bulgariens junge Menschen gibt, die ihren Platz suchen und sich Gehör verschaffen wollen. Wir freuen uns, dass die Preisverleihung im Parlamentsausschuss für Bildung und Wissenschaft stattfindet. Diese jungen Menschen haben ihre eigenen Vorschläge für die Bildung in Bulgarien, und sie suchen nicht nach Bevorzugung, sondern vor allem nach Chancen“, erläuterte Teodora Krumowa.


Es ist wichtig zu wissen, dass die Preisträger nicht nur einen Roma-Hintergrund haben:

„Eines der wertvollsten Dinge, die wir in unserer Praxis sehen, ist, dass junge Menschen verschiedener ethnischer Gruppen viel stärker und geeinter sind, wenn sie zusammenarbeiten und ein viel besseres Vorbild geben. Ich hoffe, dass ihre Botschaften die Abgeordneten erreichen und ihnen einen Hauch von Vernunft und den Wunsch vermitteln, sich für eine gemeinsame Sache einzusetzen“, sagte Teodora Krumowa und fügte hinzu, dass das gegenseitige Kennenlernen die Grundlage für Akzeptanz und vollständige Integration ist.

Und in dieser Hinsicht kann die bulgarische Schule eine wichtige Rolle spielen:

„Aus diesem Grund organisiert „AMALIPE“ seit mehr als 20 Jahren ethnische Folklorekurse - Roma-Folklore in Schulen. Dabei handelt es sich um kostenlose Wahlfächer, in denen gemischte Schülergruppen die Kultur, die Traditionen und die Geschichte der Roma im Kontext der bulgarischen Kultur studieren. Sie lernen etwas über den Beitrag der Roma zur bulgarischen Kultur, über die Gemeinsamkeiten zwischen unseren Feiertagen und unseren Werten, denn jeder, der sich für die Folklore und die Volkspsychologie der Roma-Ethnie interessiert, sieht sehr schnell, dass sie viele der Werte hat, die wir in der bulgarischen und türkischen Kultur finden. Wir haben viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede“, so Teodora Krumowa abschließend.


Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Zentrum „AMALIPE“, die Gewerkschaft der bulgarischen Lehrer, BTA, Privatarchiv



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